Operation Terra 2.0. Andrea Ross

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Operation Terra 2.0 - Andrea Ross

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Untertanen ein Haar gekrümmt wird. Der hätte sich eher abschlachten lassen‹, dachte Alanna befriedigt.

      Moros kehrte im militärischen Laufschritt zurück, flankiert von drei Wachleuten. »Ihr könnt jetzt loslegen, die Lage ist halbwegs unter Kontrolle. Wir eskortieren Euch zum Haupteingang. Zwei Techniker installieren die Übertragungstechnik, sie sind gleich fertig. Ihr müsst nur noch kurz Bescheid geben, ob Eure Rede planetenweit ausgestrahlt werden soll.«

      »Aber selbstverständlich, bis in den hintersten Winkel. Meine ›lieben‹ Untertanen müssen doch wissen, woran sie sind.«

      Moros bedeutete seiner Regentin, einige Schritte hinter dem Portal stehen zu bleiben. Umringt von Moros und seinen Getreuen trat sie anschließend selbstbewusst ins Freie, wo das zornige Geschrei der Menge augenblicklich verstummte. Offenbar hatte niemand damit gerechnet, dass es ein Mitglied der Regentenfamilie wagen könnte, sich zu zeigen.

      Die Regentin sah sich kurz um, Tränen der Wut stiegen ihr in die Augen. Große Teile der glänzend weißen Palastfassade wiesen Löcher auf, die Plantolaanfenster waren mit Kratzern und Bruchstellen verunziert. So viel sinnlose Zerstörung … nur gut, dass die Tage ihres Aufenthalts hier gezählt waren. Sie straffte den Rücken und gab den Technikern ein Zeichen. Ein Signal wurde freigesetzt, und die Kommunikatoren, die jeder Bewohner Tiberias um den Hals trug, sprangen an. Sie zeigten die Übertragung dreidimensional.

      »Normalerweise beginne ich meine Rede stets mit den Worten: ›Verehrte Tiberianer‹ – doch heute werde ich mir diese Ehrbezeugung sparen, denn ihr habt meinen Respekt durch eure Schandtaten verwirkt«, schallte Alannas helle Stimme über den Platz. Erste Zwischenrufe wurden laut.

      »Wie ihr inzwischen gemerkt habt, werden wir gegen Störer und jede Form der Gewalt mit unerbittlicher Härte vorgehen. Darüber beschweren braucht ihr euch nicht, denn ihr wart es, die sich über das geltende Recht hinweg gesetzt und es damit außer Kraft gestellt habt. Nun müsst ihr mit den Folgen leben. Wem sein Leben lieb ist, der sollte sich besser zurückhalten.«

      Alanna zeigte vielsagend auf eine übel zugerichtete Leiche, die zusammengekrümmt am Fuß der Treppe lag, damit alle Tiberianer deren durch die Hitzeeinwirkung der Mikrowellen aufgeplatzten Wunden in Großaufnahme zu sehen bekamen. Ein entsetztes Stöhnen ging durch die Menge. Es stank nach gegrilltem Menschenfleisch.

      »Die Regenten Tiberias lieben ihre Untertanen, obwohl sie momentan schwere Fehler begehen und sich auflehnen«, fuhr sie in weicherem Tonfall fort. »Wenn ihr den unsinnigen Aufstand beendet, könnten wir über euren Ungehorsam hinwegsehen, und niemand muss mehr zu Schaden kommen. Es gibt übrigens sehr gute Gründe, den leidigen Konflikt beizulegen. Wenn ich erst unsere Zukunftspläne erläutert habe, werdet ihr euch für den Vandalismus schämen.«

      Jetzt besaß sie die volle Aufmerksamkeit. Es war so mucksmäuschenstill, dass man eine Stecknadel zu Boden fallen hören hätte können.

      Auch Kiloon, der sich mittlerweile am sicheren Zielort befand, lauschte der Übertragung. Was die Regentin im Folgenden bekannt gab, ließ ihm den kalten Schweiß ausbrechen.

      *

      Zwei KIN später kehrte die Regentenfamilie einschließlich Kiloon und Alanna junior in den Palast zurück. Es wäre viel zu früh gewesen, von Entwarnung zu sprechen, aber die Tumulte waren an den meisten Orten halbwegs zum Erliegen gekommen. In einigen Distrikten streikten die Arbeiter von Landwirtschaft und Versorgung noch, so dass es zu Engpässen bei der Lieferung von Lebensmitteln kam, aber die Lagerhallen waren glücklicherweise gut gefüllt. Niemand musste vorerst Not leiden.

      Kiloon sah sich genötigt, seine selbstherrliche Gattin sofort auf ihre ungeheuerlichen Äußerungen anzusprechen. Er traf sie an ihrem Schreibtisch an, wo sie gemeinhin die Nachmittagsstunden verbrachte. Ohne Umschweife kam er zur Sache.

