Traumzeit – auf den Spuren des Jakobus. Anna Malou
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Zudem scheint Lagos auf den ersten Blick bei weitem nicht so von Touristen überfüllt und mit enger Massenabfertigung ausgestattet zu sein. So ziehe ich nun, völlig zufrieden, in mein neues Zuhause ein und bin voller Erwartung auf das Kommende, auf Lagos, einer alten, geschichtsträchtigen Stadt, und auf die umliegenden Strände, die zu den schönsten der Algarve zählen sollen.
Nach einer kurzen Ruhephase erkunde ich den alten Stadtkern, der mit verwinkelten Gassen und schön mit kleinen Steinen gepflasterten Straßen aufwarten kann. Unvermittelt stehe ich auch vor der alten Stadtmauer des Gouverneurschlosses, das von den Arabern im 12. Jahrhundert errichtet wurde. Im nahen Umfeld finde ich auch den großen Platz des ehemaligen Sklavenmarktes, auf dem 1444 erstmalig afrikanische Sklaven weiterverkauft wurden.
Die Häuser hier sind höchstens dreigeschossig, meist schön in Farbe und restauriert, aber auch immer mal wieder baufällig und sehr schäbig mit abbröckelnder Farbe. Überall sind kleine Souvenirläden und Geschäfte mit modischer Kleidung verstreut, so dass sich ein Streifzug durch den alten Stadtkern von Lagos auf jeden Fall lohnt.
Da ich mich hier weitestgehend selbst verpflegen kann und sehr billig für 17,50 Euro pro Nacht wohne, entscheide ich, vier Tage zu bleiben und von hier aus per Ausflug die nähere Umgebung zu erkunden. So ist Lagos einer der wenigen Orte an der Algarve, wo der Strand direkt in der Stadt liegt und zu Fuß oder mit einer zweiminütigen Fährfahrt zu erreichen ist.
Am Abend schlendere ich noch durch die Altstadt, die romantisch und idyllisch beleuchtet ist. Ich bin auf dem Wege, mir noch einen Stempel für meinen Pilgerpass zu besorgen, jedoch auch hier ist es nicht so einfach. Die meisten Menschen, mit denen ich spreche, können nicht einmal mit dem Wort Pilger oder englisch pilgrim oder spanisch peregrino etwas anfangen.
Schließlich bringt mich ein netter, älterer Mann, mit dem ich mich auf Französisch unterhalten habe, zu einer Autoverleihfirma. Dort arbeitet eine junge deutsche Frau, die gerne bereit ist, mir einen Stempel mit Datum von ihrer Firma zu geben. Nun ziert also meinen Pilgerpass ein Stempel einer Autoverleihfirma. Auch diese junge, freundliche Frau konnte mit dem Pilgergedanken nichts anfangen und freut sich über eine Erklärung dazu. Auf meine Nachfrage erzählt sie gerne und bereitwillig, dass sie vor sieben Jahren hier an der Algarve Urlaub machte und sich so in diese Landschaft verliebt hat, dass sie sich entschieden hat, ihre Zelte in Deutschland abzubrechen und weiterhin in Portugal zu leben. Sie sei dann mit ihrem eigenen Auto mit ihren Sachen in den Süden in ein neues Leben gefahren. Es gibt schon interessante Begegnungen, die sich im Laufe des Unterwegsseins rein zufällig ergeben, und es kreuzen viele verschiedenartige Menschen meinen Weg.
Schließlich verabschiede ich mich und laufe weiter. Im Zentrum jedoch sind sehr viele Touristen, die alle – vom Strand zurück- hier in der Vielzahl der Restaurants ihr Abendessen einnehmen. Man kann sehr gut und für deutsche Verhältnisse auch preiswert Fisch essen, was ich an diesem Abend gerne ausprobiere. Mit Getränk kostet mich der ganze Spaß 13,00 Euro und das ist auch für meine Urlaubskasse mal erschwinglich.
Dieser erste Abend in Lagos endet für mich früh, denn ich bin müde nach dem langen, heißen Tag. Zum Glück finde ich mein Quartier fast mühelos wieder, so dass ich zufrieden ins Bett gehen kann.
