Frieden - eine verlorene Kunst?. Stephan Elbern

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dem Einfallstor nach Syrien. Dort wurde er überraschend von den Truppen des feindlichen Königs Muwatalli angegriffen; nur die persönliche Tapferkeit des jungen Pharao rettete das ägyptische Heer vor der völligen Vernichtung (1299 v. Chr.). Nach dieser Niederlage kehrte Ramses in die Heimat zurück und begnügte sich damit, die abgefallenen vorderasiatischen Vasallen zu unterwerfen. Den Krieg gegen die Hethiter führte er dagegen nicht weiter; seinen angeblichen Sieg ließ er jedoch in zahlreichen bildlichen Darstellungen sowie einem Heldenepos verherrlichen. Kadesch wurde zu einem Staatsmythos, darin allenfalls den Schlachten von Austerlitz (1805) und Sedan (1870) vergleichbar.

      Das Abkommen verkündete auf ewig Frieden und Brüderschaft zwischen beiden Großmächten, die sich als gleichberechtigt und gleichrangig anerkannten; zudem enthielt es eine Nichtangriffsvereinbarung, sowie die Verpflichtung zur gegenseitigen militärischen Unterstützung bei innerer und äußerer Bedrohung. Beiden Seiten war die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem anderen Vertragsstaat untersagt, doch durften diese nach ihrer Auslieferung an das Herkunftsland nicht bestraft werden. Erstaunlicherweise sind weder Grenzen noch Interessensphären festgelegt; doch muss eine diesbezügliche Absprache erfolgt sein. Eine eigene Klausel verpflichtete den ägyptischen Herrscher, die Thronfolge des hethitischen Kronprinzen zu unterstützen. Dreizehn Jahre später wurde das Bündnis zwischen beiden Großmächten durch die Eheschließung des Pharao mit der Tochter des Hethiterkönigs bestätigt. Bei diesem Anlass besuchte Hattušili seinen Schwiegersohn in Pi-Ramesse; das Treffen der beiden Herrscher ist auf dem Tempel von Abu Simbel verewigt.

       Erstes Friedensabkommen der Geschichte – Vorbild für Jahrtausende

      Der Friedensschluss nach der Schlacht bei Kadesch ist von größter historischer und völkerrechtlicher Bedeutung; erstmals wurde ein militärischer Konflikt durch ein internationales Abkommen zwischen gleichrangigen Mächten beendet. Daher hängen Auszüge des ältesten Friedensvertrages der Weltgeschichte im Hauptsitz der Vereinten Nationen zu New York.

      Eine Sonnenfinsternis – als göttliches Zeichen gedeutet – veranlasst die Könige der Meder und Lyder zur friedlichen Beilegung ihres Konflikts.

      Nur noch schemenhaft wird heute eines der frühesten Großreiche des Alten Orients erkennbar, das kurzlebige Staatswesen der iranischen Meder, das dem Imperium der Achämeniden den Weg bereitete. Ihr Werden und Vergehen ist lediglich bei griechischen Historikern (v. a. von Herodot, dem „Vater der Geschichte“) überliefert. Archäologische Spuren haben sie dagegen nicht hinterlassen; auch von der einst viel bewunderten Hauptstadt Ekbatana (j. Hamadan) mit ihrem siebenfachen Mauerring blieb nichts erhalten. Ursprünglich siedelten die „Mada“ im Nordwesten von Iran; angeblich hatten sie sich unter einem gewissen Deiokes von der Herrschaft der Assyrer gelöst. Aber erst mit dessen Enkel Kyaxares (Havachštra) stieg das junge Staatswesen zur Großmacht auf; in seiner (nach zweifelhafter Überlieferung) vierzigjährigen Herrschaft (623 – 584 v. Chr.) schuf der König eine schlagkräftige Armee. Daher konnte er die Angriffe der (gleichfalls iranischen) Skythen abwehren sowie große Teile von Persien und Urartu (Armenien) unterwerfen. Im Bund mit Babylon vernichtete er das geschwächte Reich der Assyrer; 614 v. Chr. fiel Assur, zwei Jahre später Ninive.

       Göttliches Zeichen erzwingt Frieden

      Die Datierung der Schlacht sowie des Friedensvertrages ist umstritten.

      Die neue Residenz Ramses’ II. lag im Nildelta und war der Ausgangspunkt für die Feldzüge nach Syrien; hier befand sich auch das Hauptquartier des gefürchteten Streitwagenkorps. Der Palast (500 x 400 m) war aus Schlammziegeln errichtet, die Mauern mit farbigen Kacheln überzogen. Später diente der Komplex als Steinbruch für die neue Hauptstadt Tanis; der Ort geriet in Vergessenheit. Inzwischen konnte er beim heutigen Tell ed-Dab’a-Qantir lokalisiert werden; hier graben die Wissenschaftler des Roemer-Pelizaeus-Museums Hildesheim.

      Angeblich besaß er einen Ring, mit dessen Hilfe er sich unsichtbar machen konnte (vgl. das Drama von F. Hebbel).

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