Operation Terra 2.0. Andrea Ross

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Operation Terra 2.0 - Andrea Ross

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Beide Männer ließen die entstandene Stimmung auf sich wirken, sinnierten in geistiger Übereinstimmung über die Gewichtung des Für und Wider. Noch konnten sie ihr Vorhaben jederzeit abbrechen, sich auf den Pfad der Rechtstreue zurückbewegen.

      Momente wie diese hatten den Freunden schon früher vor Augen geführt, wie perfekt sie im Fühlen und Denken harmonierten. Arden wurde überdies bewusst, dass er Solaras genau genommen in einem Anfall von Spontaneität das Brechen der Regeln beim letzten Treffen bereits in Aussicht gestellt hatte. Wie würde der auf einen Rückzieher reagieren, falls er sich hierzu entschloss?

      Solaras‘ Überlegungen kreisten mehr um die Frage nach dem tieferem Sinn der starren Regelungen. Auch wenn von den Dozenten seiner Sektion in nahezu sämtlichen Unterrichtseinheiten strikt betont worden war, man solle geltendes Recht niemals infrage stellen, weil die Vorschriften von klugen Köpfen erdacht und überprüft worden seien, die im Gegensatz zu einzelnen Individuen über einen exponierten Gesamtüberblick verfügten – sein wacher Geist ließ sich niemals ganz abschalten, so sehr er das auch versuchte.

      Es mochte durchaus den Tatsachen entsprechen, dass die gängige Gewaltenteilung im Alltag Sinn machte. Solange jeder sich ausschließlich um denjenigen Bereich kümmerte, für welchen er ausgebildet war, zeitigte dies wegen der Spezialisierung die bestmöglichen Ergebnisse. Die Vordersten der jeweiligen Sektionen koordinierten und kumulierten diese Bemühungen zu einem Ganzen, behielten den Überblick und die Weisungsgewalt über ihren abgegrenzten Bereich.

      Nur dann, wenn Entscheidungen sektionsübergreifend getroffen werden mussten, durften ausgewählte Mitglieder zusammen mit ihren Vordersten über diese starren Grenzen hinweg Informationen austauschen und sodann geeignete Vorschläge für die Regentenfamilie ausarbeiten. Selbstverständlich unter strengster Geheimhaltung und unter Ausschluss der Öffentlichkeit – die erfuhr nur, was sie unbedingt wissen musste. Aus diesem Grund existierte auf Tiberia auch keine freie Medienlandschaft, die unkontrolliert Informationen an das einfache Volk hätte ausposaunen können.

      Wie aber verhielt sich die Sache, falls Entscheidungen von epischem Ausmaß anstanden? Durften einige wenige Menschen dann tatsächlich über die Köpfe der restlichen Bevölkerung hinweg entscheiden? Was, wenn sie hierbei einem folgenschweren Irrtum unterlagen?

      Es hatte in der Vergangenheit bereits einige solcher fatalen Fehlentscheidungen gegeben, zu denen er Arden unbedingt näher befragen musste. Dieser kannte als führender Geschichtsschreiber sämtliche Details, die man seiner rein wissenschaftlich orientierten Sektion leider weitgehend vorenthalten hatte.

      Die Wissenschaftler hatten zwar mehrmals im Verlauf von Tiberias Geschichte ermöglichen ›dürfen‹, dass man Terra mithilfe von modernster Raumfahrttechnik zeitnah erreichen konnte; der Rest unterlag jedoch strikter Geheimhaltung. Über den Ausgang der jeweiligen Missionen waren der Allgemeinheit von offizieller Seite nur ausgewählte Bruchstücke mitgeteilt worden. Die Propaganda-Maschinerie funktionierte insoweit vorzüglich.

      Klar – hätten sich die Mitglieder der betroffenen Sektionen untereinander mit detaillierten Informationen aus ihrem Gebiet versorgt, wäre es wohl schwerlich gelungen, sie für weitere Aktionen ähnlicher Art zu rekrutieren … zumal man damit rechnen hätte müssen, dass sektionsfremde Zuhörer die Ereignisse mangels einschlägiger Fachkenntnisse falsch oder zumindest mangelhaft interpretierten.

      Auf diese Weise entstanden die Keimzellen für Gerüchte und Halbwahrheiten, deren Auswirkungen hernach kaum mehr kontrollierbar waren. Und was immer man nicht zur Gänze kontrollieren konnte, ging eben erst recht nie wieder einzubremsen; unaufhaltsam verbreiteten sich unzutreffende Informationen weiter, genau wie konzentrische Ringe auf einem Teich, nachdem man einen Stein hineingeworfen hat.

