Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Teil III. Erhard Heckmann
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Bei den vielen Graditzer Stuten muss ich mich, soweit sie noch nicht zu Wort kamen, auf wenige Ausnahmen beschränken. Aus der Gründerzeit wären besonders Alveole, Goura und die vier Jahre ältere Diana-Siegerin Das Veilchen zu nennen (1868; Cavendish), die 3 x 3 auf Touchstone ingezogen war. Diese in Graditz geborene Rappstute blieb in acht Rennen ungeschlagen und gewann „im Canter“ oder „mit Überlegenheit“ auch Rennen wie die Goldene Peitsche, die die Graditzer insgesamt 14mal beherrschten, zwei Staatspreise der IV. Klasse, die vierte Entscheidung des Frankfurter-Wäldchen-Rennens und im englischen Ipswich das über die Meile führende Suffolk-Handicap. Als die Stute mit ihrem Pfleger nachts in Harwich auf das Schiff nach Rotterdam wartete und plötzlich das Pfeifen einer Dampfmaschine ertönte, erschrak die Stute so heftig, dass sie über das Bollwerk sechs Meter tief ins Wasser sprang. Zweieinhalb Stunden später fand man sie in der Nähe einer Landungsbrücke wieder, warf ihr ein Seil über den Kopf und, nachdem sie noch eineinhalb Kilometer geschwommen war, konnte sie an einem seichten Ufer endlich gerettet werden. Ihre Zuchtlaufbahn war dennoch eine sehr gute, und zu ihren Fohlen zählten u. a. Vergissmeinnicht (Diana-Siegerin und Mutter von Weltmann), und Wehmut, die Incroyable (1897) fohlte, der in der Doppelmonarchie eine gute Rolle spielte. Nach dem sehr guten Sieger Wunderhorn (1874; Rustic) folgten weitere, als auch Walpurgis (Ratibor-Rennen 1880) oder Willkommen (1879; The Palmer), deren Chamant-Tochter 1892 nach St. Gatien Waschfrau (Diana; St. Ledger).fohlte.
Gewaltigen Einfluss auf die deutsche Zucht nahm auch die 1852 von Melbourne gezogene Blooming Heather durch ihre Töchter Mahonia (Stammmutter des Röttgener Derbysiegers Palastpage und des Waldfrieders Slaby, der Ratibor-Rennen und den Großen Preis von Berlin gewann) und Gorse. Diese sollte sich zu einer der allerbesten Stuten entwickeln, die in Deutschland wirkten. Für Schlenderhan fohlte ihre Tochter Blaue Hexe Tausendfüßler (Henckel-Rennen), und Gorse selbst Good Hope (Union, Derby zu Wien) und Miss Gorse, die Mutter des Chamant-Sohnes Dorn (Henckel-, Union-Rennen, St. Ledger, Großer Hansa-Preis, Großer Preis von Berlin) und Schottland. Deren Sohn Real Scotch gewann St. Ledger und Henckel-Rennen, während der Weg über ihre 1897 geborene Tochter Thistle zu Shamrock führt (1906; Bay Ronald), die die Nuage-Stute Sonnenwende gebar und somit zur mütterlichen Großmutter von Samurai (1937; Oleander) wurde, der das St. Ledger und den Großen Preis von Baden gewann. In Schlenderhan erlosch diese Familie durch die Requirierung von mehreren Stuten und Samurai durch die Amerikaner.
Gorse hinterließ auch die gute Rennstute Goura, und diese rechte Schwester von Good Hope (Buccaneer) schlug durch ihre Töchter Glocke und Geheimnis in der Zucht sehr gut ein. Geheimnis wurde u. a. Mutter des Derbysiegers Geier (im toten Rennen), und die 13fache Siegerin Glocke, die an Tartar auch den Deutschen und Österreichischen Derbysieger schlagen konnte, fohle z. B. Glöcknerin (Diana; St. Ledger), die ihrerseits 1896 Gnädigste gebar und damit Mutter des Derbysiegers Gulliver II wurde. Von der 1858 aus England eingeführten Selima, die 1869 als erstes Fohlen den neunfachen Sieger Sonntag lieferte, war bereits vorher die Rede. Die ein Jahr ältere, ungeprüfte Engländerin Miss Boswell war eine Urenkelin der berühmten Rebecca, deren Tochter Alice Hawthorn (1838; Muley Moloch) 52 Rennen gewann und den im Derby und Ascot Gold Cup erfolgreichen großen Beschäler Thormanby (1857; Windhound oder Melbourne) brachte. Aus dieser Familie 4 hatte Graf Lehndorf auch Vanessa erworben, die Mutter von Das Veilchen. Und beide haben an Anticipation (1802), die von dem Eclipse-Enkel Beningboroug stammt und aus einer Herod-Tochter gezogen wurde, die gleiche Stammmutter. Auf Herolds Mutter Hornisse trifft das ebenfalls zu wie auf die 1949 geborene Ticino-Tochter Königstreue (Schwarzgold-Rennen), bei der Anticipation als 13. Mutter im Pedigree steht. In Deutschland musste Miss Boswell aber erst 21 Jahre alt werden, ehe sie den in 15 Rennen erfolgreichen St. Ledger-Sieger Botschafter (1880; Chamant) fohlte, der als Fünfjähriger gut genug war, die Epsom Stakes, das Doncaster Spring Handicap und das Newton Ehesterfield Handicap auf der Insel zu gewinnen.
