Der Mord am Pulverbach. Gisela Garnschröder
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Читать онлайн книгу Der Mord am Pulverbach - Gisela Garnschröder страница 8
Vera schaute auf ihren Bericht und erkundigte sich:
»Haben wir das nicht in den Unterlagen? Die Diebstähle wurden doch sicher gemeldet.«
Tann nickte. »Möglich, klär das bitte.«
Noch während sie die weiteren Schritte bezüglich Zeugenvernehmung und Recherche berieten, erschien der Kollege Norbert Pasur mit dem Ergebnis der Bodenprobe.
»Es ist definitiv derselbe Boden, wie der, den wir auch unter den Schuhen des Unfallopfers gefunden haben. Der Sisalfaden ist übrigens ebenfalls identisch mit dem vorher sichergestellten.«
Tann donnerte mit der Faust auf den Tisch, dass die Wasserflaschen seiner Kollegen bedrohlich schwankten und rief:
»Hab es mir gleich gedacht. Der Junge hat spioniert, und die Täter haben ihn dabei entdeckt.«
»Das ist aber kein Beweis, dass sie ihn überfahren haben!«, erklärte Dörte Masch bestimmt.
»Aber sie haben ihn gefesselt, und er konnte sich befreien«, beharrte Josef Tann. Vera Senft hatte sich noch einmal ihren Bericht angesehen und meinte:
»Dörte hat recht. Der Junge war schon fast zu Hause, woher sollten die Diebe wissen, welchen Weg er nimmt?«
»Es sei denn, sie haben ihn gekannt«, schloss Norbert Pasur die Debatte.
»Vielleicht bringt die Vernehmung der Angehörigen des Maurers was«, schaltete sich Josef wieder ein. »Bisher haben wir nur wenige, nichtssagende Äußerungen des Bauunternehmers und der Arbeitskollegen vor Ort. Auch die Anwohner haben bis auf eine junge Frau nichts gehört. Und die technische Untersuchung des Fahrrades ist auch noch nicht da.«
Etwas später fuhren Tann und Senft nach Werther. Diesmal fuhr Vera Senft, denn sie kannte sich in Werther bestens aus, weil sie während ihrer Ausbildung dort gewohnt hatte. So fuhr sie zielstrebig zur Alten Bielefelder Straße, bog rechts in die Ravensberger Straße ein und war schon wenig später in die Schlossstraße abgebogen.
»Weißt du eigentlich, dass der berühmte Peter August Böckstiegel in dieser Straße geboren wurde? Im Geburtshaus sind heute viele Gemälde, Grafiken und Aquarelle ausgestellt. Die Ausstellung kann ich nur empfehlen.«
Josef Tann zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Das musst du meiner Frau erzählen, die interessiert sich sehr für Kunst. Ich bin da nicht so bewandert.«
Vera antwortete nicht, weil gerade ein Laster wegen eines Wendemanövers ihr den Weg versperrte. »Zum Donnerwetter, was hat der denn hier zu suchen!«, fauchte sie ärgerlich, wartete ungeduldig bis das Ungetüm vor ihr endlich in Fahrtrichtung davon fuhr, und lenkte den Wagen vor ein hübsches Einfamilienhaus. Beim Klingeln öffnete ein junges Mädchen mit verweintem Gesicht. Josef Tann schätzte sie auf vierzehn Jahre und überließ seiner Kollegin die Vorstellung.
»Mama ist drinnen«, erklärte sie, ohne ihren Namen genannt zu haben und lief davon. Sie folgten ihr langsam ins Haus. Alles war neu und gemütlich eingerichtet. Im Hausflur kam ihnen Frau Schreiner entgegen, sie machte einen sehr gefassten Eindruck und bat die Beamten ins Esszimmer. Nach den üblichen Beileidsbekundungen bat die Hausfrau sie, Platz zu nehmen und erkundigte sich: »Darf ich Ihnen etwas anbieten?« Vera antwortete für ihren Kollegen mit.
