Operation Terra 2.0. Andrea Ross
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Maier signalisierte nach kurzer Rücksprache mit seinen Kollegen grünes Licht, aber nicht ohne eine Reihe von Mahnungen zur Vorsicht auszustoßen. LaSalle sollte die Tafel bedienen und Molina den Effekt filmen. Nach fünf Minuten Wartezeit waren Thomas Maiers Fingernägel allesamt bis zum Anschlag herunter gekaut. Dann plötzlich tat sich was im Inneren – ein heller, vielfarbiger Lichtschein fiel durch das Portal nach draußen.
»Oh mein Gott«, hauchte Wendler, der eigentlich alles andere als religiös war. »Die früheren Bewohner dieses Planeten müssen menschenähnlich gewesen sein, etwas anderes wäre kaum vorstellbar!«
Als LaSalle den ersten Hebel umlegte, erklang leises Summen wie von Elektrizität. Beim zweiten rumpelte etwas unter dem Fußboden, wobei er dieses Geräusch nicht einzuordnen vermochte. Dann berührte er mutig das erste Touchpad, zunächst ganz behutsam mit einem Finger seines gepolsterten Handschuhs.
Der Effekt ließ die beiden Astronauten vor Schreck zusammenzucken. Ein lautes Zischen ertönte, dann wirbelte der feine Staub in dünnen Fontänen vom Boden hoch. »Das ist eine verdammte Klimaanlage! Siehst du das? Es kommt Luft aus den kleinen Düsen im Boden. Ich wette, man kann irgendwo auch die Temperatur anpassen! Also, dass die Anlage noch funktioniert … Hut ab vor dieser Ingenieursleistung«, staunte Molina und filmte die Staubfontänen vor seiner Nase. Er vergaß vor lauter Aufregung glatt, hinaus zu gehen und seinen Bericht abzuliefern.
»Und jetzt den letzten Hebel!«
Indirekte Beleuchtung flammte auf, erhellte die Halle bis in den hintersten Winkel. Das Licht strahlte vom Boden ab. Anstatt opaker Fliesen hatte die fremde Zivilisation semitransparentes, glänzendes Material verbaut. Es wirkte fast wie farbiges Plexiglas. An der quadratischen Stelle, wo LaSalle den Boden blank gefegt hatte, war das deutlich zu erkennen.
Nun probierte der Missionsleiter die Touchpads aus. Langsam glitt sein Zeigefinger über die glänzende Fläche des ersten. Wie zu erwarten gewesen war, ließ sich mit den Pads die Feineinstellung der Anlage regeln. Eines war für die Helligkeit des Lichts zuständig, ein anderes für die Farbe. Zu LaSalles Begeisterung konnte man damit regelrecht spielen, die schönsten Farbtöne und Stimmungen erzeugen.
Auf einem dritten Touchpad war es möglich, jegliche Region der Halle durch Berührung auszuwählen und sie unterschiedlich einzufärben. Glänzende Spiegelplatten an der unregelmäßig strukturierten, etwa acht Meter hohen Decke brachen das Licht, warfen brillante Reflexe in den Raum zurück. Diese in den Fels geschnittene Halle war für eindrucksvolle Inszenierungen aller Art wie geschaffen. Wie viele Menschen mochte sie fassen? Fünfhunderttausend?
»Mit diesen beiden kann man bestimmt Lufttemperatur und die Stärke des Luftstroms anpassen. Und wofür sind diese vier größeren Pads hier unten wohl zuständig?«, schnarrte Molinas Stimme durch LaSalles Helm, riss ihn unsanft aus seinen Betrachtungen.
»Ich habe da so einen Verdacht. Die sehen genauso aus wie dasjenige am Eingang zur Lavaröhre. Vier Stück – also wird man damit wahrscheinlich die Portale von innen öffnen und schließen können. Ich lasse es jedoch lieber bleiben, denn eines davon ist ja beschädigt. Wir dürfen den Schaden nicht noch vergrößern.«
Während Molina die Kollegen der Bodenstation endlich aus ihrer angespannten Wartestellung erlöste, prüfte LaSalle in der Halle abschließend noch die Luftqualität.
