MännerMutMacher. Michael Stahl

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу MännerMutMacher - Michael Stahl страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
MännerMutMacher - Michael Stahl

Скачать книгу

früh ging ich zur Förderschule für Lernbehinderte, wo ich auch viel gemobbt wurde und oft als Hippie-Schüler, Baumschüler oder als Taugenichts bezeichnet wurde. So wurde mir schnell alles egal. Scheißegal. Ich hatte kein Lieblingsfach – außer Sport.

      Mit dreizehn Jahren zog ich mir die ersten Flaschen Bier rein, als gäbe es kein Morgen mehr, und mit vierzehn rauchte ich das erste Mal Cannabis. Bob Marley war mein täglicher Musikrhythmus; ich hörte Reggae und hing ab wie ein Faultier. Der Gruppenzwang, aber auch die Neugier brachten mich dahin, mit fünfzehn dem Teufel komplett die Hand zu reichen, und so zog ich weiße Kristalle durch die Nase. Ich schoss mich auf andere Planeten, um von der Realität nichts mehr mitzubekommen.

      Mit den Drogen und allem, was damit einhergeht, versklavte ich mich einer Macht, die man nicht mehr so einfach loswird. Die Drogen waren eine Ersatzbefriedigung für das, was mir kein Mensch geben konnte: Liebe. Nicht nur meine Seele, sondern auch mein Körper fing an, sich durch die Drogen zu zersetzten. Mit vierzehn erlitt ich das erste Mal Krampfanfälle. Mein „Ausbrechen“ war am Ende meine Gefangenschaft.

      Im Drogensumpf begann meine kriminelle Karriere: Aggressionen, geringe Hemmschwelle, Diebstahl, Sachbeschädigungen … Durch die ganze Beschaffungskriminalität bekam ich mit 22 Jahren meine erste Haftstrafe und musste nun für ein Jahr und sieben Monate hinter Gitter. Dort, im Jugendstrafvollzug Regis-Breitingen, lernte ich 2011 das Blaue Kreuz kennen – und damit auch eine neue Hoffnung für mein Leben. Nicht nur die Seelsorge fand mein Interesse, sondern auch eine Mitarbeiterin des Blauen Kreuzes. Von meiner Seite war es Liebe auf den ersten Blick. Aber Irene sagte mir schnell, dass es nichts mit uns wird. Trotzdem spürte ich nun eine Wärme hinter den kalten Mauern und Stahlgittern.

      Das Blaue Kreuz führte mit uns Gruppen- und Einzelgespräche und auch Besinnungsfahrten durch. Bei einer Besinnungszeit entschied ich mich für den Herrn Jesus Christus, und dazu kann ich nur jedem Mut machen: es war die beste Entscheidung in meinem Leben! Du kannst mit ihm nur dazugewinnen. Er wurde zum Zentrum meines Lebens.

      An dem Tag, als ich aus meiner Haft entlassen wurde, fuhren mich Irene, Dieter und mein Vater nach Elbingerode – zu meiner ersten Drogenlangzeittherapie. Durch den frühen Beginn meiner Drogengeschichte und den jahrelangen Konsum waren mein Denken, Fühlen und Handeln so verstört, dass ich psychisch am Boden war. Insgesamt machte ich elf Entgiftungen, drei Langzeittherapien und wohnte in drei verschiedenen

      Einrichtungen (betreutes Wohnen für psychisch kranke und suchtkranke

      Menschen). Zwischendurch habe ich echt nicht mehr an das lebenswerte Leben geglaubt. Ich musste täglich zehn verschiedene Medikamente nehmen, angefangen von den Depot-Spritzen gegen die Psychosen, bis hin zu Antidepressiva, Pillen gegen Manie und Epilepsie. Ich fühlte mich wie eine Laborratte, war aufgeschwemmt durch die ganzen Medikamente und wog mit 24 Jahren 122 Kilo …

      Ich zog nach Berlin, fand jedoch auch dort nicht das große Glück. Die nächsten Jahre waren geprägt von Rückfällen, Obdachlosigkeit und Hoffnungslosigkeit. In Berlin machte ich meine dritte und letzte Langzeittherapie. Es war gut, denn ich setzte mich mit mir und meinem Leben noch einmal komplett auseinander.

      Am Ende der letzten Therapie nahm ich wieder Kontakt mit Irene auf, wir verliebten uns, und so verschlug mich die Liebe 2017 nach Leipzig. In der ersten Zeit in Leipzig war ich arbeitsuchend, was durch meine Diagnosen nicht so einfach zu ändern war. Als Epileptiker mit einer fünfzigprozentigen Schwerbehinderung, einer Lese-Rechtschreibschwäche, dazu noch vorbestraft … was will man da noch groß dranhängen?

