Thriller Spannung 2021: 13 Urlaubs-Krimis auf 1527 Seiten. A. F. Morland
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„Und du willst jetzt von mir mal so eben wissen, wer hinter dieser Pokerbande steckt?“
„Das wäre wunderbar.“
„Das wiederholst du nicht, wenn du hörst, was ich heute herausgefunden habe. Die Laube gehört dem Bruder des Grafen von Stahl.“
„Wie bitte?“
„Essen hat einer Bordellstraße, heißt die Stahlstraße, und der mächtigste Mann dort wird der Graf von Stahl genannt.“
„Da hat eine Prostituierte den letzten Rest von literarischer Bildung und Humor zusammengekratzt.“
„Schon möglich. Bürgerlich heißt der Kerl Leo Woslowski und wohnt in Haarzopf. Natürlich habe ich seine Adresse. Wir treffen uns in der Ahornstraße.“
Der Leihwagen lief so gut, dass Rudi ernsthaft überlegte, seine alte sandfarbene Möhre endlich abzustoßen und sich einen neuen Karren zu leisten. Auf seinem Konto hatte er genug Geld angesammelt. Sie rasten, was die vier Zylinder, gefüttert mit Super plus, hergaben. Dorberg wartete schon vor dem Haus und winkte ab, als Isa sich bei ihm bedanken wollte.
„Ich habe zwei Töchter durch die romantische Phase der großen Lieben gebracht“, sagte er trocken. Beide haben ihre Examina geschafft, sind verheiratet, haben Kinder und ich muss jetzt Enkelinnen durch Liebeskummer und -leiden schubsen. Ich lege ehrlich keinen Wert darauf, Urgroßvater zu werden.“
Isa klingelte Sturm, und Rudi meinte: „Versuche sie zu trösten und zur Vernunft zu bringen. Wir kommen zurück, sobald wir die Schuldscheine, sofern vorhanden, eingesammelt haben.“
Dorberg und Rudi nahmen den Leihwagen mit Bonner Kennzeichen. Leos Haus war zu groß und zu pompös für die Umgebung, die meisten Fenster waren erleuchtet. Bevor Dorberg klingelte, machten sie ihre Waffen schussbereit. In der Diele ging auch ein Licht an und sie hörten, dass hinter der Eingangstür ein Hund hechelte und knurrte.
Dorberg schien den Grafen von der Stahlstraße zu kennen und begrüßte den großen Mann, der die Haustür öffnete, fröhlich mit: „Na Leo, du alte Drecksau und Kinderschänder, wir wollen nur ein paar Schuldscheine einlösen.“
Ob der Hund auf das Wort Drecksau dressiert war, blieb unklar. Jedenfalls machte er Anstalt, Dorberg an die Kehle zu springen, was Rudi nicht duldete. Es wurde ein prächtiger Kopfschuss, der Rottweiler legte sich flach auf die Dielenfliesen, und als Leo Woslowski in die Tasche griff und seine Hand mit einem Schnappmesser wieder hervorkam, schoss Dorberg dem unvorsichtigen Leo in den Oberschenkel; Woslowski legte sich neben seinen toten Hund, das Messer rutschte über die Fliesen bis an die Wand.
„Seid ihr Arschlöcher verrückt geworden?“, kreischte eine mangelhaft bekleidete Frau los, die in die Diele gestürzt kam. Dorberg schien sie zu kennen und grüsste unverändert freundlich: „Hallo, Rita, du stählerne Königin der Schwanzlutscherinnen. Lässt dich Leo wieder ran an sein kleines Stück? Es lebe Viagra – oder?“
„Was wollt ihr Komiker?“
Jetzt schoss Dorberg noch einmal. Hinter Rita ging eine Wandleuchte zu Bruch. Sie schrie auf und ließ sich auf die Knie fallen. „Wir wollen alle Schuldscheine, die Leo hat, und zwar subito, pronto, verstanden?
Leo winkte sie heran, damit er ihr was ins Ohr flüstern konnte, und drohte dann laut: „Das werdet ihr bezahlen. Ich mache euch fertig und verfüttere das Hackfleisch an meinen neuen Hund.“
„Ja, das wissen wir, wenn du aus dem Krankenhaus kommst und noch laufen kannst. Wenn es dir lieber ist, fackeln wir vorher die Stahlstraße ab. Ich weiß sehr genau, was du unter Ritas Bett versteckt hast. Für sie sind fünf bis sieben Jahre drin, für dich, wenn alle Frauen aussagen, zwölf bis fünfzehn plus Sicherungsverwahrung.“ Rita stand auf und schlich mit krummem Rücken aus der Diele. Minuten später kam sie mit einer prall gefüllten Papiertüte zurück. Dorberg und Rudi holten sich zwei Stühle und schauten sich in aller Ruhe die Scheine, Notizen und Zettel an. Kaum zu glauben, wer sich da mit welchen Summen verschuldet hatte. Darunter auch auch ein Timo Reufels, und weil im Wohnraum lustiges Kaminfeuerchen prasselte, fütterten sie den Kamin mit etwas Papier und einer halbvollen Papiertüte.
Rita hing sich ans Telefon: „Einen Notarztwagen bitte, mein Freund hat sich aus Versehen ins Bein geschossen.“ Na ja, so konnte man es auch ausdrücken.
*
Auf der Rückfahrt erklärte Dorberg sein Handeln. „Wir hatten zweimal den schönen Leo bis vor Gericht gebracht. Und beide Male kam er mit Notwehr durch. Ich hatte mir fest vorgenommen, bevor mich ein Schwerverbrecher in Notwehr ersticht, schieße ich lieber, eigentlich wollte ich seine Eier treffen, aber der Oberschenkel ist ja auch ganz nett.“
„Ist das deine Dienstwaffe?“
„Nein, die habe ich längst abgegeben. Diese Pistole habe ich heimlich einem Totschläger abgenommen, der sie in den nächsten Jahren nicht mehr brauchte, und dann hatte ich mich an das gute Stück gewöhnt.“
Rudi staunte. So kannte er seinen Freund Dorberg gar nicht.
*
Isa kam an die Haustür gestürzt: „Erfolg gehabt?“, flüsterte sie.
„Ja“, gaben beide genau so leise zurück.
„Passt! Das darf sie nicht hören, ich habe sie wohl so weit, dass sie mit mir nach Bonn kommt und Timo für den Moment vergisst.“
Das war Rudi eigentlich gar nicht recht; aber er konnte es der besorgten Mutter einer liebeskranken Tochter wohl nicht abschlagen. Schon auf der Ruhrbrücke erkundigte sich Julia: „Schläfst du – Entschuldigung, schlafen Sie mit meiner Mutter?“
„Ja, du kannst mich ruhig duzen. Heute nacht überlasse ich aber dir meine Betthälfte.“
„Dann bist du der Schulfreund aus Lanzarote?“
„Nein, der aus Mainz-Kastel, den deine Mutter auf Lanzarote zufällig wiedergetroffen hat.“
„Es geht doch nichts über alte Freundschaften“, murmelte Julia etwas aufsässig, aber das überhörte Rudi elegant, weil er gerade einen dieser idiotischen, lebensgefährlichen Gigaliner überholen musste.
Dienstag, 17. Juni
Die Couch war verdammt unbequem, Rudi spürte schmerzhaft alle Knochen, als Julia mit ihrem