Operation Terra 2.0. Andrea Ross

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Operation Terra 2.0 - Andrea Ross

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Zwielicht.

      Einer nach dem anderen trat staunend ein, nahm an der langen Tafel Platz. Fünf Weinkrüge und eine Ansammlung von hölzernen Kelchen standen auf einem kleinen Tisch an deren Stirnseite bereit, warteten auf durstige Gäste. Wahrscheinlich saß an diesem Platz normalerweise der Familienvater, um mit Adleraugen über den Ausschank zu wachen.

      Bauer Jeremias, welchem das Anwesen in dieser Generation gehörte, trug eilfertig die bestellten Teller auf, legte einige Brote daneben und zog sich dann freundlich grüßend zurück. Er wollte mit dem verbliebenen Rest seiner einstmals großen Familie ebenfalls den Sederabend feiern, ganz still und bescheiden. Als guter Gastgeber verstand er sich darauf, den Passahpilgern nur die allerbesten Speisen zu kredenzen, die seine bestens gefüllte Vorratskammer hergab.

      Die vergleichsweise wohlhabenden Bauersleute waren nur zu dritt und konnten somit auf eine lange Festtafel verzichten. Sie feierten separat in der angrenzenden Küche. Die meisten ihrer erwachsenen Kinder waren schon lange aus dem Haus und hatten eigene Großfamilien gegründet, die der alte Jeremias beim besten Willen nicht alle unter einem Dach hätte vereinen können. Seit der Ankunft des letztgeborenen Enkelkindes hätte es sich um sage und schreibe 63 Personen gehandelt!

      So blieb er an diesem besonderen Abend notgedrungen mit seiner Ehefrau und dem jüngsten Sohn alleine, um keines seiner weiteren Kinder mit einer Einladung zu bevorzugen. Er wollte niemanden vor den Kopf stoßen, keinesfalls Eifersucht unter seinen Nachkommen wecken. Die Rivalität würde ohnehin noch groß genug werden, sobald sie sich dereinst um ihr Erbe zanken mussten. Er würde schließlich nicht ewig auf Erden weilen, und auf den Besitz des Bauernhofs schielten bereits jetzt so einige von ihnen.

      Jeremias und seine Frau schätzten sich glücklich, stattdessen den bekanntesten aller Prediger samt Anhang als illustre Gäste bei sich zu haben. Sie waren vollkommen überzeugt davon, dass jener gottgesandte Nazarener das Haus durch seine bloße Anwesenheit segnen würde, so dass in Zukunft nie wieder ein Unglück über die darin lebende Familie kommen könne.

      Jesus nahm traditionell inmitten der fröhlich plappernden Zwölferschar aus Jüngern Platz, damit wirklich jeder der Anwesenden seinen Ausführungen problemlos lauschen konnte. Er würde ihnen Unangenehmes zu eröffnen haben, doch das ließ sich leider nicht mehr vermeiden. Vielleicht bot sich hier und heute sogar die allerletzte Chance, seine Jünger schonend auf das kommende Unheil vorzubereiten.

      Wie üblich saß Maria Magdalena auf Tuchfühlung an Jesus‘ rechter Seite; die meisten seiner Anhänger hatten sich an diesen Anblick gewöhnt und störten sich nicht mehr an der merkwürdigen Tatsache, dass die einzige Frau unter ihnen gleichberechtigt behandelt und überdies innig geliebt wurde.

      Einzig die Herren Simon Petrus und Judas beobachteten zu Beginn dieses Abends voller Ingrimm, wie vertraut das Paar die Köpfe zusammensteckte; sie hielten es weiterhin für unangebracht, dass ihr Meister als himmlischer Messias nicht einmal über irdische Verführungen dieser Art erhaben war. Wäre es nach ihnen gegangen, so hätte er dem Weibsvolk komplett entsagen sollen.

      Doch was heute noch nicht war, konnte ja später noch werden … Jesus hatte vor einigen Monaten verheißungsvoll zu Simon Petrus gesagt, dass er wie ein starker Fels sei, auf dem eines Tages seine neue Kirche erbaut werde. Bestimmt war er dazu ausersehen, Jesus‘ Nachfolge anzutreten!

      Nun, falls diese Prophezeiung tatsächlich eintreffen würde, nahm sich der vierschrötige Apostel beim Anblick des unverhohlen turtelnden Paares vor, dann würde er künftigen Priestern die Ehe und damit jeglichen körperlichen Verkehr mit anderen Menschen strikt verbieten.

      Wer sein Leben dem Einen Gott widmete, der hatte sich anderweitig gefälligst zurückzuhalten. Man konnte im Leben schließlich nicht gleichzeitig zwei Herren dienen!

