Die Evolution der Seele und Natur. Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Evolution der Seele und Natur - Die (d.i. Mira Alfassa) Mutter страница 17
Das Zugeständnis eines Tier-Seelen-Daseins und der vergangenen subhumanen Geburten der Seele, die langsam und vorsichtig die Geburt in das Menschsein vorbereitet, kann nicht plötzlich an dieser Linie in der natürlichen Stufenfolge haltmachen. Denn der Mensch wiederholt mit seinem Wesen in gedrängter Zusammenfassung nicht nur das Tier-Dasein unter ihm, sondern auch das dunklere subanimalische Sein. Aber wenn es schon schwer für uns ist, in unserer Verachtung für die animalische Gestalt und das animalische Mental dem Tier eine Seele zuzugestehen, ist es noch schwieriger, sie dem rohen Unterbewusstsein der subanimalischen Natur einzuräumen. Der alte Glaube machte dieses Zugeständnis mit der glücklichsten Leichtigkeit, er sah überall, im Belebten und Unbelebten, eine Seele, eine lebendige Gottheit, und für seine Auffassung war alles mit spirituellem Leben erfüllt. Der abstrakte logische Intellekt mit seiner Leidenschaft für saubere Ausschnitte fegte in der Zwischenzeit diesen weiten Glauben als einen fantasievollen Aberglauben beziehungsweise einen primitiven Animismus beiseite, und führte, beherrscht von seinen begrenzenden und aufteilenden Definitionen, eine scharfe Spaltung zwischen Mensch und Tier, Tier und Pflanze, belebtem und unbelebtem Sein herbei. Doch jetzt ist dieses System unduldsamer Spaltungen für das Auge unserer sich weitenden Vernunft in raschem Schwinden begriffen. Das menschliche Mental ist eine Entwicklung aus dem, was in der animalischen Mentalität nur ansatzweise vorhanden ist; auch in diesem niedrigeren Typus ist eine Art unterdrückter Vernunft, denn diese Bezeichnung kann wohl einer Kraft instinktiven und gewohnheitsmäßigen Schlussfolgerns gegeben werden, die aus Erfahrung, Assoziation, Gedächtnis und Nervenreaktion herrührt, und der Mensch selbst fängt mit diesen Dingen an, obschon er aus dieser Tiererbschaft heraus eine freie, sich selbst befreiende menschliche Kraft von reflektierendem Willen und Intelligenz entwickelt. Und es ist jetzt klar, dass das nervliche Leben, das die Grundlage dieser physischen Mentalität in Mensch und Tier ist, auch in der Pflanze grundsätzlich identisch vorhanden ist; und nicht nur dies, sondern es ist mit uns verwandt durch eine Art Nervenpsychologie, die das Vorhandensein eines unterdrückten Mentals bedeutet. Wir können jetzt mit gutem Grund darauf hinweisen, dass ein unterbewusstes Mental in der Pflanze – doch ist es nicht auf den Gipfeln der Pflanzenerfahrung nur noch halb unterbewusst? – im Tierkörper bewusst wird. Wenn wir tiefer hinabsteigen, finden wir Hinweise, dass in den rohesten subvitalen Materieformen die Ansätze genau derselben Lebensenergie und ihrer Reaktionen stecken.
Und dann erhebt sich die Frage, ob es nicht einen ununterbrochenen roten Faden in der Natur gibt, keine Spaltungen und Schnitte, keine unüberbrückbaren Abgründe oder unpassierbare Grenzen, sondern eine vollständige Einheit, einen Materieinstinkt mit unterdrücktem Leben, einen Lebensinstinkt mit unterdrücktem Mental, einen Mentalinstinkt mit der unterdrückten Energie einer göttlicheren Intelligenz, wobei sich aus jeder neuen Entstehungsform oder -art eine Stufe in der Abfolge niedergehaltener Kräfte herausentwickelt, und auch hier wäre die Evolution nicht am Ende, sondern diese umfassende, prall gefüllte Intelligenz wäre das Mittel, um eine größere und jetzt unterdrückte Selbst-Macht des Geistes zu befreien. So begegnet unserem Auge in der Welt eine spirituelle Evolution, die eine innere Kraft über eine Stufenleiter von Entstehungsformen durch die Entfaltung ihrer eigenen verborgenen Mächte zur Größe ihrer vollen und höchsten Wirklichkeit emporhebt. Das Wort des alten Veda gilt immer noch – aus dem All-Ozean der Nichtbewusstheit, apraketam salilam sarvam idam, wird dieses eine spirituelle Existierende durch die Größe seiner eigenen Energie geboren, tapasas tan mahina ajayata ekam. Wo erscheint das, was wir Seele nennen, in dieser Evolution zum ersten Mal? War es nicht da, so muss man fragen, muss es nicht dagewesen sein von Anfang an, wenn auch sozusagen schlummernd oder schlafwandelnd in der Materie? Wenn der Mensch nur ein höheres Tier mit einem größeren Radius an