7.Tag: Lagos, 25. August
Als ich wach werde, ist es fast 10.00 Uhr. Nun aber schnell, wenn ich diesen neuen Tag nicht ganz vertrödeln will. Nach einem selbst gemachten, reichhaltigen Frühstück in meiner Unterkunft gehe ich, mit meinen Strandsachen unter dem Arm, los, um die Strände von Lagos zu erkunden. Heute will ich mit dem Bus eine kurze Strecke bis Donna Anna fahren, um dort zum Camillo Strand bis Ponta da Piedade zu laufen. Dort soll es, wie meine Vermieterin mir erzählte, wundervolle Felsformationen mit idyllischen Sandbuchten, die sehr sehenswert sind, geben. So laufe ich nun los, quer durch die Innenstadt, um zum Bus-Terminal zu gelangen. Prompt verlaufe ich mich wieder einmal und stehe unvermittelt vor der Kirche „Paroquia de S. Sebastiao“. Die Tür steht offen und nun gehe ich hinein und – niemand ist da. Doch gehe ich durch das Kirchenschiff, das recht schlicht in Holz gehalten und bemalt ist, zum Altarraum. Dort höre ich Stimmen, nehme meinen Mut zusammen und gehe durch die rechte Tür neben dem Altarraum. Und so finde ich zwei Männer im Gespräch vor, denen ich mein Anliegen, ich möchte einen Pilgerstempel, vortrage. Die Konversation erfolgt hier wiederum auf Französisch und dann in gebrochenem Deutsch. Der eine der Männer, offensichtlich der Pastor, zivil gekleidet, ist auch bereit, mir zu helfen, und läuft los, um einen Stempel zu suchen. Doch auch diese Mal findet der Pastor den Stempel nicht sofort. Offensichtlich ist hier wirklich absolut niemand auf Pilger eingestellt. Jedoch ich bekomme nun einen schönen Stempel mit Datum, gute Segenswünsche für meinen Weg und gehe beschwingt und zufrieden weiter.
Nach einer halben Stunde etwa treffe ich am Busterminal ein und frage mich dort weiter durch. Die Dame am Schalter ist jedoch so unfreundlich und brummig, dass ich mich richtig behaupten muss, um meine Informationen zu bekommen. Für meine für heute geplante Tour ist es nun absolut zu spät, da der Bus, weil Ferien sind, erst wieder in eineinhalb Stunden fährt. Ich bin enttäuscht und ärgere mich, dass ich heute so spät gestartet bin. Jedoch erhalte ich einen Fahrplan für meine für morgen geplante Tour ans „Ende der Welt“, nach Cabo de S. Vincente.
Als ich nun auf der Promenade am Bootshafen entlanglaufe, um in die Stadt zurückzukommen, bemerke ich mehrere Stände, die Bootstouren anbieten. Ich entscheide mich für eine Motorbootsfahrt, die ca. eine Stunde dauern soll, zehn Euro kostet und mich zu den schönsten Stränden, von Felsen umrahmt, führen soll. Ein Herr und ich sitzen mit dem Fahrer allein im Boot und es kann sofort losgehen. Mit Vollgas rast das Boot durch die Wellen, schaukelt kräftig und mir wird schon ganz merkwürdig. Jedoch dauert es nicht lange und die ersten Felsformationen sind zu sehen. Unvermittelt ragen sie in riesiger Höhe aus dem blau-grün schillernden Wasser, bilden Höhlen, Grotten, sind wie Tiere geformt, die der Fahrer des Bootes mit Kamel, Affe usw. erklärt. Ich bin begeistert und völlig überwältigt von diesen Felsklippen, die in braun-roter Farbe derartige Formen durch das Meer erhalten haben. Die Fahrt führt mich durch diverse Grotten, die nur einen tunnelartigen Lichteinfall von oben haben. Dieses ist eine unglaubliche Natur und ich freue mich so, dass ich diese Strände, die ich heute besuchen wollte, per Zufall von der Meeresseite aus erleben kann. Was für eine merkwürdige Welt, wenn sich immer wieder etwas negativ Erscheinendes in etwas Positives verwandelt. Das Leben ist eben unberechenbar. Jedenfalls genieße ich diese Fahrt mit dem Motorboot, die mir wieder einmal zeigt, dass die Welt so schön ist, dass mir fast die Worte dafür fehlen.