Der Mord am Pulverbach. Gisela Garnschröder

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Der Mord am Pulverbach - Gisela Garnschröder

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Name.«

      Sie wühlte in einem Körbchen auf ihrem Schreibtisch, fischte einige Unterlagen heraus und gab sie Vera mit den Worten: »Diese Unterlagen habe ich heute Morgen für den Rektor erstellt, nachdem er von dem Unfall erfahren hatte. Ich soll sie Ihnen übergeben.«

       II

      Fassungslos standen die Bauarbeiter vor dem Bauwagen, die Tür war weit geöffnet und drinnen auf dem Boden lag Ludwig Schreiner, ein Kollege, der am Wochenende die Bewachung der Geräte übernommen hatte. Der Polier hatte Notarzt und Polizei verständigt und wenige Minuten später traf der Krankenwagen ein. Stumm wiesen die Männer in den Wagen, der Notarzt sprang hinein und, obwohl die Tür weit geöffnet war, hielt er sich angesichts des starken Leichengeruchs augenblicklich die Nase zu.

      Der Arzt warf einen Blick auf den Mann und schickte die Sanitäter mit der Bahre wieder weg.

      »Der Mann ist tot, sicher zwei bis drei Tage, da ist nichts mehr zu machen.«

      In diesem Moment fuhr ein Streifenwagen vor und der Arzt winkte die Polizisten zu sich heran.

      »Verständigen Sie die Kripo«, wies er sie an, verscheuchte einen Schwarm Fliegen, bückte sich zu dem Toten und betrachtete ihn genauer.

      »Wie es aussieht, wurde er erschlagen.«

      Er zeigte auf das verkrustete Blut im Haar des Getöteten und verließ den Bauwagen »Das muss die Obduktion klären.«

      Kurze Zeit später wimmelte es auf der Baustelle von Beamten. Die Leute der Spurensicherung in ihren weißen Anzügen drehten jeden Stein um. Der Bauunternehmer Lorenz Montag stand Hände ringend dabei und errechnete im Kopf den materiellen Schaden. Die Baustelle war praktisch leer geräumt worden, von der Bohrmaschine bis zum Minibagger wurde alles gestohlen, was zum Bauen gebraucht wurde.

      Ein Wagen fuhr heran, bremste ziemlich hart und Hauptkommissar Tanns schlaksige Gestalt wand sich heraus. Er war allein gekommen, seine Kollegin war noch am Gymnasium geblieben, um sich unter den Schülern umzuhören. Tann hielt sich beim Anblick des Toten ein Taschentuch vor Mund und Nase, betrachtete ihn und erkundigte sich bei Herrn Montag:

      »Kam es häufiger vor, dass einer Ihrer Mitarbeiter im Bauwagen übernachtete?«

      Montag nickte.

      »Das ging abwechselnd. Ich habe den Leuten für die Nachtwache ein Extrageld zukommen lassen.«

      »Das nutzt ihm jetzt auch nichts mehr«, brummte Tann und fuhr fort, »Wusste jemand davon?« Er sah sein Gegenüber fragend an.

      »Klar, jeder im Umkreis wusste, dass bei mir immer eine Wache ist. Wo heute soviel geklaut wird, bleibt einem gar nichts anderes übrig.«

      »Das hat die Täter aber nicht abschrecken können. Wäre ein professioneller Wachdienst nicht besser gewesen?«, erkundigte sich Tann.

      Der Unternehmer seufzte. »Hinterher ist man immer schlauer.«

      »Nach diesem Vorfall wird sich von Ihren Leuten ohnehin keiner mehr darauf einlassen«, kommentierte Tann trocken und ging zu den Arbeitern hinüber, die noch immer geschockt und planlos herum standen.

      »Ist jemand von Ihnen in den letzten Tagen etwas aufgefallen? Eine unbekannte Person oder ein Fahrzeug, was nicht hierher gehört?«

      Betretenes Schweigen, nachdenkliches Schulterzucken.

      »Hier kommen viele Leute vorbei, das ist nichts Besonderes«, meinte Franz, der Auszubildende, der die Aufregung dieses Morgens zu genießen schien.

