Geständnis mit Folgen. Ursula Schmid-Spreer

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Geständnis mit Folgen - Ursula Schmid-Spreer

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die Dummheit. Deshalb habe ich wieder mal ein Gedicht gelesen.«

      »Ich dachte schon …« Der Arzt sprach den Satz nicht zu Ende, da Klaus auf die beiden zukam. »Nun dann, einen schönen Tag noch. Und Sie wissen, Frau Kommissarin, wenn Sie nicht mehr weiterkommen, der Nürnberger Trichter hängt in meinem Büro.« Er tippte grüßend an seine Kapuze und verließ eiligen Schrittes die Turnhalle.

      »Grins nicht, Klausi.«

      »Es ist immer wieder schön, euch zuzuhören. Bei jeder Leiche stets das Gleiche. Ey, das hat sich sogar gereimt.«

      »Und?«

      »Was ich über Meier herausgefunden habe?«

      »Klausi!«

      »Er ist, nein, war, Lehrer hier am Hedwig-Gymnasium«, antwortete Klaus, »und ein ziemlich autoritärer Knochen.«

      »Welche Fächer?«

      »Mathe, Religion, Sport.«

      »Eine tolle Kombination. Mit Reli könnte ich ja noch leben, aber Mathe? Mein schulischer Albtraum. Und unser Sportunterricht war auch nicht so prickelnd.« Belu verdrehte die Augen.

      »Dass ihr Mädels Mathe nicht leiden könnt! So schwer ist das doch gar nicht«, spottete Klaus.

      »Klischee hoch zehn. Ich sag nur: Wer im Glashaus sitzt …«

      »… hat immer frische Tomaten«, ergänzte Klaus. »Naja, Meier hat die Mädels in der Klasse besonders getriezt. Macht lieber einen Strickkurs, lernt anständig kochen, waren wohl noch die harmloseren Äußerungen, die er von sich gab.«

      »Ein Charmebolzen, ich bin beeindruckt.« Belu verzog den Mund. »Vielleicht hat er eine diesbezügliche Anmerkung zu viel gemacht?«

      »Du meinst, eine seiner Schülerinnen hat ihm eins übergezogen? Ist nur eine Vermutung.« Klaus kaute nachdenklich am Bleistift.

      »Könnte sein, so wie er mit den Mädchen umgegangen ist. Wir müssen in alle Richtungen ermitteln und das auch berücksichtigen.«

      »Meine Chefin spricht mal wieder wahre Worte gelassen aus.«

      »Wer sich selbst applaudiert, ist nie alleine.« Belu lachte lauthals, als sie das entgeisterte Gesicht ihres Kollegen sah. »Ich kann auch Paroli bieten, wenn ich will, du kennst mich noch nicht, lieber Kollege. Wo ist der Hausmeister?«

      »Der steht immer noch da vorne. Der meinte übrigens auch so etwas wie Meier war ein arrogantes Arschloch, hielt sich für was Besseres. Du siehst, der Herr Studiendirektor war allseits beliebt, was ich aufgrund der ersten Äußerungen von Hausmeister Nüsslein und den beiden Klassensprechern sagen kann.«

      Ohne ihren Kollegen weiter zu beachten, ging Belu auf einen Mann im grauen Kittel zu, der wie festgetackert immer noch an der Tür stand.

      »Grüß Gott. Ich bin von der Kripo«, stellte sich Belu vor und zückte dabei ihren Ausweis. »Sie haben Herrn Meier gefunden.«

      »Nüsslein, Schorsch, äh Georg, Hausmeister.« Er bewegte kurz den Kopf.

      »Erzählen Sie doch mal«, forderte ihn Belu auf. Sie sah ihm direkt in die Augen.

