Die Bande vom Vorwald. Siegfried Böck

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Bande vom Vorwald - Siegfried Böck страница 6

Die Bande vom Vorwald - Siegfried Böck

Скачать книгу

Spaß haben, täk, täk.“

      Doch auch hier scheint Elsa nicht landen zu können, denn Elfriede hat für das aufgedrehte Elschen nur einen kurzen, müden Blick übrig, bevor sie wieder in sich zusammenfällt und es dann gerade noch schafft, die Schwester gereizt anzuschäckern.

      „Täk, täk, Elschen, spar dir bloß dein dummschnäbliges Gesülze. Hier fliegt keiner irgendwohin und wenn, dann werde ich bestimmt nicht dabei sein, täk, täk.“

      Elfriede ist etwas größer und deutlich stämmiger als die zierliche Elsa und ihre Geschwister ärgern sie manchmal, indem sie sich über ihren angeblich dicken Hintern lustig machen. Elfriede kann allerdings recht streitlustig sein und ist bestimmt auch nicht auf den Schnabel gefallen. Vor allem der oft etwas begriffsstutzige Erich ist ihr liebstes Opfer und wird bei fast jedem Streit (und streiten tun die zwei eigentlich ständig) gnadenlos in Grund und Boden geschäckert.

      Dieser kleine Erich, der bisher noch keinen Mucks von sich gegeben hat, muss sich wohl gerade an Elsas Unternehmungslust angesteckt haben, denn anstatt weiterzudösen, streckt er auf einmal umtriebig den Hals weit nach vorne und schickert eifrig los, als hätte er etwas äußerst Wichtiges zu verkünden.

      Jawohl, Erich schickert immer noch, denn er bekommt das tief aus der Kehle kommende tschäck oder täk einfach nicht hin, aber das war schon immer so und den anderen fällt es schon gar nicht mehr auf.

      „Tik, tik, hört mal alle her! Wir könnten doch zum Eichenwald gehen und mit Strix Waldkauz ein bisschen Eulenstupsen spielen. Wir wissen doch, wo er sich dort immer verkriecht, tik, tik.“

      Eulenstupsen ist bei allen Schwarzweißen ein beliebtes Gesellschaftsspiel. Bei diesem lustigen Spiel wird ein ahnungslos schlafender Nachtjäger überfallen und so heftig mit den Schnäbeln attackiert, dass der zu Tode erschrockene Nachtvogel meistens mit einem jämmerlichen Eulenschrei vom Ast fällt. Ein besonders geeigneter Spielpartner ist dabei der überaus ängstliche und neurotische Strix Waldkauz, der deshalb auch oft Strix Angstkauz genannt wird.

      Wie gesagt, ein sehr beliebtes Gesellschaftsspiel, aber dieses Mal scheint sich Elfriede über den Vorschlag von Erich nur maßlos zu ärgern. Vielleicht ist die Hitze daran schuld oder vielleicht hat sie es auch einfach nur satt, dauernd in ihrer Mittagsruhe gestört zu werden. Mit bewundernswerter Energie rappelt sie sich plötzlich auf und fährt ihren Bruder mit gesträubten Federn heftig an.

      „Tschäck, tschäck, ich glaub es einfach nicht, jetzt muss dieser Dummschnabel auch noch sein Geschicker dazugeben. Hat man denn hier nie seine Ruhe!“

      Mit beißendem Hohn giftet sie weiter, während der völlig überraschte Erich seine ausgerastete Schwester entgeistert anstarrt.

      „Tschäck, tschäck, dann geh mal schön zum Eulenstupsen, du Dummschickerer! Ich für meinen Teil würde es zumindest mal mit fliegen versuchen, oder hat dir die gelbe Scheibe den Kopf so ausgetrocknet, dass du vergessen hast, was Federn und Flügel sind, tschäck, tschäck!“

      Die Hitze scheint Elfriedes Angriffslust aber schneller zu dämpfen, als ihr selber lieb ist. Abrupt beendet sie ihre Schimpftiraden und zieht sich, sichtlich erschöpft, in ihre Ruhestellung zurück, den Bruder jetzt nur noch mit kalter Missachtung strafend.

      Erich öffnet gerade den Schnabel, um Elfriede ebenfalls ein paar Gemeinheiten zu verpassen, doch bevor noch ein einziger Schickerer seinen Schnabel verlassen kann, zerreißen ohrenbetäubende Schreie die hitzeflirrende Luft.

       „Tschääääääck, tschääääääck, tschääääääck!“

      Die Schreie sind so durchdringend und so laut, dass die Geschwister erst einmal erschrocken zusammenzucken, dann richten sich alle Hälse und Schnäbel ruckartig nach oben, denn der Lärm kommt zweifellos von da her und der Verursacher kann sich nur im Wipfel des Schlafbaumes aufhalten.

