366 mal Hoffnung. Roland Werner
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Ein seltsamer Name! Wie sollen wir ihn verstehen? Ist er eine Offenbarung – oder nicht doch eine Verhüllung? Gibt Gott sich Mose in die Hand, macht er sich ansprechbar, oder verbirgt er mit diesem geheimnisvollen Namen nicht seine Identität?
Die alten Völker glaubten, dass sie mit dem Namen das Wesen erfassen und den so Benannten damit dingfest machen konnten. Dasselbe glaubten sie in Bezug auf die Götter. Den Namen zu kennen bedeutet, Macht zu haben über den Genannten.
Auch Mose will Gott dingfest machen. Doch der Name, der ihm gegeben wird, ist keine dingliche Beschreibung, sondern eine Zusage. „Ich werde sein, der ich sein werde!“ Ob die Zusage stimmt, wird sich in Zukunft erweisen. Das ist das Wagnis, das Mose eingehen muss, und mit ihm das ganze Volk.
Gott: Sein Name ist Programm. Er ist keine leere Theorie, kein stummer Götze, keine philosophische Idee. Er ist der Lebendige, der Gott der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Er ist der Gott, der mit seinem Volk ist und sein wird. Alle Tage, bis an der Welt Ende. Weil Mose darauf vertraute, ging er zurück nach Ägypten und führte das Volk in die Freiheit.
23. JANUAR
Reden ist Silber. Richtig reden ist Gold.
Redet, was gut ist und erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören!
EPHESER 4, 29
Der Vers erinnert an die drei Siebe, die der Philosoph Sokrates einmal als Regeln zum richtigen Reden genannt haben soll: „Ist es wahr? Ist es hilfreich? Ist es nützlich?“
Hier, in den Ratschlägen von Paulus, hört sich das ähnlich an. In diesem einen Satz findet sich eine ganze Ethik des Redens. Die Frage, wie wir richtig reden können, spielt im Neuen Testament eine große Rolle. So ermahnt Jakobus: „Ein Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn!“ (Jakobus 1, 19)
Dass wir reden müssen, ist klar. Wir können die Gedanken anderer Menschen nur in Ausnahmefällen erahnen. Reden ist eine Grundform menschlicher Kommunikation. Es ist schlimm, wenn jemand die Fähigkeit zum Reden verliert, z. B. durch einen Schlaganfall. Und wie mühsam ist es, wenn wir in einem fremden Land keine gemeinsame Sprache haben, mit den Menschen dort zu sprechen.
Reden ist notwendig. Und dennoch ist auch jedes Reden gefährdet. Immer besteht die Gefahr, dass wir einander missverstehen oder aneinander vorbeireden. Worte können missbraucht werden, um andere zu manipulieren und Macht auszuüben.
Jesus redete mit Vollmacht (Matthäus 7, 28). Das erstaunte die Menschen. Auch die Männer der Tempelwache sagten das: „Noch nie haben wir einen Menschen so reden hören!“ (Johannes 7, 40) Sie sollten Jesus gefangen nehmen und kamen doch unverrichteter Dinge zurück, verändert durch die Macht seiner Worte.
Wie sollen wir also reden? Paulus nennt hier vier statt nur drei Regeln: „Redet, was gut ist und erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.“ Das sind Maßstäbe, die sich an Jesus orientieren. Unser Reden soll gut, aufbauend, auf das Nötige konzentriert sein und vor allem anderen Segen bringen. Solches Reden ist wirklich mehr wert als Silber und Gold.
24. JANUAR
Von Herzen angenommen?!
Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob!
RÖMER 15, 7
Wer kennt sie nicht, Menschen, in deren Nähe man sich grundsätzlich wohlfühlt? Menschen, die uns das Gefühl geben, einfach angenommen und geliebt zu sein? Meine Tante Charlotte war so ein Mensch. Impulsiv, herzlich, engagiert, manchmal laut, aber auf jeden Fall fröhlich und zugewandt. Sie war jemand, die mit ihrem ganzen Leben ausdrückte, wovon unser Vers spricht.
