Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband - Alfred Bekker страница 9
"Für mich sieht das ganze eher aus wie eine dieser Mutproben, wie man sie von den Gangs aus dem Barrio oder der South Bronx kennt", meinte ich. Bei derartigen Mutproben mussten neu aufgenommene Mitglieder Straftaten begehen, die sie an die Gang banden. Es kam auf die Coolness des Auftritts an. Die Neuen mussten sich Respekt innerhalb der Gruppe verschaffen und zeigen, was für tolle Typen sie waren. Die Effektivität stand nicht an erster Stelle. Ihr Geld machten diese Gangs normalerweise im Drogenhandel oder anderen Zweigen des organisierten Verbrechens. Auf jeden Fall gab es einträglichere Möglichkeiten für sie, Geld einzunehmen, als das Auto-Mugging im Stau der Brooklyn Bridge.
Mister McKee nickte. "Normalerweise würde Ihnen jeder hier im Raum sofort zustimmen, Jesse. Aber in diesem Fall heißt das Opfer Jack Rezzolotti. Und an so eine Nummer würden sich die üblichen Gangs nicht im Traum herantrauen."
"Sie meinen, dieses Theater mit den Roller-Skates, den langen Mänteln und dem Brieftaschenraub war nur vorgetäuscht?", hakte ich nach.
"Diese Möglichkeit sollten wir nicht ausschließen", fand Mister McKee.
"Immerhin sind Roller-Skates doch auch total out", mischte sich Orry ein. "Heute fährt doch jeder Inliner."
"Die haben allerdings eine viel geringere Stabilität und lassen sich nicht so sicher stoppen", erläuterte Max Carter. Er aktivierte das Implantat an seiner Schläfe. Es leuchtete auf und verband ihn über ein Interface direkt mit dem Zentralrechner. "Bei Roller-Skates sind die Rollen jeweils paarweise unter dem Schuh angebracht, bei Inlinern dagegen in einer Reihe."
Clive Zefirelli meldete sich zu Wort. "Wie sind die Kerle eigentlich geflohen?", hakte er nach. Max Carter zoomte die Brooklyn Bridge etwas näher heran. Dann markierte er mit seinem Laserpointer eine ganz bestimmte Stelle. "Sehen Sie hier! Genau dort wartete nach Angaben mehrerer Zeugen ein Mercedes Transporter in entgegengesetzter Fahrtrichtung. Da herrschte nämlich kein Stau! Die Roller-Skates-Gangster kletterten über die Leitplanken und verschwand im Transporter. Glücklicherweise hat sich ein Zeuge bei der City Police gemeldet, der sich die Nummer aufgeschrieben hatte."
"Wenigstens gibt es ab und zu noch so etwas wie Zivilcourage!", raunte Tylo mir zu. Manche Leute glauben, Zivilcourage müsse immer bedeuten, dass man den Helden spielt. Oft genug besteht sie aber zum Beispiel nur darin, dass man sich eine Nummer aufschreibt oder sich als Zeuge meldet, anstatt so zu tun, als würde einen das alles nichts angehen.
"Der Transporter wurde einen Tag zuvor genau um 12.38 Uhr als gestohlen gemeldet", fuhr Max Carter fort. "Halter ist ein gewisser Larry Morton. Ihm gehört ein Drugstore in der South Bronx. Der Transporter ist teil-autonom.”
Das bedeutete, dass das AKIS des Transporters unterhalb einer gewissen Komplexitätsschwelle lag und damit keine Bürgerrechte besaß. Das war bei zahlreichen Haushaltsgeräten, Sex-Robotern, 3-D-Druckern und anderen Service-Geräten auch der Fall. Aus diesem Grund gab es bei diesem Fahrzeug auch einen Halter.
Carter zeigte ein Bild von Morton, das offensichtlich aus den über das Datenverbundsystem NYSIS stammenden Fahndungsdateien stammte. "Morton ist wegen Versicherungsbetrugs vorbestraft, deswegen haben wir ihn in den Archiven."
Unser Kollege Orry Medina meldete sich zu Wort. "Was hat er genau gemacht, Max?"
"Es ging um fingierte Unfälle. Das hat mit der Sache von gestern Abend nichts zu tun."
"Aber wir wissen, dass Morton sich schon auf krumme Touren eingelassen hat", ergänzte ich.
Max nickte. "Diesmal ist auch etwas faul. Er wurde wegen überhöhter Geschwindigkeit auf dem Bruckner Expressway geblitzt - eine halbe Stunde nachdem angeblich sein Wagen gestohlen worden war! Das Foto, das dabei entstand, zeigt eindeutig Morton, daran gibt es nicht den geringsten Zweifel!"
Eigentlich sollten auch teil-autonome Fahrzeuge sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Aber Halter schaffen es immer wieder mit ein paar Tricks, ihre Wagen dazu zu bringen. Zumindest die teilautonomen. Ein voll-autonomes Fahrzeug würde das nicht tun, es müsse nämlich selbst haften.
Mister McKee wandte sich an Tylo und mich. "Ich möchte, dass Sie sich diesen Morton mal vornehmen. Möglicherweise hat er was mit der Sache zu tun oder kann uns zumindest wertvolle Hinweise geben."
"In Ordnung, Sir", sagte ich.
Unser Chef wandte sich an Clive Zefirelli. "Nehmen Sie alle unter die Lupe, die irgendwie mit den Rezzolottis zusammenhängen, Clive. Aktivieren Sie jeden Informanten in Little Italy, der etwas dazu zu sagen hat!"
"Ich schätze, das Rezzolotti-Syndikat gleicht im Moment einem aufgescheuchten Hühnerhaufen", meinte der stellvertretende SAC.
Mister McKee hob die Augenbrauen. "Aber dieser Zustand wird nicht lange anhalten, fürchte ich!"
Eines der Telefone auf dem Schreibtisch unseres Chefs klingelte.
Mister McKee ging an den Apparat, nahm den Hörer ans Ohr.
Eine tiefe Furche zeigte sich auf seinem Gesicht.
Kurze Zeit später legte er wieder auf. "In Brooklyn hat es eine Explosion gegeben. Die Villa von Alex Moshkoliov steht in Flammen!"
Moshkoliov - der Name war uns allen bekannt. Er galt als starker Mann bei den Ukrainern. Das alte grausame Mafia-Spiel ging also wieder los: Ihr tötet einen von uns, dann töten wir einen von euch...
4
Tylo und ich saßen in einem unscheinbaren silbergrauen Chevy aus dem Fuhrpark der Fahrbereitschaft. Wir saßen in einer bequemen Kabine mit einem Komplett-Equipment zum Recherchieren.
“Geben Sie bitte das Ziel Ihrer Fahrt an”, sagte der Wagen.
“Übertragung per Datensignal”, kündigte ich an.
“Signal erhalten. Informationen werden verarbeitet.”
“Hauptsache, wir sind schnell da.”
“Sie hätten einen Ornithopter nehmen sollen.”
“Sowas habe ich schon gerne! Teil-autonom, semi-komplex und trotzdem ein Klugscheißer!”
Während unsere Kollegen mit großem Aufgebot zur Villa von Alex Moshkoliov auf den Brooklyn Heights fuhren, waren Tylo und ich in die entgegengesetzte Richtung unterwegs.
Unser Ziel war das Haus Nr. 432 in der 143. Straße.
Das war die Adresse von Larry Morton, dem Besitzer des Van, mit dem die Roller-Skates-Oger-Gang geflüchtet war. Auf der First Avenue fuhren wir nach Norden. Der Harlem