Überlegt impfen. Paul Thomas
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Endokrinstörende Chemikalien scheinen auch eine Rolle beim Anstieg krankhafter Fettleibigkeit sowie adultem Diabetes zu spielen.
Der Unkrautvernichter in Ihrem Schuppen? Er ist ein gefährlicher endokriner Disruptor und das gleiche Zeug, das überall in den USA auf die Felder gesprüht wird, deren Ernte unsere Kinder dann essen. Das Agrarunternehmen Monsanto verkauft den Bauern nicht nur genmanipuliertes „Roundup-ready“-Saatgut, sondern auch sein Pflanzenvernichtungsmittel Roundup, das alles vernichtet mit Ausnahme der Ernte aus genau diesem Saatgut. Doch Glyphosat (der Hauptbestandteil von Roundup) ist weitaus giftiger als ursprünglich gedacht. Glyphosat kann sowohl zu langsamem Tod als auch akuter Vergiftung75 führen. Laut Daten von U. S. Poison Control gibt es jedes Jahr rund 4.000 bekannte Fälle von Glyphosatvergiftung mit 800 Krankenhausaufenthalten. Bei einer Studie, für die 601 Patienten in Sri Lanka76 untersucht wurden, die Glyphosat oral zu sich genommen hatten, kam es zu 19 Todesfällen. Frühere Studien haben gezeigt, dass der Verzehr schon einer Tasse dieser angeblich harmlosen Chemikalie tödlich sein kann. Ist es da wirklich sinnvoll, dass wir jedes Jahr mindestens 128.000 Tonnen77 dieser Chemikalie in die Umwelt pumpen?
Für die Gesundheit und Sicherheit unserer Kinder müssen wir darauf achten, dass sie endokrinstörenden Chemikalien so wenig wie möglich ausgesetzt werden. Das bedeutet: Marienkäfer statt Pestizide einsetzen, um die Insekten auf dem Rasen zu töten (man kann im Internet fünfzehnhundert Marienkäfer für weniger als dreizehn Dollar kaufen); darauf achten, dass das Kind mit weniger Plastik in Berührung kommt (europäisches Spielzeug ist meist sicher und giftstofffrei; auch der Kauf von gebrauchtem Spielzeug und getragener Kleidung schützt vor Herbiziden und Weichmachern, denn diese Schadstoffe sind dann längst abgewaschen); weder verpackte Beautyprodukte noch Lebensmittel in Plastikfolie kaufen; Obst und Gemüse wenn möglich regional sowie in Bio-Qualität kaufen.
Der Wirbel um Fluorid
2013 gab es eine heftige Diskussion über die Fluoridierung von Trinkwasser in Portland, wo sich meine Praxis befindet. Der Bürgermeister und die Gesundheitsbeamten versuchten mit Nachdruck, eine Anreicherung des Trinkwassers mit Fluorid durchzusetzen, weil dies angeblich Karies reduzieren würde. Wir Portlander wehrten uns dagegen, indem wir argumentierten, dass die wissenschaftliche Forschung zwar gezeigt hatte, dass Fluorid auf der Zahnoberfläche Karies verhindern kann, es sich aber nicht als effektiv erwiesen hatte, mit Fluorid angereichertes Wasser zu trinken.
Schließlich wurde über die Angelegenheit abgestimmt. Zum Glück gewannen die, die für sauberes Trinkwasser ohne Fluorid kämpften. Allerdings waren die Medien nicht freundlich gegenüber den Menschen in Oregon, die sich gegen die Fluoridierung wehrten, und stellten uns als lächerliche, verrückte Wissenschaftsgegner dar. Zwei Jahre nach dieser heftigen Diskussion, im April 2015, machte die US-Regierung eine als „verblüffend“ betitelte Ankündigung: Das Department of Health and Human Services senkte erstmalig nach über fünfzig Jahren den empfohlenen Fluoridgehalt78 im Trinkwasser, weil insbesondere Kinder durch die Kombination aus Trinkwasser, Mundspülungen und Zahnpasta zu viel Fluorid abbekamen, wodurch ihre Zähne fleckig wurden.
Wenige Monate später gab es einen weiteren Schlag gegen die Fluoridierung: Die Cochrane Collaboration79, die als Goldstandard der unparteiischen wissenschaftlichen Forschung gilt, überprüfte Studien zur Wasserfluoridierung. Aus diesen wählte sie die umfassendste Studie mit dem besten Konzept aus und schlussfolgerte, dass die Wasserfluoridierung die Anzahl der Zahnlöcher bei Erwachsenen nicht verringerte. Es stellte sich heraus, dass diese „verrückten Antiwissenschaftler“ die ganze Zeit recht gehabt hatten.
