Geständnis mit Folgen. Ursula Schmid-Spreer

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Geständnis mit Folgen - Ursula Schmid-Spreer

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natürlich immer kurz bevors Zeugnisse gibt – kumma die Eltern und quatschen den Lehrern a Fleischküchla ans Ohr. Und da bleib ich dann natürlich scho, bis der letzte Lehrer ganga is.«

      »Schon gut, Herr Nüsslein.« Belu schmunzelte in sich hinein. Nüsslein war ein typischer Hausmeister. Ohne ihn ging gar nichts, der wichtigste Mann, gleich nach dem Direktor. Da hatte Kollege Klaus schon recht gehabt. Oder war der Hausmeister die Nummer eins, dachte er zumindest, und Nummer zwei war der Direktor? Die Graukittel wussten alles, was im Schulhaus so vor sich ging, während sich der Anzugträger hinter seinen Akten und diversen Papieren versteckte.

      »Übrigens, wie standen Sie zu Herrn Meier? Abgesehen davon, dass er ein arrogantes Arschloch für Sie war?«

      Die Sache mit dem Schlüssel und der unverschlossenen Tür stellte Belu vorerst hinten an, zumal Nüsslein diese Tatsache großzügig überhörte. Sie machte sich eine geistige Notiz. Später würde sie darauf zurückkommen.

      »Ein Fatzke war das, der immer raushängen ließ, dass er der Akademiker war und ich nur der Hausmeister mit Hauptschule. Früher war er ned a so. Da hatte ich weniger mit ihm zu tun. Seit ungefähr einem Jahr oda a länga hat der regelrecht zum Spinna ogf … ich meine zum Spinnen angefangen«, korrigierte sich Nüsslein. »Dabei würde ohne mich hier gar nichts laufen!« Jetzt richtete sich Nüsslein zu seiner vollen Größe auf – Belu schätzte ihn auf gut einen Meter neunzig. Als er Belus Gesicht sah, klappte sein Unterkiefer herunter. »Sie glauben doch wohl nicht, dass ich …? Wergli ned!« Er schnaubte verächtlich.

      »Halten Sie sich bitte zu unserer Verfügung. Und bitte schauen Sie nach, ob die Kursleiterin von gestern Abend den Schlüssel in den Kasten geworfen hat. Das hätte Ihre erste Tat heute Morgen sein sollen, nicht wahr?«

      Mehr sagte Belu nicht. Diesen kleinen Seitenhieb konnte sie sich nicht verkneifen. So ließ sie einen verdutzten Hausmeister zurück, dem eine leichte Röte den Hals hinaufkroch.

       *

       Er schlug zu: einmal, zweimal. Erst mit der flachen Hand, dann mit der Faust. Sie wimmerte entsetzt. Der Schmerz nahm ihr den Atem. Ihre Augen weiteten sich, als er den Schürhaken aufhob und auf sie zuging. Sie stand da, unfähig, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.

      *

      2

      Dr. Schimmelfuß’ Assistentin, ebenfalls von oben bis unten in einen Ganzkörper-Anzug gekleidet, kam auf Belu zu. Die Füße der jungen Frau steckten auch in Kunststoff-Überschuhen mit Gummizug. Belu grinste und murmelte so etwas wie sehr dekorativ. Laut sagte sie: »Was haben Sie Schönes für mich?« Die junge Frau zeigte ihr einen Plastiksack.

      »Diesen Schlüsselbund mit der langen roten Schnur haben wir im Abfalleimer vor dem Turnsaal gefunden. Sehen Sie? Drei größere und ein kleiner Schlüssel. Der kleine könnte zu einem Briefkasten passen. Ich habe sie ausprobiert. Der große mit dem roten Punkt drauf passt in das Schloss vom Turnsaal. Fingerabdrücke habe ich schon genommen. Ich lasse es Sie schnellstmöglich wissen, wenn sie zum Toten passen.«

      Belu bedankte sich. »Geht’s vielleicht heute noch?«

      Die Assistentin verzog die Mundwinkel. »Dr. Schimmelfuß hat mir schon gesagt, dass sie am liebsten immer alles gestern hätten.«

      »Dafür dürfen Sie auch in meine Gummibärentüte greifen.« Belu hielt ihr die geöffnete Tüte hin. »Bedienen Sie sich ruhig großzügig.«

