Operation Terra 2.0. Andrea Ross
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Neugierig bahnte sich das Mädchen einen Weg durch das dornige Gestrüpp, blieb immer wieder mit den weiten Ärmeln ihres dunkelblauen Gewandes an den Zweigen hängen. Wie gehetzt sah Katelara sich um, denn niemand durfte sie hier bemerken. Wie hätte sie den Zweck ihrer kleinen Wanderung andernfalls glaubhaft darlegen sollen, ohne unangenehme Fragen aufzuwerfen?
Ein Glück, dass diese Piste kaum frequentiert wurde, seit man die Siedlung an ihrem Ende weiter nach Osten verlagert hatte! Das Gelände wäre an dieser Stelle viel zu unwegsam gewesen, um das Siedlungsgebiet einfach nur um weitere Flächen zu erweitern. Seit der Verlegung und dem Abtransport der Wohneinheiten führte die Strecke nur noch bis zu einer kleinen Wasserfläche, endete dort abrupt. Eigentlich ein Wunder, dass man bislang noch nicht auf den Gedanken gekommen war, deswegen den Magnetstrom der Piste zu kappen.
Jetzt hatte sich auch noch eine ihrer hüftlangen rotblonden Locken in den Dornen verfangen! Sollte sie ihren kühnen Plan unverrichteter Dinge aufgeben und lieber schleunigst zum Magnetfahrzeug zurückkehren? Wäre da bloß die brennende Neugierde nicht gewesen … eventuell bot sich hier im Nirgendwo auch die seltene Möglichkeit, die eigene Situation nachhaltig zu verbessern!
Katelara war bewusst, dass sie im Begriff stand, gegen eherne Vorschriften der Gemeinschaft zu verstoßen. Doch weshalb sollte ausgerechnet sie sich vorbildlich verhalten, wenn andere es nachweislich auch nicht mehr taten? Der Zweck heiligte in diesem Fall die Mittel, denn die Novizin der Wissenschaft hatte neuerdings nur noch wenig zu verlieren.
Von dort drüben war er gekommen … ungefähr jedenfalls!
Stück für Stück arbeitete die junge Frau sich mühsam zu der Stelle vor, die nach ihrer Ansicht am ehesten nach einer Felsspalte aussah. Es musste dort gemäß allen Regeln der Logik einen Durchgang geben. Der gutaussehende Mann im grünen Gewand konnte schließlich kaum aus dem Nichts aufgetaucht sein! Was mochte sie dahinter erwarten?
Ein schwacher Lichtschein zeigte ihr, dass sie sich auf dem richtigen Weg befand. Noch zirka zehn mehr oder weniger schmerzhafte Schritte, dann wäre sie endlich am Ziel angelangt!
Sorgenvoll betrachtete Katelara ihre zerkratzten Arme und die vielen kleinen Löcher im Gewand. Die würden sie wohl später ein wenig in Erklärungsnot bringen – doch über eingängige Begründungen nachzudenken, dafür blieb auf dem Rückweg sicherlich immer noch genügend Zeit.
Aufgeregt legte die Novizin den letzten Schritt zurück, der sie noch von der Felsspalte trennte. Sie hatte sich nicht getäuscht, man konnte sich hier durchquetschen, wenn auch nur kriechend. Katelara raffte ihr Gewand zusammen und schickte sich mutig an, auf allen Vieren in das unbekannte Gebiet vorzudringen.
*
Arden wanderte nervös auf und ab, wischte sich immer wieder die feuchten Handflächen an seinem Gewand ab; das Gewissen drückte ihn bereits, obwohl er im
Grunde noch gar nichts Falsches getan hatte. Das würde sich allerdings unweigerlich ändern, sobald Solaras endlich auftauchte. Wo blieb sein Vertrauter heute nur?
So wunderschön und beruhigend ihm dieser Ort im Niemandsland normalerweise erschien, so wenig konnte Arden dem Naturgenuss an jenem schicksalhaften Tag abgewinnen. Nicht einmal die warmen Sonnenstrahlen auf seiner Haut, die ihn wie tröstende Finger streichelten, vermochte er angemessen zu genießen.
Die Wissenschaftler aus der Sektion Gesundheit und Medizin behielten in diesem Punkt wohl Recht: geriet der Geist in Unruhe, wirkte sich das unmittelbar auf den Körper aus.