      »Allso, des woar a so …«, begann Nüsslein, aber als er die hochgezogene Augenbraue der Kommissarin sah, räusperte er sich und redete dann in gestelztem Hochdeutsch weiter. »Ich habe die Schlüsselgewalt hier im Haus.« Er wirkte wie der Platzhirsch in seinem Revier. »Will heißen, ich schließe die Unterrichtsräume auf und natürlich auch die Turnhalle. Das ist mein morgendlicher Rundgang. Da sehe ich dann gleich, ob etwas kaputt ist, oder ob die Räume am Tag zuvor unordentlich verlassen worden sind. Do kenn i nix, wenn däi imma net ordentli aaframa, ich sochs Ihna!«

      Er schloss kurz die Augen, dann polterte er los: »Ich bin halt a Frangg und wecha Ihna werd i mi etzert net verbign!«

      »Das müssen Sie auch gar nicht, Herr Nüsslein. Sprechen Sie bitte weiter!«

      »Also«, meinte Nüsslein versöhnt, »der Turnsaal ist heute erst in der zweiten Stunde belegt. Studiendirektor Meier, auf den Titel hat er Wert gelegt, so ein Angeber«, Nüsslein schnaubte verächtlich, »da hat er Sport mit den Jungs der zehnten Klassen. Zwei Gruppen sind zusammengefasst. Ich habe mich gewundert, dass die Türe nur angelehnt war. Gestern Abend war ein Kurs von der Volkshochschule hier. Rückengymnastik für Bandscheibengeplagte. Die Kursleiterin hat strengste Order, immer abzuschließen und den Schlüssel in den Kasten vor der Hausmeisterloge zu werfen.«

      »Und? Hat sie?«, erkundigte sich Belu.

      »Also, wenn’s mich etzert so direkt froggn.« Nüsslein kratzte sich peinlich berührt hinter dem Ohr. »I hob no gor ned nochg’schaut. Naja, jedenfalls war die Tür offen, und i hob mer no denkt, dass die Frau Kursleiterin etzert an Anschiss kräigt, weil ich der des scho x-mal gsoacht hab und dann siech i a no a Maddn mitten im Eingangsbereich. Des haast, die Kursleiterin hat ned aafgramt – die Matte«, überbetonte Nüsslein das harte t.

      Belu lächelte still vor sich hin. Sie fand es ganz charmant, dass Nüsslein zwischen dem fränkischen Dialekt und Schriftdeutsch hin und her wechselte.

      Er schnäuzte sich geräuschvoll in ein Stofftaschentuch. Belu stellte verwundert fest, dass es gebügelt war. Anklagend hob er seinen Zeigefinger und stocherte in der Luft herum. »Genau da, wo sie nicht hingehört, und als ich dann rein bin, habe ich einen liegen sehen. Komisch verdreht, eine rot-braune Flüssigkeit war um seinen Kopf. Ich habe ja schon viel gesehen, aber so was wirklich noch nicht.« Nüsslein schüttelte sich angeekelt. »Man findet nicht jeden Tag eine Leiche.«

      »Woher wussten Sie, dass Herr Meier eine Leiche ist?« Belu fragte ganz unschuldig, indem sie eine kleine Schnute zog.

      »Des sieht ma doch imma im Fenseher.«

      »Was denn, Herr Nüsslein?«

      »Wenn einer so verdreht do liegt, dann is er meistens tot.«

      »Haben Sie ihn bewegt?«

      Nüsslein wurde knallrot, druckste herum. »Also gut, ich bin hin, habe meine Finger an seinen Hals gehalten, ob sein Puls noch schlägt. Aber bewegt hab ich ihn ned!«

      »Und hat er geschlagen …? Der Puls …?« Belus Stimme klang ernst. Es freute sie ein bisschen, dass sie diesen überheblichen Hausmeister aus der Ruhe brachte.

      »Nö«, antwortete Nüsslein. Er schlug die Lider nach unten. »Ich habe dann abgesperrt, meinen Chef, den Herrn Direktor Dressler, informiert, und der hat die Polizei angerufen. Im Fernsehen sieht man ja immer, dass man die Leiche nicht berühren und auch sonst nichts anfassen soll. Hab ich auch nicht! Ehrlich! Nur am Hals … Ach ja, die Schüler habe ich wieder zurück in ihre Klassen geschickt, bis auf die zwei Klassensprecher, die stehen da hinten.«

      Beifall heischend sah er die Kommissarin an. Belu ließ sich nun darauf ein und meinte: »Das haben Sie gut gemacht, Herr Nüsslein.«

      Ein Grinsen zog sich über sein Gesicht, das aber sofort verschwand, als Belu wie beiläufig fragte: »Und Sie haben sich wirklich nicht gewundert, dass die Saaltür nicht verschlossen war?«

      »Des hob i Ihna doch scho gsagt. Kursleitung, Volkshochschule, ich habe

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