Lieblingsplätze Nordschwarzwald. Matthias Kehle
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83 In der Heimat des Kult-Autors
Calw: Hermann-Hesse-Museum
Bad Teinach-Zavelstein: Kirche Sankt Candidus bei Kentheim
85 Ein Blütentraum im Frühling
Bad Teinach-Zavelstein: Krokuswiesen
Neubulach: Hella-Glück-Stollen
Altensteig: Spaziergang durch die Altstadt
Seewald: Nagoldtalsperre
Nagold: Keltenhügel
Gutach: Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof
Wilde Heimat des Nationalparks
Vorwort: Eine Einladung
Vielleicht ist der Schwarzwald das berühmteste Gebirge der Welt. Jedenfalls kennt man seine Insignien wie Bollenhut, Kirschtorte, Kirschwasser oder den Mummelsee in Korea, Brasilien und den Vereinigten Staaten. Vielleicht ist nur noch das Matterhorn berühmter als der Bollenhut! Geografen teilen das südwestdeutsche Mittelgebirge ein in Nordschwarzwald und Hochschwarzwald. Wilder, einsamer, romantischer und vielfältiger ist die Heimat des jungen Nationalparks: der Nordschwarzwald. Im Norden wird er grob von der A7 zwischen Karlsruhe und Pforzheim, im Süden vom Kinzigtal begrenzt. »Wilder« ist die Gegend: Mit etwas Glück trifft man bei langen Wanderungen auf einen Auerhahn und vernimmt Vogelstimmen, die man sonst nicht hört. Hier ist der Wolf wieder zu Hause, selbst wenn ihn kaum ein Mensch zu Gesicht bekommt. »Einsamer« ist der Nordschwarzwald als sein südlicher »Bruder«: Stundenlang kann man durch dichte Wälder wandern, zu entlegenen Karseen oder merkwürdigen Felsformationen. Ganz im Gegensatz zu den Bereichen rund um die Schwarzwaldhochstraße, wo immer Trubel und Verkehr herrscht. »Romantischer« ist der Norden mit seinen unzähligen Wasserfällen, wie dem Gertelbachfall bei Baden-Baden, aber auch dem so beliebten Mummelsee. Vorausgesetzt man besucht ihn zu einer Zeit, wenn dort keine weiteren Touristen sind, etwa an einem kalten, nebligen Tag in der Vorweihnachtszeit.
Im Nordschwarzwald wachsen mit die größten Waldflächen Deutschlands. An der Westseite gedeiht schon junger Mischwald – die Fichtenmonokulturen hat Sturm Lothar im Jahr 1999 »beseitigt«. Es ist ein Wald im Wandel. Das zeigt etwa der Lotharpfad, ein Weg, auf dem der Besucher die Entwicklungen des letzten Vierteljahrhunderts nachvollziehen kann. Vertraute Bilder, wie sie auch in diesem Buch zu sehen sind, werden sich mit dem Klimawandel verändern – in welche Richtung ist kaum vorherzusagen. Zwischen diesen Wäldern liegen weltberühmte Orte. Das gilt vor allem für Baden-Baden mit seinen Thermen, dem Casino oder der Lichtentaler Allee. Berühmt wurden Calw und Kloster Hirsau – dank dem Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse, der ein Kind des Nordschwarzwalds war. Viele seiner Texte sind hier angesiedelt. Klöster, Schlösser, Burgen und Ruinen finden sich zuhauf in dieser alten, vielseitigen Kulturlandschaft. Das schönste Schloss ist Favorite, die eindrucksvollste Burg Schloss Ortenberg, die prächtigste Ruine das verwunschene Kloster Allerheiligen. Am Rande des Nordschwarzwalds, in Karlsruhe, wurde das Auto erfunden und so ist es nicht verwunderlich, dass einige Sehenswürdigkeiten mit dem Auto zu tun haben: ein skurriles Fahrzeugmuseum in Marxzell, eine Retro-Tankstelle in Freudenstadt oder das Unimog-Museum in Gaggenau. In Baden übrigens hat der Guide Michelin die meisten Gourmet-Sterne vergeben, knapp hinter der württembergischen Grenze laden die Top-Restaurants Deutschlands ein, eines davon wird hier vorgestellt. Ganz normale, bürgerliche Gastronomie darf natürlich ebenfalls nicht fehlen. Wer am Westrand des Schwarzwalds entlangfährt, etwa auf der A5, sieht vor allem eines: Weinberge, Weinberge, nichts als Weinberge! Der badische Wein gilt als Weltklasse, vor allem einige Rieslinge, und so ist ein Blick in ein bekanntes Weingut ein Muss. Im Nordschwarzwald befindet sich zudem die »Europäische Schnapshauptstadt« Oberkirch mit vielen weithin bekannten Brennereien – die Zahl geht in die Hunderte!