      Solche Entgleisungen konnten in letzter Konsequenz sogar die Denkweise eines ganzen Volkes verändern, das System zum Einsturz bringen und schließlich als unumstößliche Tatsachen in die Geschichtsschreibung einfließen. Wie sollten nachfolgende Generationen sicher unterscheiden können, was auf Tiberia tatsächlich geschehen war und welche Teile der Chronik mehr oder weniger auf solchen Fehlinterpretationen basierten? Ein Ding der Unmöglichkeit!

      Solaras dämmerte, dass auch er mit neuen Informationen sehr sorgfältig umgehen musste, sofern Arden zu einer Kooperation überhaupt noch bereit war. Momentan sah er drein, als trage er diesbezüglich gegen sich selbst einen erbitterten Kampf aus.

      »Also gut! Ich kann dich einfach nicht ins Ungewisse reisen lassen, auch wenn wir uns jetzt beide deswegen gefährden!«, riss Arden ihn aus seinen Grübeleien. »Sollte es schiefgehen, werden wir zur Jagd freigegeben und in Kürze durch die Hand eines beliebigen Kameraden sterben. Nimmst du dieses mögliche Schicksal an, ist es dir die Befriedigung deines Ehrgeizes wert?

      Bedenke, du könntest die Teilnahme an der wie auch immer gearteten Mission ebenso gut einfach verweigern. Man hat dir ja eine Wahl gelassen, wenn ich mich recht entsinne!«

      Erst in diesem Augenblick musste Solaras sich ehrlich eingestehen, dass ihn an der fraglichen Mission nicht nur der Dienst für die Gemeinschaft reizte. Arden mochte freilich recht haben, wenn er darüber hinaus egoistische Motive vermutete. War er denn dermaßen leicht durchschaubar?

      »Danke, mein treuer Freund! Keine Sorge, wir werden es schon nicht so weit kommen lassen, dass Schwierigkeiten auftreten. Wir treffen uns am besten mehrmals, damit unsere Abwesenheitszeiten nicht auffällig lang geraten«, versprach Solaras.

      »Das klingt vernünftig. Mit welchem Teil unserer Geschichte darf ich dir überhaupt weiterhelfen? Interessieren dich Zeitalter, die wir noch auf dem Mars verbracht haben? Oder eher Begebenheiten aus der Frühzeit Tiberias? Die jüngere Geschichte?«

      »Weder, noch! Ich muss alles über Terra wissen. Die gesamte traurige Geschichte seit der Besiedlung unserer Brüder und Schwestern nach der Flucht vom Mars ebenso wie den heutigen Stand der Dinge. Wann waren wir warum dort, was ist bei diesen Besuchen geschehen? Die ganze ausführliche Version eurer Sektion eben, die für uns Wissenschaftler absolut tabu ist!«

      Katelara hatte genug gehört. Es würde sich auf alle Fälle lohnen, sich in einem KIN erneut der Tortur mit der Dornenhecke auszusetzen. Lächelnd wartete die junge Frau ab, bis die Herren namens Solaras und Arden sich, getrennt voneinander und sorgsam um Unauffälligkeit bemüht, vom Schauplatz entfernt hatten.

      Nach einer kleinen Pause trat sie ebenfalls den beschwerlichen Rückweg zur Magnetpiste an – nur dass sie dieses Mal kaum an die lästigen Schmerzen dachte, die ihr das Gestrüpp zufügte. Es gab jetzt eindeutig Wichtigeres zu tun, als ein paar lange Kratzer auf der Haut zu betrauern. Keine Frage, Katelara witterte eine nachhaltige Verbesserung ihrer Situation!

      Ungeachtet dessen konnte auch sie ihre Erziehung nicht verleugnen und begann ungewollt darüber nachzudenken, ob die strengen Regeln nicht tatsächlich wohldurchdacht und sinnvoll seien. Schließlich waren die beiden potentiellen Verräter schon im Vorfeld der Tat aus dem seelischen Gleichgewicht geraten. Wo mochte das für diese bedauernswerten Männer noch enden, wenn sie demnächst ihre eigene Karriere zu deren Ungunsten gerettet hätte?

      Endlich erreichte die blasse, hochgewachsene Novizin ihr Fahrzeug; einem spontanen Einfall folgend, zerkratzte sie dessen seitliche Struktur mit einem abgebrochenen Dorn. Sie würde sich schnurstracks zur Krankenstation begeben und ihren lädierten Zustand mit einem Unfall begründen, den sie wegen einer plötzlichen Unterbrechung des Magnetflusses erlitten habe.

      Später würde sie dann hoffentlich unumwunden zugeben können, dass sie für kurze Zeit auf verbotenen Pfaden im Dienste der Allgemeinheit unterwegs gewesen war.

      *

      Alarmiert beobachtete Arden bereits seit einer Weile, wie hektisch

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