      »Wie nett, dass Sie an mein Hüftgold denken!«

      »Die sind kalorienarm«, zwinkerte Belu. Und zu Klaus gewandt, sagte sie: »Wunderbar, somit gibt es also doch mehr als einen Schlüssel für die Turnhalle. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Meier sich den Schlüssel hat nachmachen lassen. Der wollte vom Hausmeister unabhängig sein und nicht jedes Mal bitten müssen, wenn er die Turnhalle betreten wollte. Nun, wir werden es wissen, sobald die Fingerabdrücke verglichen sind. Was sagen die Schüler, Klaus?« Belu deutete mit dem Kopf zur Türschwelle. Sichtlich schüchtern standen die beiden Jungs dort. Sie wirkten etwas verloren, vermieden es krampfhaft, im Turnsaal herumzuschauen.

      »Das sind die Klassensprecher der zehnten Klasse. Nüsslein hat sie dabehalten, wohl als Ansprechpartner. Die anderen Schüler sind in ihren Klassenräumen. Beide haben übereinstimmend gesagt, dass Meier etwas speziell war.«

      »Speziell?«

      »Nun ja, keiner der Schüler konnte ihn leiden. Er war einfach zu autoritär. In seinem Unterrichtsfach Religion war er gerade noch so auszuhalten. In Mathe hat er die Arbeitsgruppe geleitet und sich um die Genies gekümmert, aber ganz extrem muss es im Sportunterricht zugegangen sein. Da hat er sich wohl auch selbst nicht geschont, was seine sportlichen Aktivitäten anbelangte. Jedenfalls ist den Schülern aufgefallen, dass er doch immer mal blaue Flecken hatte.«

      »Ein reizendes Kerlchen«, warf Belu dazwischen. »Ich nehme an, dass die Schüler sich vor ihm fürchteten?«

      »Sein Lieblingsausspruch war: Du hättest die Suppe der Weisheit nicht mit der Gabel essen sollen! Sagt alles, oder?«

      »Oh, witzig war er auch noch. Ich kann mir gut vorstellen, dass das ganz schön verletzend auf einige Schüler wirkte. Die befragen wir später noch genauer. Jetzt werden wir erst mal dem Herrn Direktor einen Besuch abstatten.«

      Mit einem letzten Blick auf die Mitarbeiter, die die Leiche in eine Zinkwanne legten, ging Belu federnden Schrittes durch den Turnsaal. Sie stutzte kurz, als sie die beiden Klassensprecher sah.

      »Die sind ja immer noch da. Ihr könnt jetzt in eure Klasse gehen«, damit entließ sie die Jungs. Klaus war ihr nachgeeilt. Nachdem er Belu mit zwei großen Schritten überholt hatte, hielt er ihr mit einer kleinen Verbeugung die Tür auf.

      »Heute sind wir aber wieder charmant. Willst du was?«

      »Wenn du mich so direkt fragst. Am Samstag spielt der Club, und ich habe Karten …«

      »Klausi, wir stecken mitten in einer Mordermittlung!«

      »Zwei Stündchen?«

      Belu seufzte tief.

      »Sag mal, Klaus, gibt’s ne Ehefrau zu unserem Toten?«

      »Das werden wir sicher gleich vom Direktor erfahren.«

      Klaus räusperte sich betont deutlich.

      »Was ist, Klausi?« Der Kollege deutete auf Belus Überschuhe, sagte nichts. Mit einem Ruck riss sie sich die blauen Dinger von den Füßen und drückte sie Klaus in die Hand. Er steckte die Plastiküberschuhe ineinander, sah sich suchend um. Auf den Punkt genau traf er den Papierkorb, grinste und eilte hinter Belu her.

      In der geräumigen Aula der Schule hing ein Wegweiser mit den Namen der Lehrer, ihrer Berufsbezeichnung, den entsprechenden Klassen, und in welchen Klassenzimmern sie sich finden ließen. Auch das Direktorat und das Sekretariat waren ausgewiesen. Neben der Tür hing ein Schild: Vorzimmer Fräulein Margarete Kleinert. Belu klopfte forsch, wartete eine Antwort gar nicht erst ab, öffnete die Tür und stand unmittelbar vor einem breiten Tresen, auf dem sich nur ein angeketteter Kugelschreiber befand. Eine Frau mittleren Alters mit hochgesteckten Haaren blickte fragend von ihren Papieren hoch. Die runden Brillengläser saßen auf ihrer Nasenspitze und verliehen ihr ein altjüngferliches Aussehen.

      »Sie

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