      Merklich gereizt von der lautstarken Störung schäckert Edgar unwirsch in Richtung der Lärmquelle: „Tschäck, tschäck, was ist los, Eddy? Gibt es vielleicht auch einen Grund für dein Geschrei, oder willst du uns einfach nur die Mittagsruhe verderben, tschäck, tschäck!?“

      Eddy Elster, der Schwarmspäher, der auf seinem luftigen Beobachtungsposten seiner Arbeit nachgeht, hat wieder einmal Alarm geschlagen. Eddy ist, was Größe und Statur anbelangt, kaum mehr als eine Durchschnittselster, aber seine Warnschreie sind berühmtberüchtigt im ganzen Stadtwald und wahrscheinlich auch noch weit darüber hinaus. Sie sind so ziemlich das Lauteste, was Elsternohren hier im Forst je zu hören kriegen. Leider bekommen sie es öfters zu hören, als ihnen lieb ist, denn Eddy Elster ist auch dafür bekannt, dass er sein eindrucksvolles Organ sehr gern und sehr oft einsetzt. Natürlich nur zum Wohl und zum Schutz der Bande. Eine vorbeihuschende Fledermaus oder manchmal sogar nur ein paar verirrte Nachtfalter genügen dem aufmerksamen Schwarmspäher, um einen nächtlichen Großalarm auszulösen.

      Aber jetzt, am helllichten Tag und dazu noch bei dieser Bruthitze? Was mag der Schwarmspäher bloß wieder entdeckt haben? Ein paar Feldspatzen vielleicht, die sich ungebührlich nahe herangewagt haben?

      Die Geschwister wirken daher auch mehr genervt als verunsichert und ihr Murren bleibt dem Schwarmspäher natürlich nicht verborgen. Doch Eddy lässt sich davon nicht im Geringsten beeindrucken und schäckert im saloppen Ton zu den Schwarmfreunden hinunter.

      „Tschäck, tschäck, Überraschung, Freunde. Einer von diesen großen, braunen Krummschnäbeln hat gerade den Wald verlassen und es sieht ganz so aus, als ob er bei uns auf einen Sprung vorbeischauen will, tschäck, tschäck!“

      Das Geschäcker des Schwarmspähers wird jetzt eine Spur hektischer und aufgeregter, aber Angst und Panik scheint das Auftauchen des großen Greifvogels nicht gerade zu verbreiten, komischerweise eher das Gegenteil.

      „Tschäck, tschäck, mich kratzt die Krähe! Der große Braune flattert tatsächlich direkt auf unseren wunderschönen Baum zu, tschääck. Leute, ich spür’s in den Schwanzfedern, dass wir mit diesem Riesendummschnabel gleich einen Riesenspaß haben werden! Macht ihr mit oder soll ich mich allein amüsieren, tschäck, tschäck!?“

      Was jetzt passiert, kann nur der verstehen, der weiß, dass es für alle Rabenvögel nichts Spaßigeres gibt, als einen Bussard zu belästigen. Das Allerspaßigste daran ist, dass Bussarde sich trotz ihres gewaltigen Schnabels und ihrer Dolchkrallen niemals, und zwar wirklich niemals gegen ihre lästigen Peiniger zur Wehr setzen. Es wirkt schon fast lächerlich, wie sich der schwer bewaffnete Greifvogel so lange von den viel kleineren und schwächeren Schwarzweißen piesacken lässt, bis ihm endlich die Flucht gelingt oder seine Verfolger keine Lust mehr haben.

      Elbert Elster, der geniale Kopf der Vorwaldbande, hat daher mit messerscharfem Verstand die These aufgestellt, dass aus der Sippe der Braunen wohl nie eine Geistesgröße, wie er selber ja eine ist, hervorgehen wird. Dazu sind die Kerle einfach zu dumpfbackig.

      Wie dem auch sei. Schon bei der ersten Erwähnung des Braunen verwandeln sich gerade noch hitzeschlappe Vogelgestalten in angriffslustige Bussardjäger. Schläfrigkeit und Hitzestress sind auf einmal wie weggeblasen und vier Augenpaare suchen aufgeregt nach dem gar nicht so unwillkommenen Eindringling. Lange brauchen sie nicht zu suchen. Der große, braune Vogel, der sich im Tiefflug nähert, ist nicht mehr zu übersehen und auch nicht zu überhören, denn er stößt immer wieder miauende Schreie aus, die entfernt an eine Katze erinnern.

      Begeistert schäckert Edgar zum Schwarmspäher empor: „Tschäck, tschäck, Eddy, wir sehen den Braunen jetzt auch und wie es aussieht, will er uns tatsächlich besuchen. Wir sollten ihm zur Begrüßung wirklich ein bisschen die Federn zerzausen. Leute, das wird ne Riesensache, dagegen

Скачать книгу