Der Oberrhein und der Nordschwarzwald waren schon immer besiedelt, bereits Keltenfürsten haben hier ihre Grablege, ein uraltes Kirchlein in Kentheim zeugt von einer langen christlichen Tradition. Viele Kultur- und Architekturdenkmale, etwa die Hirschapotheke in Offenburg oder das Ettlinger Schloss mit seinem Delfinbrunnen, aber auch das Museum Frieder Burda in Baden-Baden bezeugen dies. Mühlen, Bergwerke, Stauseen – dem Nordschwarzwald fehlt eigentlich nichts. Na gut, vielleicht ein paar ganz hohe, vergletscherte Berge und ein Meeresstrand, aber das ist schon alles. Es ist die perfekte Gegend, um zu essen, zu trinken, zu wandern, für Freizeit, Kultur und Sport. Oder ganz einfach gesagt: zum Genießen!
Der lange umstrittene Nationalpark Schwarzwald ist der erste in Baden-Württemberg und wurde 2014 gegründet. Er ist 100,62 Quadratkilometer groß. Weit über 2.000 Tierarten leben hier.
1 Schönstes Hochmoor im Schwarzwald
Gernsbach: Wildsee am Kaltenbronn
Der Wildsee, auf etwa 900 Metern Höhe zwischen Bad Wildbad und Gernsbach gelegen, ist die mit 2,3 Hektar größte Hochmoorfläche im Schwarzwald und gilt als größter Hochmoorkolk Deutschlands. »Kolk« bedeutet, dass das Moor rein durch Wasseransammlung entstanden ist. Ein Teil ist mit Schwingrasen bedeckt, auf dem See haben sich kleine Inseln gebildet. Am Ende der letzten Eiszeit, vor etwa 10.000 Jahren, versumpfte die Hochfläche auf den wasserundurchlässigen Buntsandsteinschichten. Durch die Sauerstoffarmut zersetzte sich die anspruchslose Vegetation nicht vollständig und bildete eine bis zu acht Meter dicke Torfschicht. Hier gedeihen Überlebenskünstler wie Torfmoose und Wollgräser, das Moor ist umgeben von Bannwäldern mit zahllosen Birken.
Das streng geschützte Gebiet ist touristisch durch einen Bohlenweg erschlossen, der nur zu Fuß passiert werden darf, mitunter federt das Holz unter den Schritten auf dem weichen Torfuntergrund. Ein solches Moor ist hochsensibel. Schon Kalkstaub an Wanderstiefeln kann das System verändern, weshalb der kalkhaltige Schotter auf den Waldwegen der Umgebung durch kalkarmen ersetzt wurde. Auch das Füttern der Enten und das »Entsorgen« von Essensresten ist streng verboten. Vor allem unter der Woche kann der Wanderer, auf einer der Bänke sitzend, die Stille genießen und Libellen beobachten.
Ab dem 18. Jahrhundert schien das Ende des Moores besiegelt. Nachdem 1701 ein erster Weg und 1708 eine Anlage zur Holzflößerei gebaut wurde, kam 1829 ein Entwässerungssystem hinzu. Teile des