      Aber einer liebte mich immer so sehr, und das durfte ich dann erfahren. Jesus zeigte mir, dass er alle meine Fehler, all das Miese zu etwas Gutem drehen konnte: Er machte aus meinem Mist Dünger.

      Eine Ausbildungsstätte nahm mich trotz meiner ganzen Vorgeschichte an, sodass ich eine Ausbildung zum Krankenpflegehelfer plus Realschulabschluss machen konnte. Und nun bin ich seit dem letzten Jahr im Blauen Kreuz Leipzig e.V. fest angestellt, gehe regelmäßig in den Knast, wo ich selber gesessen habe, mache den Jungs Mut. Ich mache Suchtberatung, Seelsorge, Hausbesuche sowie Sucht- und Gewaltprävention an Schulen. Die ganzen negativen Erfahrungen sind nun eine Hilfe für meinen Dienst und der Zugang zu den Menschen, die ebenfalls im Leben gescheitert sind. Das Blaue-Kreuz-Team wurde zur Familie für mich. Und ich erlebe hier so viele Wunder.

      Ich durfte die Frau, in die ich mich 2011 verliebt hatte (und die damals nein sagte), nach sieben Jahren heiraten. Es ist für mich so eine Gnade, zu erleben, dass Gott es gut mit mir meint. Allein, dass ich gesunde Kinder habe, selbst noch am Leben bin und ein lebenswertes Leben führen darf. Dass ich meine Berufung leben kann, beim Blauen Kreuz zu dienen und Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu begleiten. Ich bin so dankbar!

      Ich möchte dir Mut machen, dich heute auf Jesus einzulassen; es ist nie zu spät, neu anzufangen und dich für das Leben zu entscheiden. Das Leben wird nicht leichter, doch du kannst stärker werden. Hoffnung und Kraft sind sehr wichtig: Hoffnung zu haben, dass es besser wird, und die Kraft durchzuhalten, bis es da ist.

      Jesus sagt: Wer mich liebt, richtet sich nach dem, was ich gesagt habe. Auch mein Vater wird ihn lieben, und wir beide werden zu ihm kommen und für immer bei ihm bleiben (Johannes 14,23, HFA).

      Maik Löwen | Jg. 1990 | verheiratet | 3 Kinder | Leipzig | Mitarbeiter des Blauen Kreuzes Leipzig e.V. (Suchtarbeit, Seelsorge, Gefangenenarbeit, Sucht und Gewaltprävention an Schulen ...)

      Im November 2016 entschied ich mich an einem Männerwochenende: Ich nehme an einem Muskathlon teil.

      Ein Muskathlon ist ein Spendenlauf: Man meldet sich an und entscheidet sich für eine der Disziplinen: Halbmarathon (21 km), Marathon (42 km), Ultramarathon (63 km), Ultrawalk (63 km) oder Mountainbike (120 km). Dazu sammelt man 10.000 € Spenden für eine Hilfsorganisation. Man ist dann eine Woche in dem Land, in dem der Muskathlon stattfindet und schaut sich die Arbeit der Hilfsorganisation vor Ort an. Außerdem nimmt man am Muskathlon teil. Alle Kosten bezahlt der Teilnehmer aus eigener Tasche.

      Zu Hause angekommen, erzählte ich meiner Frau und meiner 8-jährigen Tochter von meiner Anmeldung. Meine Tochter sagte: „Papa, du bist verrückt und total durchgeknallt.“ Recht hatte sie, denn ich hatte in meinem Leben nie wirklich Sport getrieben – und dann gleich so eine Herausforderung!

      Klar war, dass ich im Jahr 2017 teilnehmen würde. Es standen zwei Termine und Orte zur Auswahl: Ruanda im Mai und Indonesien im Oktober, beide mit dem Kinderhilfswerk Compassion. Ich wollte nach Indonesien, denn da bliebe mir mehr Zeit, um die 10.000 € Spenden zu sammeln. Das schien für mich im Vorfeld die größte Hürde zu sein.

      Am nächsten Tag hatte ich aber den Eindruck, ich solle meine Familie in die Entscheidung mit einbeziehen. Wir sprachen darüber, dann sagte meine Tochter: „Papa, du musst nach Ruanda.“ Ich fragte: „Warum?“ Meine Frau antwortete: „Weil Afrika näher an Europa liegt als Asien.“

      Meine Antwort war: „Okay, das wird aber spannend, 10.000 € in 185 Tagen zu sammeln.“ Dadurch wurde die Hürde noch größer. (Was ich damals nicht wusste, Indonesien hätte nicht funktioniert.)

      Ich habe mich dann für Ruanda im Mai 2017 und die Disziplin 120 km Mountainbike angemeldet, danach angefangen zu trainieren und auf den Weg gemacht, um Spenden zu sammeln.

      Am

Скачать книгу