Kein Lord wie alle anderen. Inka Loreen Minden

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Kein Lord wie alle anderen - Inka Loreen Minden

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sich von ihr abwandte, achtete sie genau auf seine Beine. Kaum merklich zog er das linke hinterher. Henry biss sicher gerade die Zähne zusammen. Schließlich hatte Izzy vor dem Ruheraum, als er sich unbeobachtet glaubte, gesehen, wie es wirklich um ihn bestellt war.

      Am besten, sie tanzte fortan mit keinem der Herren mehr und unterhielt sich mit dem Marquess, damit er sich nicht verpflichtet fühlte, andere Damen zum Tanz aufzufordern. Izzy hatte ohnehin schon fast mit jedem alleinstehenden Mann auf ihrer Karte getanzt, und mehr als zwei Mal mit ein und demselben Herrn über das Parkett zu wirbeln kam schließlich schon fast einer Verlobung gleich.

      Andererseits durfte sich Lord Wakefield bei ihr keine Hoffnungen machen! Sie musste unverzüglich klarstellen, dass sie keinerlei Ambitionen hatte, zu heiraten – ohne den Mann zu kränken. Sie wollte ihm wirklich keinen Grund geben, zu denken, sie würde sich vor ihm oder seinem Aussehen fürchten.

      »Ist es so offensichtlich?«, fragte er düster, als er mit den Gläsern zu ihr zurückkehrte.

      Izzy schluckte schwer. Oh je, hatte sie die ganze Zeit auf seine Beine gestarrt? »Haben Sie schlimme Schmerzen?«, fragte sie zerknirscht. »Wir können uns gerne setzen.«

      Schnell ließ sie sich wieder auf ihrem Stuhl nieder, und Henry setzte sich neben sie. Dann reichte er ihr die Limonade. »Sie nehmen wohl kein Blatt vor den Mund, Miss Norwood?«

      Ihr Gesicht erhitzte sich. »Ich halte nichts davon, um den heißen Brei herumzureden.« Sehr zum Leidwesen von Papa und Rowena.

      Eine von Henrys nachtschwarzen Brauen hob sich. »Dann sagen Sie immer, was Sie denken?«

      »Natürlich nicht, das geziemt sich schließlich nicht für eine Dame. Ausnahmen mache ich nur bei Personen, die ich mag.« Rasch trank sie ein paar kleine Schlucke aus ihrem Glas, um einerseits ihre flinke Zunge zu zügeln und andererseits ihre brennenden Wangen zu verstecken.

      Verdammt, er machte sich doch jetzt keine Hoffnungen?

      Henrys Mundwinkel zuckte, und er klang amüsiert, als er sagte: »Ich dachte schon, Sie wären hier die Einzige, die sich nicht für mich zu interessieren scheint.«

      Er machte sich Hoffnungen. Himmeldonnerwetter!

      Der Anflug eines Schmunzelns huschte über seine Lippen. »Sie sind also die Frau mit den Hosen?«

      Natürlich war ihr Ruf bereits bis zu ihm vorgedrungen, denn sicher amüsierte sich alles, was Rang und Namen hatte, über die »verrückte Isabella«. Vorteil für Izzy! Kein Mann fand eine Frau in Hosen attraktiv.

      Wir sind wohl beide Außenseiter, jeder auf seine Art, dachte sie, was uns nicht zu Verbündeten werden lässt!

      Als sie gerade nach einer geistreichen Antwort fischte, fragte er leise: »Schreckt Sie mein Äußeres ab?«

      Er war aber auch sehr direkt! Nun musste sie genau überlegen, was sie erwiderte. Schließlich wollte sie ihn nicht verletzen, aber er sollte auch nicht denken, dass sie sich für mehr als nur eine platonische Freundschaft interessierte. »Ich beurteile Menschen nicht nach dem Äußeren, Lord Wakefield, und mache mir gerne mein eigenes Bild von jemandem.« Dann lass dich auch nicht von den ganzen Gerüchten über ihn beirren, schalt sie sich und blickte Henry direkt in die Augen. Die besondere Nuance seiner Iris war ihr bisher gar nicht aufgefallen. Um die Pupille herum besaß sie die Farbe von tiefbrauner Bratensoße, ging aber zum Rand hin in ein saftiges Blattgrün über. »Doch ich möchte gleich etwas klarstellen: Ich habe kein Bedürfnis, demnächst zu heiraten, und zwar weder einen der anwesenden Herren noch sonst irgendeinen Mann.«