»Nein danke, Frau Schreiner. Wir möchten nur ein paar Dinge klären.«
Erst jetzt setzte sich Frau Schreiner ihnen gegenüber, und nur ein geübter Beobachter erkannte, dass es sie einige Anstrengung kostete, die Fassung zu wahren. Vera Senft übernahm auch diesmal die Befragung und begann mit scheinbar belanglosen Details.
»Wie oft übernahm ihr Mann die Wache auf der Baustelle?«
»Einmal im Monat. Donnerstagnacht war es das zweite Mal, diesmal sollte er das ganze Wochenende da bleiben.«
»Wurde denn am Freitag nicht gearbeitet?«
Frau Schreiner schüttelte den Kopf. »Der Chef musste zu einer Ausstellung, da sind einige der Kollegen mitgefahren, und die anderen hatten frei.«
»Haben Sie sich nicht gewundert, dass Ihr Mann sich das ganze Wochenende nicht gemeldet hat?«
Nur ein Zucken mit den Augenliedern verriet, dass diese Frage die Witwe mehr traf, als sie vorgab.
»Ich wusste, dass mein Mann nicht da war, da bin ich mit Svenja zu meiner Schwester nach Münster gefahren. Wir sind erst am Sonntagabend zurückgekommen.«
»Er hätte Sie doch auch ebenso gut in Münster erreichen können.«
»Gibt doch zu, dass ihr euch verkracht hattet, die Polizei kommt sowieso dahinter!« Die Tochter war leise hereingekommen, ohne dass jemand sie bemerkt hatte. Sie stand am Türpfosten und funkelte empört in die Runde und mit der Fassung von Frau Schreiner war es augenblicklich vorbei. Ihr Kopf wurde hochrot und sie drückte sich ein Taschentuch vor das Gesicht, um ihr Weinen zu unterdrücken. Josef Tann wand sich unbehaglich auf seinem Stuhl und da Vera schwieg, ergriff er das Wort.
»Frau Schreiner«, erklärte er so sanft, dass Vera ihn erstaunt ansah. »Streit kommt in den besten Ehen vor. Es ist ganz natürlich, Sie sollten sich keine Vorwürfe machen. Ihr Mann hätte Ihnen bestimmt verziehen.«
Sie sah den Beamten dankbar an und schluchzte: »Glauben Sie wirklich?«
Tann nickte und bestätigte überzeugend: »Ganz sicher.«
Daraufhin erklärte Marita Schreiner stockend: »Ich wollte nicht, dass er diese Wache schiebt. Schon beim ersten Mal habe ich schreckliche Angst gehabt und die ganze Nacht kein Auge zugetan. Und diesmal war es ein ganzes Wochenende. Aber mein Mann bestand darauf, wegen des Geldes.«
Vera hob eine Augenbraue und erkundigte sich: »Wie viel zahlte denn der Unternehmer für das Wochenende?«
»Achthundert Euro bar auf die Hand. Ludwig wollte das Geld für einen neuen Gartenzaun haben.«
»Eine schöne Stange Geld für ein Wochenende.«
»Das hat mein Mann auch gesagt, und dann hat er noch gemeint, dass er dafür sonst fast zwei Wochen schuften muss.« Sie weinte nun hemmungslos. Ihre Tochter hatte sich ein wenig beruhigt, setzte sich jetzt neben sie und legte ihr fürsorglich den Arm um. Die Beamten verabschiedeten sich, an der Tür drehte sich Tann noch einmal um und erkundigte sich:
»Hatte Ihr Mann ein Handy dabei?«
Frau Schreiner verneinte. »Mein Mann hatte keines. Ganz in der Nähe ist ein öffentliches Telefon, er wollte von dort anrufen.«
Vera Senft öffnete den Mund, als wolle sie etwas sagen, schwieg dann aber und zog nur das Gesicht in nachdenkliche Falten. Sie waren schon in der Tür und hatten sich verabschiedet, als dem Hauptkommissar noch etwas einfiel.
»Frau Schreiner, sagt Ihnen der Name Volker Wieners etwas?«
Etwas irritiert sah sie den Beamten an und erkundigte sich:
»Wieners? Nie gehört. Ist das ein Arbeitskollege meines Mannes?«
Josef verneinte
Schweigend fuhren sie kurze Zeit später davon. Sie hatten