      »Was hast du dir dabei gedacht, der Bevölkerung ohne vorherige Rücksprache mit mir einen solchen Humbug zu erzählen, nur um die Gemüter zu beruhigen?«

      Alanna lehnte sich zurück, fuhr sich mit einer aufreizenden Geste durchs lange Haar. Aufreizend vor allem deshalb, weil sie bedächtige Ruhe ausstrahlte, während Kiloon gierig auf eine Antwort wartete. Er gedachte seine lang aufgestaute Wut loszuwerden, und dieses skrupellose Weib tat, als wäre nichts geschehen.

      »Ja ich freue mich auch, dich wohlbehalten wiederzusehen«, behauptete sie, scheinbar heiter gestimmt. »Und entschuldige bitte vielmals, dass ich innerhalb kürzester Zeit den Planeten befriedet und unsere nackten Leben gerettet habe, während du den Schwanz eingeklemmt und die Flucht ergriffen hast. Wo warst du denn, als ich dich dringend hier gebraucht hätte?«

      Sie lächelte immer noch, wenn auch nur mit dem Mund. Die Augen fixierten ihr Gegenüber knallhart.

      »Das ist wieder typisch! Ich habe unsere Tochter in Sicherheit gebracht, falls dir das entgangen ist. Das gab dir jedoch nicht das Recht, Entscheidungen von solcher Tragweite zu fällen und diese nach außen zu kommunizieren. Und Menschen ohne Jagdfreigabe töten zu lassen, das ist barbarisch!«

      »Ach ja? Ich musste improvisieren, ein Exempel statuieren! Wäre es dir denn lieber gewesen, ich hätte gar nichts unter nommen, wäre dem Mob zum Opfer gefallen und hätte Tiberia dem sicheren Untergang überlassen?«, bemerkte sie spitz.

      »Das natürlich nicht! Aber ein wenig mehr Besonnenheit … was glaubst du, was los sein wird, wenn die Leute merken, dass du sie nur beschwichtigt hast und in Wirklichkeit deine Versprechen, die du bedauerlicherweise in unser beider Namen abgegeben hast, nicht einhalten kannst?«

      »Wer sagt denn, dass ich das nicht kann oder will! Selbstverständlich wird alles so umgesetzt. Anstatt erst wie geplant 13.5.18.17.4 mit dem Siedlungsbau auf dem Mars zu beginnen, werden wir ab sofort damit anfangen und die Bevölkerung sukzessive dorthin transferieren. Wir wissen ja, in welchen Distrikten die größten Unruhestifter sitzen. Die werden zuerst hier verschwinden, damit Ruhe einkehrt. Wir schlagen somit zwei Fliegen mit einer Klappe.«

      »Ich meinte nicht das Siedlungsprojekt, obwohl auch da Eile keineswegs angebracht wäre! Wir wollten aus gutem Grund abwarten, inwieweit die Terraner sich auf unserem Heimatplaneten etablieren und rechtzeitig Verhandlungen mit ihnen aufnehmen. Mir liegt viel an einem friedlichen Zusammenleben. An diese Vorgehensweise fühlst du dich offenbar nicht mehr gebunden, wahrscheinlich weil der Vorschlag von mir gekommen war. Manchmal denke ich, du gehst grundsätzlich in Opposition.

      Noch schlimmer finde ich dein vollmundiges Versprechen, wir würden auf dem Mars von Beginn an ein kapitalistisches System mit freier Berufswahl einführen und Familienverbände zulassen. Willst du allen Ernstes riskieren, dass unser Volk zum zweiten Mal den gesamten Planeten ruiniert? Man sieht doch auch auf Terra, wohin das führt!«

      Alanna winkte ab. »Wir werden uns hüten, das Volk mitbestimmen zu lassen. Unsere Dynastie wird klare Regeln vorgeben. Wer sich weigert zu kooperieren, wird nichts mehr verdienen. Wir ziehen einfach zur Strafe das komplette Vermögen der notorischen Querdenker ein. Glaube mir … sobald es den Leuten ans Geld geht, tun sie alles, um es nicht zu verlieren. Es ist wie eine Droge, die man zwingend zum Überleben braucht. Sie macht verdammt schnell süchtig.

      Und was die paar Terraner angeht … sie werden sich alledem fügen, sich am unteren Rand unserer Gesellschaft integrieren – oder wieder gehen müssen. Keiner hat sie je eingeladen, sich auf unserem Territorium niederzulassen.«

      »Du willst auf dem Mars zur allein herrschenden Tyrannin mutieren und mich geflissentlich übergehen, ja?«, schrie Kiloon. Er war außer sich.

      Seine Ehefrau sah ihn missbilligend an und

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