»Das gibt es doch nicht«, flüsterte er ungläubig. »Dieses Ding sondert ganz normale irdische Atemluft ab! Wäre eines der Portale nicht kaputt und der Raum hermetisch abgeschlossen, könnte man hier drin problemlos ohne Helm atmen.«
*
Auf der Erde überschlugen sich die Theorien, Spekulationen sowie pure Freude über die Entdeckung der CydoniaHalle, wie man den Wahnsinnsfund mittlerweile getauft hatte. Während sich die Astronauten im Rover auf dem Rückweg zum Marsfly befanden, diskutierte sich die Belegschaft von Marscontrol die Köpfe heiß.
»Ich werde Wochen benötigen, bis ich das Gesehene glauben kann«, mutmaßte Wendler kopfschüttelnd. Die umstehenden Kollegen nickten ausnahmslos. »Wenn die Welt das zu sehen bekommt, werden die Verschwörungstheoretiker wieder behaupten, wir hätten alles nur inszeniert. Es ist ja auch schier unglaublich! Aber wo nimmt dieser Megakomplex eigentlich die Unmengen an Energie her, und weshalb funktioniert das System heute noch einwandfrei?«
»Ersteres kann ich zumindest theoretisch beantworten«, ließ sich ein Mitarbeiter namens Sirko Bobeček vernehmen. »Das Power Plant ganz in der Nähe ist noch funktionsfähig, jede Wette. Was dermaßen viel radioaktive Strahlung absondert, könnte auch in Betrieb sein.«
»Ach ja, du Schlaumeier? Dann müsste aber regelmäßig eine Schar Aliens hier aufkreuzen, um die Brennstäbe zu wechseln«, echauffierte sich Wendler und verschränkte die Arme. Er hasste unqualifizierte Kommentare.
»Nicht zwangsläufig«, mischte sich Maier ein. »Ihr habt doch in den letzten Tagen einen Vorgeschmack bekommen, wie weit die Technik dieser Spezies fortgeschritten ist. Ich denke, wir haben es hier mit einem Atomkraftwerk zu tun. Nur dass es die verbrauchten Brennstäbe womöglich vollautomatisch recycelt und wieder in Betrieb nimmt, insgesamt viel sparsamer arbeitet. Was weiß ich? Vielleicht ist dies auch auf der Erde die Zukunft. Anstatt der ewig währenden Endlagersuche zu frönen, könnte man den Atommüll einfach aufbereiten und wiederverwerten.«
»Himmel, das will ich doch nicht hoffen!«, warf Campbell ein. »Das würde ja bedeuten, dass auf der Erde niemand mehr aus der gefährlichen Atomkraft aussteigen möchte. Ihr seht ja, selbst hier hat es ein Strahlungsleck gegeben, wenn auch erst nach ungleich längerer Betriebsdauer.
Seid ihr euch überhaupt bewusst, welch hohe Verantwortung wir tragen? Ich darf hiermit nochmals an eure Verschwiegenheitserklärung erinnern. Nichts darf nach draußen dringen – es sei denn, über unsere Pressestelle! Und da werden wir klug zu selektieren wissen.«
Gegen Abend erzählte Thomas Maier seiner Lebensgefährtin Sheila mit leuchtenden Augen, was sie verpasst hatte. Die wollte ihren Ohren kaum trauen. »Dann hat die Sonde damals also doch ein Marsgesicht entdeckt«, sinnierte sie. »Es ist nur durch stetige Erosion ein wenig unkenntlich geworden.«
»Und wieso sollte die fremde Zivilisation sich die viele Arbeit machen und erst eine monströse Halle aus dem Fels schneiden, um sich oben drüber dann auch noch bildhauerisch zu betätigen? In diesen Dimensionen?«
Sheila grinste breit. »Männer! Null Fantasie, echt! Darf ich dich freundlich an Mount Rushmore erinnern? Einen praktischen Nutzen hat auch diese Formation nicht. Hier geht es um monumentale Symbole für die Ewigkeit. Außerdem könnte es im Fall des Marsgesichts möglich sein, dass es sich zur Zeit der Besiedlung des Planeten um eine Landemarke gehandelt hat. So erkennt man aus der Luft schon von weitem, wo die Halle liegt.«
»Touché«, brummte Maier.
Tiberia, KINZeit: 13.5.15.15.4, Mittwoch
Auf dem Refugium der Untersektion Raumfahrt herrschte hektische Betriebsamkeit. Mehrere Arbeiter suchten auf dem