Geständnis mit Folgen. Ursula Schmid-Spreer

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Geständnis mit Folgen - Ursula Schmid-Spreer

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Sie, wem er das abgenommen hat?«, unterbrach Klaus.

      »Woher soll ich das wissen?« Es klang aggressiv. »Mein Mann sagte keinen Namen. Ich kenne seine Schüler sowieso nicht. Richtig aufgegangen ist er nur in seinem Matheleistungskurs. Mathe«, sie schüttelte sich angewidert, »er konnte das gesamte Abendprogramm über die Mathematik bestreiten.«

      Klaus zückte sein Notizbuch. »Hat sich Ihr Mann in letzter Zeit speziell über einen Schüler beklagt?«

      »Nö, eher so im Allgemeinen. Wollen Sie was trinken?«

      Beide Kommissare schüttelten den Kopf. Belu beobachtete Eva Meier genau.

      »Ich brauch jetzt was.« Hastig machte sie drei lange Züge aus der Zigarette, sah sich suchend um. Da der Aschenbecher voll war, drückte sie den Glimmstängel auf einem Teller aus. Eine angelaufene Scheibe Salami und ein verwelktes Gürkchen lagen dort. Stillleben mit Zigarette fuhr es Belu durch den Kopf. Wie ekelig!

      Eva öffnete den Schrank, in dem sich eine gut sortierte Bar befand. Sie schenkte sich eine weiße Flüssigkeit ein und trank in großen Schlucken. Dabei fiel der Bademantelärmel nach hinten und entblößte Schrammen und blaue Flecken. Es war nur ein Sekundenbruchteil. Eva Meier zog den Ärmel sofort wieder über die Hände. Schenkte sich das Glas erneut zwei Fingerbreit voll.

      »Haben Sie jemanden, der sich jetzt um Sie kümmert, der bei Ihnen ist?«

      »Ja, ja, keine Sorge, ich komme schon klar.«

      »Wir hätten noch einige Fragen an Sie. Dürfen wir Sie bitten, auf’s Präsidium zu kommen? Wenn es Ihnen besser geht«, fügte Belu noch an.

      Eva Meier nickte. Dann lachte sie hysterisch auf.

      »Erschlagen?«, fragte sie. »Martin hatte heute laut Stundenplan Sport in der ersten Stunde.« Sie lachte unkontrolliert und griff erneut zur Flasche in der Bar. Überlegte es sich aber anders und stellte sowohl Glas als auch Flasche zurück. Sie strauchelte, hielt sich an der geöffneten Schranktür fest.

      »Geht es Ihnen gut? Können wir helfen?« Belu eilte auf die Frau zu. Instinktiv ergriff sie deren Arm. Dabei öffnete sich der Morgenmantel, den Eva bisher zugehalten hatte. Hals und Brust waren mit blauen Flecken übersät.

      »Lassen Sie mich. Mir geht’s gut.«

      Sie streifte Belus Hand von ihrem Arm. »Ich komme morgen früh in Ihr Büro. Lassen Sie mich jetzt alleine, bitte.«

      »Selbstverständlich, Frau Meier. Wir würden nur gerne noch einen Blick in das Arbeitszimmer Ihres Mannes werfen.«

      »Oben.« Eva Meier deutete mit dem Zeigefinger zur Treppe. »Zweite Türe links.« Sie ließ sich auf das Sofa plumpsen und schloss die Augen.

      Belu bedeutete Klaus, mit nach oben zu kommen. Das Arbeitszimmer war, im Gegensatz zum Wohnzimmer, sauber und aufgeräumt. An den Wänden hingen Klassenfotos, die mit Stecknadeln an die Raufasertapete gepinnt waren. Ein überdimensionaler Schreibtisch stand unter dem Fenster, nahm fast den ganzen Raum ein.

      »Schau dir mal diesen Chefsessel an. Der ist saubequem.«

      Klaus lümmelte sich in das Sitzmöbel und wippte vor und zurück.

      »Und ergonomisch ist er auch noch«, sagte er, erhob sich, schob ihn beiseite.