physischem Mental wäre, wäre es denkbar, dass wir sagen, es gab weder Seele noch Geist, sondern nur drei aufeinanderfolgende Mächte der Energie in einer Reihe von Materieformen. Doch im Zenit dieser menschlichen Intelligenz erscheint eine größere Macht des Geistes; wir erheben uns zu einem Bewusstsein, das nicht durch seine physischen Mittel und Formeln begrenzt ist. Dieses Höchste ist nicht, wie es zunächst scheinen könnte, eine substanzlose Sublimierung des Mentals und das Mental eine subtile Sublimierung lebendiger Materie. Es erweist sich, dass diese Größe eben die aus sich selbst existierende Substanz und Kraft unseres Seins ist; alles andere erscheint im Vergleich dazu nur ihre unbedeutendere Form, die sie für eine fortschreitende Enthüllung benutzt; der Geist erweist sich am Ende als das Erste und nicht nur als das Letzte, sowohl als Alpha wie als Omega und als das ganze Geheimnis des Daseins von Anfang an. Wir kommen zu einer unauslotbaren Vorstellung aller dieser Dinge, sarvam idam, worin wir sehen, dass es ein dunkles allgegenwärtiges Leben in der Materie gibt, ein durch dieses Leben in Tätigkeit versetztes geheimes, schlummerndes Mental, im Schutze dieses schlummernden Mentals einen darin enthaltenen allwissenden, alles erzeugenden Geist. Dann aber darf man sich die Seele nicht als etwas Wachsendes oder Entstehendes vorstellen, von dem wir das Ankunftsdatum oder eine Entwicklungsstufe festlegen können, die zu einer ersten Gestaltungsfähigkeit führt, vielmehr ist hier alles ein Gestalt-Annehmen durch eine geheime Seele, die im Sich-selbst-Suchen des Lebens für die wachsende Selbstgewissheit immer offenbarer wird. Alles Gestalt-Annehmen ist ein beständiges und doch fortschreitendes Entstehen oder Werden der Seele, sambhava, sambhuti –, das ist auch das dumpfe, blinde und rohe Dasein und nicht nur das verfeinerte und mental bewusste menschliche oder animalische Dasein. Dieses ganze unendliche Werden ist eine Geburt des Geistes in die Form. Das ist die Wahrheit, für den Verstand zunächst dunkel oder verschwommen, doch sehr licht für ein inneres Erleben, von dem der alte indische Gedanke der Wiedergeburt ausging.
Auf den ersten Blick scheint jedoch die wiederholte Geburt desselben Individuums in dieser überwältigenden universalen Einheit nicht unbedingt notwendig zu sein. Für den logischen Intellekt könnte es wie ein Widerspruch erscheinen, da alles hier das eine Selbst, der Geist, die in die Natur hineingeborene Existenz ist, die eine Fülle von Formen annimmt und über viele Abstufungen ihrer Phasen der Selbstenthüllung emporsteigt. Dieses summarische Entzweischneiden der Existenz in das Ich und das Nicht-Ich, das unseren egoistischen Begriff von den Dingen und Verhältnissen so bequem machte und eine für das Handeln so machtvolle Denkweise war, könnte ein bloßer praktischer oder mechanischer Einfall des einen Geistes sein, um die Sondererscheinung seiner Geburt und die bewusste Abweichung vom gemeinsamen Vorgehen abzustützen, ein Zaubertrick der universalen Intelligenz; es ist nur eine offenbare Tatsache des Seins; nicht dessen Wahrheit – es gibt keine Abtrennung, nur eine allumfassende Einheit, einen einzigen Geist. Aber ist das nicht möglicherweise wieder ein Ausschlagen in das andere Extrem? Wie das Ego eine übermäßige Spaltung in der Einheit des Seins war, so kann diese Vorstellung eines Ozeans der Einheit, in dem unser Leben nur eine unbeständige augenblickliche Welle wäre, etwas für die Welten-Ordnung Unentbehrliches gewaltsam herausschneiden. Individualität ist für die Art und Weise des Geistes der Existenz etwas so Wichtiges wie Universalität. Das Individuum ist jenes mächtige Geheimnis von dessen Sein, auf welches das Universale Gewicht legt und sich stützt und aus dem es den Knoten der Macht für sein ganzes Wirken bildet: Wie das Individuum an Bewusstsein, Weitsicht, Wissen und an der ganzen göttlichen Macht und Qualität wächst, so nimmt es auch immer mehr das Universale in sich selbst, aber auch sich selbst im Universalen wahr, gewahrt seine eigene Vergangenheit, die in dem vergänglichen Körper weder begann noch endete, sondern sich künftigen Zielen öffnet. Wenn es der Zweck des Universalen in unserer Geburt ist, sich seiner selbst bewusst zu werden und sein Sein zu besitzen und zu genießen, wird dies doch durch das Blühen und Sichvollenden