      »Können Sie sich an jemanden erinnern, der absolut nicht hier her gehört?«

      Die Männer sahen Tann ratlos an und der Polier, der die Polizei gerufen hatte, meinte:

      »In der letzten Woche war jemand da, der sich unseren Minibagger angesehen hat. Er hat sich später mit dem Chef unterhalten, andere Leute bleiben halt stehen und schauen uns bei der Arbeit zu, mich stört es nicht - und ich sehe mir die Leute nicht an.«

      Tann machte sich Notizen und ging weiter zu dem Toten, der noch immer auf dem Boden des Wagens lag, dessen Tür weit geöffnet war. Der Polizeifotograf und die Leute von der Spurensicherung hatten ihre Arbeit beendet, und Tann schaute sich in dem Wagen um. Der Geruch der Leiche war so intensiv, dass er sich wieder ein Taschentuch vor die Nase hielt, trotzdem ließ er sich nicht davon abbringen, alles noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen. In der hinteren Ecke stand eine Pritsche, die Decke war zurückgeschlagen und man sah, dass dort jemand geschlafen hatte. Eine Wasserflasche lag am Boden in einer kleinen Pfütze, ein Glas zersplittert daneben, an der Wand hing ein Anorak mit warmem Futter und eine Schirmmütze, eine Arbeitshose lag auf einem Hocker neben der Pritsche und darunter griffbereit ein Baseballschläger, der wohl als Verteidigungswaffe dienen sollte. Sicher gehörte die Kleidung dem Toten, denn er trug nur einen Jogginganzug und grobe Wollsocken. In der Ecke neben dem Fenster standen kräftige Arbeitsschuhe und vor dem Bett lagen Turnschuhe, deren verschmutzte Sohlen vermuten ließen, dass der Ermordete in der Nacht einen Rundgang über die Baustelle gemacht hatte. Tann seufzte vernehmlich, machte sich Notizen und ging noch einmal zu den Bauarbeitern hinüber. Die Männer hatten Bestandsaufnahme gemacht und der Polier überreichte Tann einen Zettel, auf dem die gestohlenen Werkzeuge aufgelistet waren.

      »Das ist nur eine grobe Zusammenstellung, die komplette Übersicht bekommen Sie vom Chef.«, erklärte der Mann knapp und ging zu seinen Leuten zurück.

      In der Nacht hatte es geregnet, und rund um die Baustelle hatten sich mehr oder weniger große Pfützen gebildet. Mit einem verärgerten Blick auf den Matsch begab sich Tann seufzend auf einen Inspektionsgang über die Baustelle, hielt Ausschau nach Fahrzeugspuren und betrachtete prüfend die Schaulustigen am Straßenrand. Es handelte sich hier um ein Neubaugebiet, bei dem erst wenige Häuser bewohnt waren. Der Beamte sah oben ein großes Schild mit der Aufschrift: »Ihr Zuhause am Pulverbach« und grinste verächtlich. Er überlegte einen Moment und ging dann zielstrebig zu einem kleinen Haus, dessen Garage sich noch im Rohbau befand und klingelte. Eine junge Frau öffnete, sie trug ein Kind auf dem Arm.

      »Mein Mann ist nicht zu Hause«, sagte sie kurz und wollte die Tür zumachen, aber Tann schob geistesgegenwärtig den Fuß dazwischen und hielt ihr seinen Ausweis hin.

      »Kripo Gütersloh, ich hätte Ihnen gern ein paar Fragen gestellt.« Im Gesicht der Frau machte sich Entsetzen breit.

      »Kripo? Ist etwas passiert?«

      »Dort drüben in dem Bauwagen wurde ein Mann erschlagen. Haben Sie in der Nacht etwas gehört? Geräusche von Autos oder Ähnliches?«

      Jetzt öffnete sie die Tür.

      »Kommen Sie doch herein.« Mit einem Blick auf seine, von der Baustelle verdreckten Schuhe, sagte er lächelnd:

      »Ich möchte Ihnen nicht alles schmutzig machen, ich bleibe lieber an der Tür. Also was haben Sie gehört?«

      »Am Wochenende nicht, aber in der Nacht davor war ein Wagen da, können auch zwei gewesen sein.« Sie setzte das Kind ab und es krabbelte über den Boden zur geöffneten Wohnzimmertür, sie lief hinterher und nahm es wieder auf den Arm. Tann grinste. »Ein Junge, nicht wahr?« Sie nickte.

      »Er ist im Moment ganz schön nervig.« Tann lachte fröhlich.

      »Ich

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