Operation Terra 2.0. Andrea Ross

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Operation Terra 2.0 - Andrea Ross

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das leid, aber da kann man nichts ändern. Die Vorschrift macht durchaus Sinn, ansonsten hätten wir hier in der Siedlung schnell eine Überbevölkerung, die unsere Gemeinschaft gefährden würde. Die Kapazitäten sind nun einmal begrenzt«, beeilte sich der Arzt zu sagen. Er vermied jeglichen Blickkontakt.

      Philipp wurde sauer. »Sie werden keines meiner Kinder umbringen! Für eine Drillingsgeburt muss es Ausnahmen geben, und wenn nicht, soll man gefälligst künftig welche zulassen. Was kann denn bitteschön meine arme Frau dafür, dass sie mehr als zwei Kinder im Leib trägt?«

      »Beschweren Sie sich ruhig, doch das wird nichts nützen. Wir bekamen klare Anweisungen, die wir ohne Einzelfallprüfung zu befolgen haben. Ich muss Sie auch noch darauf hinweisen, dass keine Garantie für das Überleben der restlichen Embryonen übernommen werden kann, wenn wir der Gebärmutter eines entnehmen. Manchmal kommt es durch den Eingriff zu Fehlgeburten. Machen Sie sich also besser auf den schlimmsten Fall gefasst. Wir sehen uns nächste Woche. Ihren Termin bekommen Sie wie immer am Empfang.«

      Mit diesen Worten verließ er hastig den Raum. Das Ehepaar Emmerson benötigte noch mehrere Minuten, bis es fähig war, die Ärztestation zu verlassen. Philipp musste Swetlana stützen.

      »Beruhige dich, mein Schatz. Ich bringe dich nach Hause, und dann gehe ich schnurstracks zur Verwaltung und mache denen dort die Hölle heiß. Du wirst die Kinder alle unbeschadet zur Welt bringen, so wahr ich hier vor dir stehe«, flüsterte der werdende Vater mit starrem Blick. In seinem Inneren kochte ein Magmasee aus Wut und Verzweiflung.

      *

      Der verantwortliche Leiter der Marskolonie, ein grobschlächtiger Franzose aus der Bretagne, stellte sich befürchtungsgemäß stur.

      »Wir können da leider keine Ausnahme machen. Die Zeit drängt. Abtreibungen sind nur bis zur 18. Schwangerschaftswoche erlaubt, danach wäre die Entnahme eines Babys nach den gesetzlichen Vorschriften mit Mord gleichzusetzen. So leid es mir tut, der Eingriff muss zwingend nächste Woche stattfinden«, entschied Marcel Dubois mit unbewegter Miene.

      »Aber Sie müssten doch auf der Erde wegen einer Ausnahmegenehmigung nachfragen können! Und was wäre eigentlich, wenn sich einer der anderen Siedler verpflichten würde, das überzählige Kind zu adoptieren?«, stieß Philipp in seiner Verzweiflung hervor.

      »So etwas würde mit Sicherheit niemand tun. Die wollen allesamt eigene Kinder haben, was ja verständlich ist. Wie Sie wissen, werden die Frauen nach der zweiten Geburt sterilisiert. Falls eines der Kinder danach stürbe, vielleicht wäre in diesem Fall eine Adoption denkbar … aber das ist graue Theorie. Wir hatten bislang keine Todesfälle, und damit bleibt es bei meiner Entscheidung. Dies ist mein letztes Wort in dieser Angelegenheit.«

      Philipp gab nicht auf, fixierte den Mann mit eindringlichem Blick. »Wir könnten einen allgemeinen Aufruf über die Hauskommunikationssysteme starten … womöglich fände sich ja doch ein Paar, das zur Adoption bereit wäre!«

      »Dafür ist die Zeitspanne zu knapp. Man kann von niemandem erwarten, dass er eine Entscheidung mit dieser Tragweite mal eben so auf die Schnelle trifft. Finden Sie sich besser damit ab, Herr Emmerson, und freuen Sie sich auf die beiden anderen Kinder.« Dubois drückte auf den Knopf für die Schwebetür, komplimentierte ihn hinaus.

      Wie sollte er diese Katastrophe nun Swetlana beibringen, die zu Hause voller Hoffnung auf seine Rückkehr wartete? Er hatte auf ganzer Linie versagt, traute sich nicht, den Heimweg einzuschlagen. Deshalb trottete er mit hängendem Kopf zu den Gewächshäusern hinüber. Auch wenn er gerade keinen Dienst hatte – ein wenig stumpfsinnige Arbeit würde ihn vielleicht ablenken, sein aufgewühltes Gemüt halbwegs beruhigen.

