Der Aufstieg von Atlantis. Daniel Whitmore
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Daniel Whitmore
Der Aufstieg von Atlantis
Für Dich
Der Leserin und dem Leser dieses Buchs
Betritt meine Welt
und mach sie zu deiner eigenen
Prolog
Totenwelt
„Ein Geist. Eine Stimme. Ein Ziel.“
Credo der Termai
Es war ein ganz normaler Morgen auf Telkiit. Seit einer gefühlten Ewigkeit erhob sich die Sonne über den Bergen und warf ihre Strahlen auf die tote Erde des Südkontinents. Die Zeit schien auf dem toten Planeten stillzustehen. Seit über einem Jahrhundert lebte auf der Oberfläche von Telkiit nichts mehr. Nur noch einige Bakterien und sehr widerstandsfähige Flechten konnten hier überleben. Vor einem Jahrtausend war der ganzer Planet ein fruchtbarer und lebendiger Ort gewesen, aber nach der Ausbeutung durch die Termai und dem darauffolgenden großen Rohstoffkrieg war der Planet nun verseucht und komplett aus dem Gleichgewicht geraten. Nach Ende des Krieges waren die letzten Reste der Natur nach und nach immer weiter verschwunden. Selbst jetzt, nach einem halben Jahrtausend, war der radioaktive Fallout immer noch tödlich für die letzten Termai, die sich in ausgedehnte Bunkeranlagen tief unter die Erde zurückgezogen hatten. Ihre Spezies kämpfte jeden Tag ums Überleben und ihr Volk schrumpfte unablässig. Den Krieg hatten nur acht Stämme überlebt und nun war es nur noch einer. Die Termai waren Insekten und hatten es in Jahrmillionen der Evolution zur einzig intelligenten Spezies ihres Planeten geschafft. Sie existierten als eine Art Kollektiv. Eine Königin, die über Tausende Untertanen herrschte und die alle lebten, um ihr zu dienen. Individualität gab es nur in sehr begrenztem Ausmaß. Ihre Gesellschaft hatte gut mit diesem System überleben können, bis der technische Fortschritt eine Grenze überschritten hatte. Vor dem Computerzeitalter hatte es auf ganz Telkiit Millionen von Stämmen gegeben. Mal entstand ein neuer, mal wurde einer auf die eine oder andere Art ausgelöscht. Es hatte immer wieder Kämpfe gegeben, doch nur in begrenztem Ausmaß. Da jede Königin nur um die tausend Drohnen kontrollieren konnte, hatte es nie einen großen Krieg oder ein größeres Reich gegeben. Nachdem die Königinnen jedoch ihren Geist durch Computer erweitert hatten, waren ihre Stämme förmlich explodiert. Mit steigender Reichweite und Rechenleistung konnten die Königinnen immer mehr Drohnen kontrollieren und einige Stämme wuchsen auf mehrere Millionen Drohnen an. Je mehr Drohnen eine Königin kontrollierte, desto mächtiger wurde sie. Dieser Schritt hatte ihre Welt in kürzester Zeit in den Untergang getrieben. Die Stämme wuchsen zu schnell, die Ressourcen wurden knapp und die Spannungen zwischen den größten Stämmen wuchsen exponentiell dazu, bis irgendwann der letzte Krieg ausbrach.
Nun lebte nur noch eine Königin und ihr Volk zählte ein paar Tausend. Sie vegetierten in ihren unterirdischen Bunkern vor sich hin und zehrten von den Reserven an Uran und Thorium, die sie mit Energie versorgten. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis ihre Vorräte zur Neige gehen würden. Dann würden ihre hydroponischen Gärten in Dunkelheit versinken und sie würden verhungern. So weit sollte es nicht kommen. Die letzte Königin hatte einen Plan. Er war verrückt und selbst unter den besten Umständen riskant. Doch welche Wahl hatten sie schon?
Mithilfe ihrer neuen Technologie konnte es ihnen gelingen, und noch war die Hoffnung nicht tot. Es waren schon Tausende Drohnen bei der Durchführung des Plans gestorben, aber ihre Königin lebte und mit ihr das Kollektiv und ihre Zukunft. Zusammen wiederholten sie im Geiste ihr gemeinsames Credo.