In sehr geringer Menge ist Fluorid80 wahrscheinlich nicht gefährlich, doch in größerer Menge ist es ein bekanntes Neurotoxin sowie ein endokriner Disruptor und steigert das Risiko für eingeschränkte Gehirnfunktion, ADHS bei Kindern und Jugendlichen sowie Schilddrüsenstörungen. Kein Kind sollte vorsätzlich Fluorid trinken. Wenn an ihrem Wohnort das Wasser fluoridiert wird, ist es sehr wichtig, dass Ihre Kinder gefiltertes Wasser trinken. (Darüber werde ich in Kapitel 2 mehr erzählen.)
Falls Sie sich von all diesem neuen Wissen leicht übermannt fühlen, kann ich das sehr gut nachvollziehen. Denn ich war so einer, der die Bedeutung von Bio-Lebensmitteln abtat (viel zu teuer), Softdrinks hinunterkippte (hey, das schmeckt toll!), seine Kinder auf BPA-verseuchten Plastikrasseln herumkauen ließ und sie schon mit Paracetamol für Babys vollstopfte.
Aber sobald Sie es besser wissen, handeln Sie auch besser. Und es gibt tatsächlich einiges, was Sie tun können, um zu verhindern, dass Giftstoffe die Entwicklung Ihres Kindes beeinträchtigen. Im Laufe dieses Buches werden wir noch über effektive Strategien für die optimale Gesundheit sprechen.
Aber jetzt wollen wir endlich anfangen. Schon mit kleinen Veränderungen erzielen Sie viel für die Gesundheit und das Wohlbefinden Ihrer Familie.
Dr. Pauls Plan zur Vermeidung von Giftstoffen
1. Schauen Sie sich die Inhaltsstoffe an. Sie müssen wissen, was in dem Essen, den Medikamenten, den Vitaminpräparaten und Nahrungsergänzungsmitteln ist, die Sie zu sich nehmen. Essen und trinken Sie nichts, was Aspartam, chemische Farbstoffe oder Non-Food-Zusatzstoffe wie Schimmelinhibitoren und Aluminium enthält. Paracetamol sollten Sie in jeglicher Form vermeiden.
2. Leben Sie plastikfrei. Die Chemikalien in Plastik sind endokrinstörend, insbesondere wenn sie erhitzt werden. Benutzen Sie im Supermarkt Stofftaschen oder legen Sie Lebensmittel (Äpfel, Bananen, sogar Brokkoli) direkt in Ihren Einkaufswagen. Bewahren Sie Lebensmittelreste in Glas- statt in Plastikbehältern auf. Verzichten Sie auf verarbeitete Esswaren in Plastikfolie. Kauen Sie Bio-Kaugummis (herkömmliche Kaugummis stecken voller – Sie werden es wohl schon erraten haben – Plastik sowie Aspartam). Stellen Sie Plastik niemals in die Mikrowelle oder die Spülmaschine. Vermeiden Sie Müllbeutel aus Plastik (Sie können Ihren Müll direkt in die Abfalltonne werfen und auch noch viel Geld sparen).
3. Essen Sie vollwertige Nahrungsmittel, am besten Bio-Lebensmittel. Vermeiden Sie möglichst GVO- und mit Pestiziden behandelte Ernten. Diesen Rat werde ich Ihnen immer wieder geben. Sie können die Gesundheit Ihrer ganzen Familie jetzt und für alle Zeit am besten verbessern, wenn Sie sich für vollwertige Nahrungsmittel entscheiden. Ja, das ist frustrierend teuer. Bauen Sie Ihre eigenen Lebensmittel an, werden Sie Teil einer landwirtschaftlichen Versorgungsgemeinschaft, kaufen Sie auf Bauernmärkten oder bei einer sogenannten Foodcoop und nehmen Sie Kontakt zu Bauern der Region und anderen Personen auf, die Lebensmittel anbauen und ihre überschüssige Ernte gerne teilen.
4. Verwenden Sie keine Flammschutzmittel. Neue Möbelstücke und Teppiche sind die größte Quelle für giftige Ausgasungen. Wenn Sie ein Babyzimmer einrichten, lohnt sich die Investition in eine flammschutzfreie Matratze, beispielsweise eine Bio-Futonmatratze für das Gitterbett. Kaufen Sie keine Schlafanzüge oder andere Kleidung, die voller Flammschutzmittel stecken.
5. Setzen Sie auf natürliche Insektenkontrolle. Tun Sie alles, was geht, um weder im Haus noch draußen Pestizide und Herbizide zu verwenden, insbesondere kein Glyphosat. Marienkäfer, die man in großen Mengen online kaufen kann, töten Insekten sowieso besser als Insektizide. Setzen Sie in Ihrem Garten auf einheimische Pflanzen, die dort gedeihen, wo Sie leben.