      »Gut, dass du kommst! Wir wollten dich gerade holen lassen, konnten dich daheim aber nicht erreichen. Die komplette Bewässerung ist ausgefallen. Irgendetwas muss die Ansaugpumpe drüben am Fluss verstopft haben, oder eine der Zuleitungen ist gebrochen. Du musst sofort raus und nachsehen«, empfing ihn sein Vorarbeiter. Er fuchtelte nervös mit den Armen.

      Philipp war ganz verdattert, konnte nicht klar denken. »Äh

      … wie meinst du das, ich müsste raus?«

      »Traust du dir zu, einen der Rover zu fahren? Carl Snider soll dir helfen, aber ihn habe ich bislang ebenfalls nicht erreicht. Du müsstest ihn zu Hause abholen. Nimm Werkzeug, Ersatzrohre und Muffen, eines der Überlebenszelte und Proviant mit, falls ihr bis Einbruch der Dunkelheit nicht fertig werden solltet. Ich würde es selbst machen, kann aber hier nicht weg. Seit Darina an Krebs erkrankt ist und dauerhaft ausfällt, fehlt mir ständig Personal.«

      »Darina leidet an Krebs? Oh, das wusste ich gar nicht … « Philipp kapierte immer noch nicht vollständig, was man ihm soeben angetragen hatte.

      »Komm gleich mit hinaus, ich zeige dir, wie man den Rover bedient«, verfügte der Vorarbeiter hektisch und eilte davon.

      Erst als Emmerson im Rover saß und damit durch die Kolonie schnurrte, traf ihn die Erkenntnis wie ein Hammerschlag. Einen Moment mal … er besaß ein Fahrzeug und dazu die offizielle Erlaubnis, durch das Tor zu fahren … führte darüber hinaus Proviant und ein Überlebenszelt mit sich, das vor Hitze, Kälte und dem scharfkantigen Staub schützte …!

      Abrupt trat er auf die Bremse. Nein, er würde Carl Snider nicht bei der Hausnummer 267 im amerikanischen Viertel einsammeln. Vielmehr würde er jetzt schnurstracks nach Hause in die Nummer 144 fahren, seine Frau in den Rover setzen und mit ihr in die Freiheit entkommen.

      Euphorie durchströmte ihn, seine Wirbelsäule kribbelte. Das Schicksal hatte entschieden. Er glaubt zwar nicht an Gott, aber irgendetwas oder irgendjemand musste hier seine omnipotenten Finger im Spiel gehabt haben.

      ›Wir zelten zweieinhalb Wochen bei den Hügeln, bis die legale Abtreibungsfrist definitiv vorüber ist. Dann kehren wir zurück – und ich nehme meine Bestrafung entgegen. Aber die ist mir einerlei, solange nur das Kind überlebt. Die kaputte Leitung soll ein anderer Trupp reparieren, hier geht es schließlich um ein junges Menschenleben. Der akute Personalmangel geht mir geradewegs am Arsch vorbei«, dachte er grimmig, während er den Marsrover auf einer Kreuzung wendete. Ihm jagten heiße Adrenalinschübe durch die Adern.

      *

      Es dauerte volle achtzehn Minuten, bis Swetlana begriffen und das Nötigste gepackt hatte. Philipp steuerte das Gefährt zum Tor. Seine Nervosität stieg mit jedem Meter, den sie zurücklegten. Es war nicht ganz auszuschließen, dass sein Vorarbeiter mittlerweile doch noch Kontakt zu Carl Snider bekommen und dieser ihm womöglich mitgeteilt hatte, dass er dort nicht aufgetaucht war. Würde man sie aufhalten?

      Der Rover hielt an der Markierungslinie. Mit zitternden Fingern fischte Philipp den abgestempelten Passierschein aus der Brusttasche seiner Jacke, reichte ihn dem Wachmann. Ein kurzer, kritischer Blick des Wächters richtete sich auf Swetlana, die auf der Rückbank Platz genommen hatte.

      »Und das ist eine Kollegin?«

      »Selbstverständlich! Für diese Art Arbeit muss man zu zweit sein«, erklärte Philipp wahrheitsgemäß. Sein Magen rebellierte. Falls der Typ jetzt im Gewächshaus nachfragte, wäre die Chance vertan.

      »In Ordnung. Weiterfahren, wünsche gute Verrichtung!« Der Wachmann nickte freundlich, gab den Weg frei.

      Erst nachdem das Tor wegen des unebenen Geländes außer Sichtweite geriet, atmete das Ehepaar Emmerson tief durch. Swetlana schlang die Arme um ihren Bauch, der neuerdings eine kleine Wölbung aufwies. Es gab hier draußen nur bis zum Fluss eine Staubpiste, die relativ frei von Geröll

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