Als Arden aus Richtung der Felsspalte ein kaum wahrnehmbares Rascheln gewahrte, zuckte er erschrocken zusammen. Hastig verbarg er sich hinter einem besonders dicht gewachsenen Farn, als müsse er jeden Moment mit einem Angriff auf Leib und Leben rechnen. Sein Herz klopfte wild, pumpte ihm das Blut in Rekordgeschwindigkeit durch die Adern.
»Arden? Bist du auch schon hier?«, fragte die vertraute Stimme Solaras‘ besorgt. Der Angesprochene spähte ein letztes Mal prüfend durch die Farnwedel und stellte erleichtert fest, dass es sich bei dem Ankömmling tatsächlich um seinen Freund handelte. Genau wie sonst auch strebte dieser mit federnden Schritten dem flachen Felsblock zu, auf dem sie für gewöhnlich saßen.
Weswegen hatte er überhaupt etwas anderes erwartet? Jetzt war ihm sein übervorsichtiges, geradezu paranoides Verhalten schon fast peinlich.
»Ja, ich bin schon seit einer ganzen Weile hier!«, antwortete er mit einiger Verzögerung und bemühte sich nach Kräften, seine Erregung zu verbergen. Als wäre er nur spazieren gegangen, schlenderte er aus seinem Versteck hervor und ging Solaras entgegen.
»Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte Solaras beim Anblick Ardens. Der Geschichtsschreiber wirkte verkrampft, sogar der Klang seiner Stimme hatte sich verändert. Ob dies womöglich an der veränderten Atmung lag, die heute eher stoßweise und gepresst seine Lungen verließ?
Die Freunde nahmen an ihrer angestammten Stelle Platz.
»Mir geht es gut, Solaras!«, beschwichtigte Arden. »Ich bin lediglich ein wenig nervöser als sonst. Wir stehen schließlich im Begriff, uns mit vollem Vorsatz eines Vergehens wider die Gemeinschaft schuldig zu machen. Dir ist doch bewusst, was uns als Strafe drohen würde?«
Solaras‘ Miene wurde augenblicklich ernst. »Klar! Man hat es uns während der Schulungen regelmäßig eingetrichtert. Mal sehen, ob ich alles richtig im Gedächtnis behalten habe! Wir müssen uns vor Beginn der Gespräche vollständig darüber im Klaren sein, worauf wir uns einlassen!«, nickte er und zog die hohe Stirn in Falten.
»Also – das erste, etwas leichter wiegende Vergehen wäre schon die sinnlose Zeitvergeudung. Auf einer Strecke herumzufahren, die ins abgelegene Nirgendwo führt, würde wohl als solche betrachtet werden. Freilich, man kann sich legal mit einem Freund treffen und seine Freizeit mit ihm verbringen – nur eben nicht hier, abseits der Zivilisation. Richtig?«
»Richtig!«, bestätigte Arden kurz und bündig. Gängelnde Vorschriften wie diese hatte er in seinem tiefsten Inneren niemals akzeptieren können, obwohl sie durchaus einen tieferen Sinn beherbergen mochten. Man wollte auf diese Weise wahrscheinlich sichergehen, dass sich aus der Abgeschiedenheit geheimer Zusammenkünfte keine Revolten wider die Obrigkeit entwickeln konnten. Alles fand geregelt in der Gemeinschaft statt, jeder überwachte jeden. Konnte man da noch ernsthaft von der vielgerühmten Freiheit des Einzelnen sprechen?
»Nummer 2: Wir haben hier zufällig einen unberührten Ort aufgefunden, der unter Umständen für eine Nutzung durch die Gemeinschaft infrage käme. Wir hätten das auf der Stelle melden müssen! Dieser ebenfalls vorsätzlich begangene Fehler würde bei Aufdeckung sicher dazu führen, dass wir beide wegen Vertrauensverlusts als untragbar von unseren Sektionen ausgeschlossen werden würden.
Was für mich einer Katastrophe gleichkäme, um ehrlich zu sein. Stelle dir nur vor, man ließe uns nicht mehr forschen und recherchieren … nein, soweit darf es keinesfalls kommen!«, fuhr Solaras kopfschüttelnd fort.
»Da stimme ich dir vollinhaltlich zu!«, knurrte Arden. »Es wäre auch für mich kein erträglicher Lebensinhalt, mich künftig mit profanen Montagearbeiten oder Landwirtschaft beschäftigen zu müssen!«
»Und trotzdem ließe man uns wenigstens noch weiterleben, falls wir Delikt Nummer 3 heute nicht begehen würden: den sektionsübergreifenden Verrat!«, sagte Solaras mit Nachdruck in der Stimme.
Kaum