Kubinke und die Killer: Kriminalroman. Alfred Bekker
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Eine Woche später...
Kriminalhauptkommissar Pascal Barkow hielt mit seinem Wagen auf dem Gelände einer abgelegenen Industriebrache am Rand von Frankfurt. Früher war dies einmal ein florierender Teil des Hafens gewesen. Aber das war lange her. Die Insolvenz einer südkoreanischen Reederei hatte die Import-Export-Gesellschaft, der die Lagerhallen einst gehört hatten, ebenfalls in die Insolvenz gezogen.
Böse Zungen behaupteten allerdings, dass die Eigentümer nicht besonders viel getan hatten, um das zu verhindern. Der Grund lag vielleicht darin, dass diese Firma ohnehin in erster Linie der Geldwäsche gedient hatte und man nun froh war, das Unternehmen auf elegante Weise liquidieren zu können, ohne dabei in den Fokus der Ermittlungsbehörden zu geraten.
Jetzt standen hier ein paar Lagerhallen leer. Kräne rosteten vor sich hin und Ratten machten sich breit. Auf Grund komplizierter Vermögensfragen würde es wohl noch eine ganze Weile dauern, bis dieses Gelände wieder etwas anderes wurde, als ein Treffpunkt für jene, die weder gesehen, noch gehört werden wollten.
Kommissar Barkow stieg aus. Ein kühler Wind wehte vom nahen Fluss herüber, auf dem Nebelbänke standen. Am Tag konnte man normalerweise weit flussabwärts sehen. Aber jetzt verdeckte der Nebel alles.
Barkow zündete sich eine Zigarette an.
Er brauchte drei Versuche, bis sie von allein weiterbrannte. So feucht war die Luft.
Er sah noch einmal auf die Uhr.
Pünktlichkeit war noch nie deine Stärke, Boris Vitali, ging es Barkow ärgerlich durch den Kopf. Boris Vitali war ein Informant. Einer, den Barkow hin und wieder dafür bezahlte, dass er ihn über wichtige Dinge informierte, die sich innerhalb der kriminellen Netzwerke so taten. Manchmal nur Gerüchte und manchmal wollte sich Boris Vitali wohl auch einfach nur wichtig machen.
Zuverlässigkeit war nicht die starke Seite von Boris Vitali. Aber hin und wieder war es Barkow in der Vergangenheit gelungen, den einen oder anderen mittelgroßen Drogendeal mit Vitalis Hilfe hochgehen zu lassen. Und das war ja auch etwas.
Ein zweiter Wagen tauchte auf.
Endlich!, dachte Barkow.
Es war ein Geländewagen mit Kuhfänger. Der Fahrer blendete auf, stellte das Fahrzeug dann ab und stieg ebenfalls aus.
„Hey Mann, Rauchen ist ungesund!”, meinte er.
„Das sagt einer, der nichts dabei findet, sich den Kopf mit allen möglichen Sachen vollzudröhnen”, gab Barkow zurück.
„Stehen Sie mal jede Nacht hinter der Bar eines Clubs, dessen Musik Sie nicht leiden können ...”
„... und nebenbei wohl der größte Designer-Drogenumschlagplatz von Frankfurt ist, an dessen Umsatz Sie beteiligt sein dürften. Harter Job, muss ich sagen!”
Boris Vitali kam näher. Er hob sich als dunkler Schatten gegen das Scheinwerferlicht seines Wagens ab.
„Ich mach mir eben Sorgen um Ihre Gesundheit, Barkow! Wer versorgt mich mit ein bisschen Kleingeld, um mir was Gutes für die Nase kaufen zu können, wenn Sie jetzt plötzlich an Lungenkrebs sterben? Und wer gibt mir hin und wieder mal einen Tipp, wenn eine besondere Aktion bevorsteht und man sich als ehrlicher Kleingewerbetreibender, der einem Konflikt mit der Justiz gerne aus dem Weg geht, besser für eine Weile auf dem Markt etwas zurückhalten sollte?” Boris Vitali kicherte.
Barkow hoffte, dass er nicht noch irgendwas genommen hatte, bevor er hier hergefahren war. Dann konnte Boris Vitali nämlich unausstehlich werden. Barkow hatte das mehr als einmal erlebt.
„Sie sollten es nicht übertreiben”, sagte Barkow kühl und zog dann an seine Zigarette. „Hören Sie, es ist kalt und nass. Wenn Sie nur hier sind, um sich wichtig zu machen, sollten wir das Ganze beenden, bevor ich Ihnen das übelnehme.”
„Heh, nicht so feindselig, Barkow!”
„Dann sagen Sie mir, was Sie zu sagen haben. Und ich hoffe in Ihrem Interesse, dass es nicht nur wieder irgend so ein Dünnpfiff ist, der die Steuergelder kaum wert ist, die ich Ihnen in den Rachen schiebe.”
„Keine Ahnung, was mit Ihnen zurzeit los ist, Barkow. Konnten Sie bei Ihrer Kollegin nicht landen? Mann o Mann, es muss doch in Ihrem Zuständigkeitsbereich wenigstens ein Bordell geben, dessen Besitzer Sie schmiert und Sie vielleicht mal umsonst zur Sache kommen lässt, wenn Ihre kargen Bezüge als Kommissar dafür nicht ausreichen. Dann sind Sie vielleicht wieder ein bisschen ausgeglichener.”
„Jetzt reicht es, Vitali! Ich bin nicht hier rausgefahren, um mir diesen Scheiß anhören zu müssen.”
Barkow wandte sich dem Wagen zu. Demonstrativ betätigte er das elektronische Türschloss.
Boris Vitali hob beschwichtigend die Hände.
„Schon gut, Mann! Keine übereilten Kurzschlussreaktionen bitte!”
„Ich werde darüber nachdenken, Sie von der Informantenliste streichen zu lassen”, sagte Barkow.
„Dann verpassen Sie einen der größten Deals der nächsten Zeit.”
„Ach, wirklich?”
„Eine große Ladung Kokain. Kommt hier in Frankfurt an.”
„Wann und wo?”
„Erfahre ich noch und würde ich Ihnen rechtzeitig weitergeben.”
„Okay.”
„Aber es muss diesmal etwas mehr für mich drin sein.”
„Wenn das wirklich ein großer Deal ist und ein paar entscheidende Leute dabei über die Klinge springen, dann kann man darüber reden.”
„Gut, dann reden wir darüber. Morgen Abend, die gleiche Zeit, hier. Dann will ich was Definitives hören.”
„Ein bisschen mehr müssen Sie schon im Vorfeld anbieten, sonst kann ich meine Vorgesetzten kaum überzeugen, da mitzumachen.”
„Sie können davon ausgehen, Diego Romano verhaften zu können. Der steht doch schon lange auf Ihrer Liste. Und das wäre die einmalige Chance, ihn mit mindestens einer halben Tonne Kokain zu erwischen. Und? Jetzt sagen Sie mir nicht, dass gegen Diego Romano nichts vorliegt und Sie gar nicht gegen ihn ermitteln?”
„Ungefähr dreißig Mordaufträge, ein Geldwäsche- und Drogenimperium, das sich über zwanzig Länder spannt.”
„Na, also! Wir verstehen uns also.”
„Ich sage Ihnen morgen Bescheid.”
„Ich