Kapitel 1
Neuanfang
„Wir sind die Natur. Sie zu bekämpfen wäre
Selbstmord.“
Rana von Atlantis, Priesterin
„Sylph, beflügle unseren Geist.“
„Sylph, beflügle unseren Geist!“
„Undine, glätte unsere Wogen.“
„Undine, glätte unsere Wogen!“
„Gaia, mache uns standhaft.“
„Gaia, mache uns standhaft!“
„Infreet, gib uns Kraft.“
„Infreet, gib uns Kraft!“
Craibian war überrascht, wie viele Atlantae zu diesem ersten Gottesdienst gekommen waren, in dem der alte Gott der Atlantae und die Elemente der Magie selbst verehrt werden sollten. Keiner hier hatte je diesem Glauben angehört, nur viele der Atlantae, die sie in sich trugen. Craibian selbst war eher kritisch, was die Existenz irgendeiner Gottheit anging, und doch stand er nun hier und hatte eine Gänsehaut. In gewisser Hinsicht hatten die alten Atlantae die Natur verehrt und er selbst konnte nicht leugnen, dass sie etwas Göttliches an sich hatte. Die Harmonie, mit der die physikalischen Gesetze ihres Universums ineinandergriffen und von denen kein einziges überflüssig oder entbehrlich war, ließ selbst den größten Zyniker daran zweifeln, dass all dies nur Zufall war.
Der Gottesdienst verlief nach denselben Mustern wie es vor dem Untergang des alten Atlantis Brauch gewesen war. Die Priesterin sprach die Worte und die Gläubigen wiederholten sie. Zuerst wurden die Namen der vier Grundelemente angerufen. Luft, Wasser, Erde und Feuer. Danach folgten normalerweise die drei Nebenelemente, doch anders als im alten Atlantis, waren es mittlerweile vier. Licht, Schatten, Leben und Elektrizität.
„Aska, erleuchte unseren Pfad.“
„Aska, erleuchte unseren Pfad!“
„Luna, verberge uns vor unseren Feinden.“
„Luna, verberge uns vor unseren Feinden!“
„Martel, mache uns fruchtbar.“
„Martel, mache uns fruchtbar!“
„Theis, enthülle uns deine Geheimnisse.“
„Theis, enthülle uns deine Geheimnisse!“
Der letzte Ruf der Menge fiel eher verhalten aus. Theis war der Name, den sie dem neuen Element der Elektrizität gegeben hatten. Es war erst vor zwei Jahren von Cyran entdeckt worden und bisher gab es nur drei weitere Atlantae, die überhaupt Elektromagie nutzen konnten. Die Magie, die jeder Atlantae wirken konnte, war in acht Elemente unterteilt. Manche konnten sieben Elemente unter ihre Kontrolle bringen, andere nur eines. Alle acht hatte noch niemand gemeistert und seit Cyran das achte Element entdeckt hatte, gab es auch keinen Atlantae mehr, der gar keine Magie beherrschen konnte.
Die Magie war fest mit den Atlantae verbunden. Das magische Feld war fast überall in verschiedenen Stärken und es gab den Atlantae immense Kräfte. Es verstärkte ihre Zauber und versorgte sogar einige ihrer Technologien mit Energie. Als das alte Atlantis vor über zehntausend Jahren auf der Erde in den Fluten versunken war, war es eben jene Magietechnologie gewesen, mit der sie sich versehentlich selbst vernichtet hatten. Damals wäre das atlantische Volk beinahe ausgelöscht worden, wenn Levitas, der damalige König, nicht eben jene Interfacekerne in Auftrag gegeben hätte, von denen jeder der heutigen Atlantae einen in sich trug. Kurz vor ihrem Tod war das Bewusstsein der alten Atlantae in die Kerne übertragen worden, und über zehntausend Jahre später war eine automatisierte Drohne aus den Bunkeranlagen des alten Atlantis gestartet und hatte