      Wäre Jesus‘ führender Jünger ehrlich zu sich selbst gewesen, dann hätte er sich beschämt eingestehen müssen, dass diese negativen, abfälligen und überaus neiderfüllten Gedanken in Wahrheit einem ganz profanen menschlichen Bedürfnis entsprangen.

      Simon Petrus kämpfte nämlich verzweifelt mit einer fast unerträglichen Sehnsucht nach seiner Familie. Nach seiner eigenen Frau, die er schon seit Monaten nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Ob und wann er sie wieder einmal für kurze Zeit besuchen könnte, stand in den Sternen.

      Nahezu in jeder Nacht suchte ihn die quälende Vision heim, wie seine Gefährtin in Kapernaum einsam und traurig zu Bett gehen und sämtliche Schwierigkeiten des Lebens alleine oder mithilfe anderer Familienmitglieder meistern musste. Er vermisste Sarah mittlerweile so sehr, dass es gehörig schmerzte.

      Gut, es war seine eigene Entscheidung gewesen, sich Jesus anzuschließen. Aber wenn der Fischersmann Simon Petrus wegen seiner religiösen Gefolgschaft schon nicht bei seinem Eheweib sein konnte, dann gönnte er ein solches Vergnügen eben auch keinem anderen Menschen, der sich aus freiem Willen dem Glauben verschrieb.

      *

      Als Jesus den Jünger Thomas bat, die Kerzen anzuzünden, kehrte allmählich Ruhe an der Festtafel ein. Aller Augenpaare hefteten sich nun gespannt auf den Meister, der aufgestanden war, um zur Feier des Tages höchstpersönlich den Rotwein auszuschenken.

      Sobald endlich jeder einen gut gefüllten Kelch vor sich stehen hatte, erhob der Messias seinen eigenen, um den bestens gelaunten Jüngern freundlich zuzuprosten.

      Als gläubige Juden erwarteten sie, dass Jesus nun der Tradition gemäß aus der Haggada vorlesen müsste. Am Sederabend wurde normalerweise jedes Jahr die alte Geschichte, wie Gott sein Volk einst unter ärgsten Entbehrungen aus Ägypten errettet und ins gelobte Land geführt hatte, von neuem erzählt. Man pflegte anschließend einen Segen über den koscheren Speisen auszusprechen und dann scherzend und schwatzend mit dem üppigen Festmahl zu beginnen.

      Doch Jesus tat zu ihrem Erstaunen nichts dergleichen. Er hielt lediglich eine kleine Dankesrede, dann brach er das Brot.

      »Nehmt es und esst nach Herzenslust, denn das Brot symbolisiert meinen Leib. Ihr könnt dasselbe später zu meinem Andenken tun, da ich in Kürze nicht mehr unter euch weile! Denn dies ist unser letztes gemeinsames Abendmahl.«

      Ein Raunen ging durch die Gesellschaft. Wie hatte Jesus das gemeint? Wollte er mit diesen vagen Andeutungen etwa ankündigen, dass er sie bald zu verlassen gedachte?

      Niemand fand Gelegenheit, genauer hierüber nachzudenken. Denn nun griff Jesus mit weit aufgerissenen Augen nach dem Kelch, erhob ihn feierlich und bat seine zwölf Getreuen und Maria Magdalena, es ihm gleichzutun.

      »Seht, dieser vorzügliche Wein ist wie mein Blut. Damit besiegle ich meinen festen Bund mit euch und zahlreichen anderen Menschen, denn ich werde es für euch vergießen. Wann immer ihr in Zukunft Wein trinkt, verkündet ihr zugleich eures Herrn Tod. Tut auch das zu meinem Andenken, bis ich eines Tages am Ende der Zeit wiederkehre!«

      Nun waren die Apostel endgültig verunsichert. Simon Petrus schluckte, fasste sich ein Herz und fragte zaudernd:

      »Herr, wie meinst du das? Willst du uns im Stich lassen oder befürchtest du gar dein baldiges Ableben?«

      Jesus seufzte tief und verkündete mit todernster Miene: »Einer ist unter euch Aposteln, der mich noch im Verlauf dieser Nacht verraten wird!«

      Rufe der Empörung wurden laut. Jeder beeilte sich zu versichern, dass er so etwas Niederträchtiges ganz bestimmt nicht im Schilde führe! Die Einen schmeichelten dem Nazarener, andere kamen ihm mit galligen Vorwürfen. Wie konnte er nur allen Ernstes annehmen, dass ausgerechnet jemand von ihnen zu solch einer

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