      »So einen Stuhl, der sich dem Körper anpasst, könnten wir in unserem Büro auch gebrauchen. Ich werde so einen für uns beide beantragen. Du klagst doch auch immer wieder mal über Rückenschmerzen. Die würden wir sicher in den Griff bekommen«, schmunzelte Belu.

      »Ich will lieber einen Ball«, maulte Klaus. Er bückte sich und hob einen Papierschnipsel auf.

      »Nix da, dann rollst du den ganzen Tag im Zimmer umher und hopst darauf herum.«

      »Es würde meinem Rücken guttun.«

      Sie grinsten sich an.

      »Was hast du da für einen Schnipsel?«

      Belu sah ihrem Kollegen über die Schulter. Dann trat sie an das Bücherregal heran und überschlug kurz, wie viele Bücher wohl hier stehen mochten.

      »Eine Nummer«, antwortete Klaus. »Ein Teil einer Telefonnummer vielleicht. Hier ist er abgerissen, siehst du?«

      »Tüte ihn ein! Möglicherweise ist der andere Teil im Papierkorb.«

      Klaus hob den Korb und tat so, als wollte er ihn sich auf den Kopf setzen. »Leer«, sagte er.

      Belu verdrehte die Augen. »Kindskopf!« Mit Blick auf die Bücherregale äußerte sie: »Ein belesener Mann.«

      »Als Lehrer musste er das sein«, konterte Klaus.

      »Mathebücher, auch jede Menge religiöse Schriften. Schau mal: Religiöses Leben von Anfang an. Und hier: Religiöse Orte, eine Weltreise. Gott in deinem Alltag; ich bin platt. Mathematik und Religion. Den Schülern nach zu urteilen, war er doch recht aufbrausend und autoritär. Passen da religiöse Bücher zu seinem Charakter?« Ein Buch nach dem anderen zog die Kommissarin heraus.

      »Schau mal, Belu. Hier sind zwei Regalwände nur mit Mathebüchern. Das war seine Leidenschaft. Und in diesem Regal stehen lauter Bücher über Sport. Leistungssport trainieren, Yoga und autogenes Training, Sport in der Lebensmitte, der effiziente Sportunterricht.« Klaus stellte die Bildbände zurück, nickte anerkennend. »Ein wirklich sachkundiger und gebildeter Mensch.«

      »Mag sein. Vielseitig interessiert würde ich sagen.«

      Belu öffnete den Laptop, der auf dem Schreibtisch stand, und drückte auf den Einschaltknopf. Eine kurze Melodie erklang. Der Benutzer wurde aufgefordert, sich mit einem Passwort einzuloggen.

      »Ob uns der Rechner wohl noch mehr Charaktereigenschaften seines Besitzers offenbart?«, meinte Belu.

      »Ich glaube eher, er hat seine Schulaufgaben, samt Löser, abgespeichert. Wir können ihn ja mal mitnehmen.«

      Belu nickte, stöpselte das Gerät ab und klemmte sich den Laptop unter den Arm. Ein letzter Blick durch das Zimmer.

      Als sie ins Wohnzimmer zurückkamen, lag Eva Meier auf dem Sofa. Sie war eingeschlafen. Ein Bein war angewinkelt, das andere hing über den Rand der Couch. Sie röchelte leise. Der Morgenmantel war nach oben gerutscht und entblößte die mit blauen Flecken übersäten Oberschenkel.

      Beide Kommissare sahen sich entsetzt an.

      »Frau Meier, bitte wachen Sie auf!« Belu berührte sie leicht an der Schulter. Erschreckt fuhr Eva Meier hoch. Sie leckte sich mit der Zunge über die trockenen Lippen, streckte die Hand aus. Klaus eilte in die Küche, füllte ein Glas mit Wasser und reichte es Eva. Gierig trank sie.

      »Und?«, sagte Eva schlaftrunken. Sie sprach den Satz nicht weiter.

      »Wir nehmen den Laptop Ihres Mannes mit.« Belu zog einen Quittungsblock aus der Tasche, bescheinigte darauf die Mitnahme des Rechners. Den Durchschlag legte sie auf den Tisch.

      »Auf Wiedersehen, Frau Meier. Sollen wir …?« Belu sprach nicht weiter, als sie die abwehrende Haltung Evas wahrnahm. Sie

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