Wie kommt es eigentlich, dass der eine Mensch Herzlichkeit und Annahme ausstrahlt und ein anderer eher Kritik und Kontrolle? Dieser Satz von Paulus enthält eine Antwort auf diese Frage. Er zeigt auch, wie wir von der einen zur anderen Einstellung wechseln können: Die Erfahrung, selbst angenommen zu sein, befähigt uns dazu, andere annehmen zu können.
Das war bei meiner Tante der Fall. Schon ihr Vater war ein zutiefst annehmender Mensch. Dabei war sein Leben nicht einfach. Als Zweitgeborener ging die väterliche Mühle nicht an ihn. Seine Frau, Erbin eines Bauernhofs, starb in jungen Jahren an Tuberkulose. Er blieb mit zwei kleinen Kindern zurück. Den Hof konnte er nicht allein bewirtschaften und verkaufte ihn auf Anraten von Verwandten, um in der Stadt ein neues Leben aufzubauen. Die Inflation der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts fraß alles Geld auf. Als ungelernter Arbeiter fand er eine Anstellung in Duisburg bei Thyssen. Dort lernte er seine zweite Frau kennen, meine Großmutter. Seine Kinder aus der ersten Ehe starben beide, als sie Mitte zwanzig waren. Auch das trug und ertrug mein Großvater und blieb ein positiver Mensch. Die Kraft dafür fand er im Glauben an Jesus Christus.
„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zum Lob Gottes!“ Die Gewissheit, von Gott angenommen zu sein, war für meine Tante, meinen Onkel, meine Großeltern und Eltern die tragende Grundlage ihres Lebens. Auf dieser Grundlage kann auch ich immer wieder einüben, mich selbst und andere anzunehmen.
25. JANUAR
Der Weg des Friedens
Gott richte unsere Füße auf den Weg des Friedens!
LUKAS 1, 79
Die Sehnsucht nach Frieden verbindet Menschen über alle Grenzen hinweg. Das wünschen wir uns: Frieden mit den Nachbarn, Frieden innerhalb der Familie, Frieden zwischen den Völkern, Frieden im eigenen Herzen.
Im Namen des Friedens werden Lieder gedichtet und Konferenzen abgehalten. Für den Frieden schließen sich Aktionsgruppen zusammen und werden Resolutionen verfasst. Im Namen des Friedens werden Kriege geführt, um, wie man sagt, dauerhaften Frieden zu ermöglichen.
Die Suche nach Frieden bewegt die Menschheit seit jeher. Und doch ist dauerhafter Friede gefährdet. Immer wieder brechen Konflikte auf, die zu Kämpfen führen und sich manchmal zu weltumspannenden Krisen ausweiten. Das 20. Jahrhundert, am Anfang als Goldenes Zeitalter besungen, entpuppte sich als eines der grausamsten in der Menschheitsgeschichte. Und auch in unserem 21. Jahrhundert ist es nicht weit her mit dem Frieden.
Woher rührt die Neigung von uns Menschen, den Streit zu suchen, wo Versöhnung doch der bessere Weg wäre? Woher stammt unser Bemühen, recht haben und recht behalten zu wollen? Und wie wird Frieden möglich, trotz allem?
Auch in der Bibel ist der Frieden ein wichtiges Thema. Schonungslos berichtet sie von Kriegen und Vernichtung. Sie erzählt, wie Menschen einander von Anfang an bekämpften und umbrachten. Die Bibel zeigt aber auch Wege zur Gerechtigkeit und zum Frieden. Sie zeigt uns, wie Friede möglich wird, weil Gott selbst Frieden und Versöhnung schenkt.
Die Bibel ermutigt uns zu einem Leben im Frieden. Wir sollen nach dem Frieden trachten und darum beten. Denn Gott allein kann bleibenden Frieden schaffen. Wer sich nach Frieden sehnt, kommt nicht an Jesus, dem Friedefürsten, vorbei: „Er ist unser Friede.“ (Epheser 2, 14) Er hat ganz auf Gewalt verzichtet und sein Leben am Kreuz gegeben. Er ist es, der