      Henry runzelte die Stirn. »Ihnen ist aber bewusst, dass Ihre Stiefmutter diese Feier gibt, um Sie unter die Haube zu bringen?«

      Izzy sah sich im Saal um und wurde von Rowenas scharfem Blick regelrecht durchbohrt. Während die meisten tanzten, saß ihre Stiefmutter neben Papa und ließ Izzy nicht aus den Augen. »Sie haben Rowena also durchschaut.«

      »Durchaus.« So etwas wie ein angedeutetes Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen, die erstaunlich schön geschwungen waren, wie Izzy feststellte. »Nur aus Ihnen werde ich nicht schlau, Miss Norwood.«

      Sie lachte. »Das sagt Papa auch ständig.« Irgendwie mochte sie den Mann.

      »Wie alt sind Sie?«

      Seine direkte Frage überraschte sie, aber dann wurde ihr bewusst, dass er nicht in ein Leben als Adliger hineingeboren wurde und ihm viele Regeln sicher noch unbekannt waren. Izzy schmunzelte. »So etwas fragt man eine Dame nicht, Mylord.«

      Er nippte ein Mal gelassen an seiner Limonade, sodass seine Oberlippe von dem süßsauren Saft glänzte. »Sie sind aber keine gewöhnliche Dame.«

      »Touché, Mylord.« Sie grinste zufrieden. Der Abend versprach, doch noch amüsant zu werden.

      Als er sich mit der Zungenspitze über die Lippen leckte, konnte sie den Blick nicht von seinem Mund abwenden und fühlte ein seltsames Prickeln tief in ihrem Unterleib. Schnell richtete sie ihr Augenmerk auf die vernarbte Gesichtshälfte. Wer hatte ihn bloß so übel zugerichtet?

      Ein Schnitt zog sich von seinem Mundwinkel bis zur Mitte seiner Wange. Dort sah es so aus, als hätte ihm jemand ein X in die Haut geritzt. Wenn man den Marquess nicht näher kannte, konnte seine schreckliche Verletzung wirklich einschüchternd wirken.

      Als Izzy bewusst wurde, dass sie ihn ungebührlich lange anstarrte, senkte sie schnell die Lider. Doch Lord Wakefield schien nichts bemerkt zu haben, weil er anscheinend seinen eigenen Gedanken nachhing. Er starrte in sein Glas und murmelte: »Ich wünschte, Sie könnten mich bei meinem Geburtsnamen nennen. Ich habe mich einfach noch nicht an den Titel gewöhnt.«

      Verschwörerisch beugte sie sich ein Stück zu ihm. »Ich nenne Sie liebend gerne Henry, Mylord, solange uns niemand zuhört. So mache ich das mit meiner besten Freundin auch. Für mich wird sie immer Penny bleiben, aber vor anderen spreche ich sie nur mit Penelope an.«

      Gespielt empört riss er die Augen auf. »Sie sind ja eine richtige Revolutionärin, Miss Norwood!«

      »Isabella, wenn wir schon bei den Vornamen sind«, flüsterte sie ihm zu, weil sie Angst hatte, dass jemand sie trotz Musik hören konnte. »Und Izzy, falls Sie ganz verwegen sein wollen.«

      »Izzy«, wiederholte er todernst, und sie lachte erneut. Henry besaß Humor!

      »Sie sind ein wirklich mutiger Mann.«

      »Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.« Er seufzte und wirkte plötzlich niedergeschlagen.

      Sie hatte keine Ahnung, was er damit meinte. Erneut richtete Henry den Blick in die Ferne, als wäre er nicht bei ihr, sondern ganz weit weg.

      »Also … um auf Ihre Frage zurückzukommen«, sagte sie schnell, um ihn ins Hier und Jetzt zurückzuholen. »Ich bin zweiundzwanzig. Ja, ich weiß, dass mich einige bereits als Blaustrumpf oder alte Jungfer bezeichnen und mich meine Stiefmutter längst an der Seite eines Ehemannes sehen möchte. Aber ich kann jetzt einfach noch nicht heiraten.«

      »Ich werde nicht so indiskret sein und Sie nach dem Grund fragen.« Das plötzliche Funkeln in seinen schönen Augen zeigte Izzy, dass er ihre Unterhaltung ebenfalls genoss, auch wenn er sich sonst überwiegend emotionslos zeigte. Außerdem duftete er angenehm. Leicht herb, nach Bergamotte, und ein klein wenig rauchig.

      Als sie nichts

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