Thriller Spannung 2021: 13 Urlaubs-Krimis auf 1527 Seiten. A. F. Morland
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„Was heißt hier geplant?“, unterbrach Nellen brüsk. „Ihr solltet sie bis zum Prozess kaltstellen oder ausschalten. Von Mord oder Totschlag war keine Rede. Unentschuldigtes Fehlen bei einem Gerichtstermin, auf das und auf nichts anderes hatten wir uns verständigt.“
Der Chef wollte sich nicht auf eine lange Debatte am Telefon einlassen. Sein Ohr schmerzte, und er hatte starke Kopfschmerzen.
„Einer meiner Mitarbeiter ist dabei tödlich verunglückt. Ich weiß nicht, wie rasch man ihn identifizieren wird und wie schnell das zu uns führt.“
„Aha“, sagte Nellen trocken, „jetzt verstehe ich. Sie sind also draußen, nicht mehr im Geschäft, das wollten Sie doch sagen?“
„Ja.“
„Gut oder vielmehr schlecht, das war natürlich der letzte Auftrag, den Sie von mir bekommen haben.“
„Das befürchte ich, ja.“
*
Rudi versuchte beim Frühstück, mit dem Wenigen, was er wusste und vermutete, Isa zu erklären, was sich heute Nacht im Treppenhaus abgespielt hatte. Er war damit gerade fertig, als Dorberg anrief.
„Die junge Dame aus der Ahornstraße hat sich mit einem jungen Mann eingelassen, der mit einer professionellen Bande pokert. Du weißt, was das in der Regel bedeutet?“
„Aber ja. Danke für die Warnung.“
Eigentlich reichte es jetzt mit den Schreckensmeldungen.
*
Für Rudis Geschmack nahm Isa diese Horrormeldung zu gelassen auf: „Julia hat kein Geld und kann auch kein Geld organisieren oder leihen. Da habe ich vorgesorgt, bevor ich zur Staatsanwaltschaft gegangen bin. Das Geld ist erstens gut versteckt und den Schlüssel zum Versteck habe ich zweitens sozusagen in vier Teile zerlegt, erst mit allein Teilen lässt sich das Versteck, wenn man es denn entdeckt hat, auch öffnen. Und Fremde müssen aufpassen, dass dabei die Sprengladung nicht hochgeht.“
„Welche Sprengladung?“
„Mit der das Geld zusätzlich gesichert ist.“
Rudi schluckte: „Isa, du wirst mir langsam unheimlich.“
„Warum. Hast du es auch auf mein Geld abgesehen?“
„Nein, auf dich; wenn du dich damit abfinden kannst, dass ein hessischer Hauptkommissar wahrscheinlich sehr viel weniger verdient, als du in deiner Vergangenheit.“
„Das wird sich noch herausstellen, mein Bester.“ Sie gähnte, dass er ihre Mandeln bewundern konnte.
So folgte ein langen Kuss, bei dem Rudi und Isa keinen Grund hatten, aus dem Fenster zu schauen. Deshalb bemerkten sie auch nicht, dass ein Auto mit einem SU-Kennzeichen auf der Straße hielt, ein Mann ausstieg und sich in einen dort parkenden Wagen mit einem Bonner Kennzeichen setzte. Beide Wagen fuhren gemeinsam los.
Rudi und Isa fanden derweil den Weg ins Schlafzimmer.
Hinterher überlegte er gerade, ob es sich lohnte, noch einmal ohne Isa ins Bett zu gehen, als sein Chef Paul Fichte anrief: „Rudi, mir ist noch so eine scheußliche Idee gekommen.“
„Und welche?“
„Wenn Sie euch in der 'Erbsensuppe' mit einen Peilsender beglückt haben, können Sie am Samstag, als ihr fast den ganzen Tag in Sachen Kunst und Kultur unterwegs gewesen seid, in eurer Wohnung völlig ungestört eine Wanze montiert haben.“
„Du kannst einen richtig aufheitern.“
*
Rechtsanwalt Nellen erreichte Mehtar Ben Ali in einem ICE nach Zürich und informierte ihn über den missglückten Anschlag in Bonn. Sie sprachen wie üblich Französisch miteinander.
„Das heißt, jetzt sind wahrscheinlich die anderen am Zuge.“
„Das fürchte ich auch.“
Das stimmte schon nicht mehr, als Nellen die Handytaste mit dem roten Hörer drückte. Sofort bimmelte der Apparat und ein unbekannter Mann fragte, ohne sich vorzustellen: „Haben Sie heute morgen mit unserem Chef Niels Kollau telefoniert?“
„Warum wollen Sie das wissen? Wer sind Sie überhaupt?“
„Weil wir gestern Nacht bei einer schiefgelaufenen Operation in Bonn dabei waren, aber von den Bullen nicht bemerkt wurden. Da war die Wanze schon montiert und wir haben einen Teil der Gespräche gespeichert ... nein, abgehört haben wir die Scheibe noch nicht. Wir wissen nicht, was auf der Platte drauf ist ... Wir haben sie erst heute bergen können. Richtig, Sie müssten eine Katze im Sack kaufen. Wir lassen Ihnen Katze und Sack auch sehr billig.“
„Wo in Bonn war das?“
„In Ückesdorf.“
„Okay. Riskieren wir es. Kommen Sie am Montagvormittag mit der Scheibe in meine Kanzlei. Aber Vorsicht, keine Tricks. Ich bin im Moment sehr nervös.“
Rudi scheuchte Isa aus dem Bett. „Schluss mit dem Vergnügen. Los, wir müssen nach einer Wanze suchen.“ Der Anblick einer auf den Knien herumkriechenden Isa war sehr hübsch und durchaus anregend, was sie aber oben auf einem Schrank fand, sehr viel weniger. Rudi legte die Wanze lahm, und bei viel frischem Kaffee überlegten sie gemeinsam, worüber sie sich unterhalten hatten, was einen Fremden, einen Übelgesinnten, einen Feind davon wohl interessieren mochte. Das Gespräch setzten sie bei einem langen Spaziergang im Kottenforst fort und ahnten natürlich nicht, dass der Läufer in dem weinroten Trainingsanzug ein Beamter der Kriminalpolizei war, der sich dienstlich fit hielt, um ein Auge auf Rudi und Isa zu haben. Hauptkommissar Schneider hatte mit einer Leiche genug.
*
Den Rest des Tages vertrödelten sie. Katrin rief zwischendurch einmal an und war ehrlich empört, was Freund Rudi an gewalttätiger Unruhe in das friedliche Haus eingeschleppt hatte. Rudi gab sich zerknirscht und musste lange Süßholz raspeln, bis sie sich beruhigte. Oder wenigstens so tat.
*
Andere waren fleißiger. Zwischen Wiesbaden und Bonn glühten die Telefonleitungen und stöhnten die Server über die Unmassen vom Mails, die zwischen den beide Städten hin- und herflitzten. Sogar Kriminalrat Brock opferte seinen geheiligte Sonntagsschlaf und kam ins Amt, um lange und gelegentlich lautstark mit Paul