1893 wurde aus England die gute Rennstute und Springfield-Tochter Ponza (Yorkshire Oaks) eingeführt, und auch auf sie gehen einige gute Pferde zurück, darunter der 1941 geborene Poet (Henkel-, Union-Rennen), der später in der Warmblutzucht deckte, Pathos (Union, Großer Preis von Berlin) und Positano (1893; St. Simon), der in der australischen und neuseeländischen Zucht erfolgreich wirkte und vier Melbourne Cup-Sieger stellte. Mit großen Erwartungen war auch die 1893 geborene Helm aus England importiert worden, die in den Coronation Stakes die Oaks-Siegerin Canterbury Pilgrim schlug. Unter ihren sechs Fohlen war der 15fache Sieger Hannurabi, von dem bereits die Rede war. Von der Insel kam auch die Orme-Tochter Ordinate. Sie wurde Großmutter von Ordensjäger, der 16 Rennen gewann, aber keine klassischen Nennungen besaß.
1900 traf auch die Ayrshire-Tochter Hortensia in Graditz ein, die 1891 aus der Buccaneer-Enkelin Beauharnais in England gezogen war. Diese Stute, die in ihrer neuen Heimat acht Fohlen das Leben schenkte und 1909 einging, wurde in der deutschen Zucht zu einer der besten Stuten. Und auch sie gehörte dem gleichen Zweig der Familie 4 an wie z. B. das Veilchen, Königskrone (1891; Recorder) oder Astäre (1932; Asterus), in deren Stammbaum Alice Hawthorn als neunte Mutter erscheint. Un diese Stute ist die Urgroßmutter der von Fährhof 1964 eingeführten und dort sehr gut eingeschlagenen Crape Band (1960; Crepello), die als Zweijährige drei Rennen in England gewann. Hortensias letzte beiden Töchter waren Hornisse (Mutter von Herold und Habicht, der in Ravensberg deckte) und Haferflocke. In Graditz hatte die Linie aber keinen Bestand, zumal auch die Töchter der Haferflocke abgegeben wurden.
Ein anderer Import war beispielsweise Girton Girl (1900; Royal Hampton), die 1904 nach Deutschland kam, und deren Halbschwester Aliena (1903; Mackintosh) den irischen Derbysieger Land of Song fohlte, der nach seinem Erfolg 1914 nach Australien exportiert wurde. In Deutschland hinterließ die Royal Hampton-Tochter aus der Lady Wrangler Glockenspiel (1906; Ard Patrick) und die Ard Patrick-Stute Granada. Deren Nuage-Sohn Gibraltar gewann 1919 das Deutsche Derby, und Glockenspiels Sohn Glockenturm heftete Rennen wie den Hoppegartener Jubiläums-Preis und den Preis von Dahlwitz an seine Farben und wurde Deckhengst. Ein guter Kauf war auch die Irin Delilah II, 1918 von dem Australier The Victor gezogen, der in der Hengstlinie auf Fisherman zurückgeht. Diese Stute stammte aus der Yorkshire-Oakssiegerin Costly Lady, deren Mutter Corstorphine (Foxhall/USA) eine Halbschwester von Miss Hannah war, deren Sohn Yellow (1887; Dutch Skater) Rennen wie Großer Preis von Baden, Grand Prix de Deauville, Prix Hocquart, Prix Jean Prat gewann und in Frankreich ein guter Deckhengst war. In Deutschland hinterließ Delilah II auch den mehrfachen Sieger großer Ausgleiche, Dardanos (1916; Beniou), und die 1917 geborene Nuage-Stute Dichterin, die Mutter des Derbyssiegers Dionys (1928; Herold) wurde.
Wenn man den Namen von Alveole (1889; Crafton) erwähnt, die 1905 mit 15 weiteren Stuten von den Erben des Gestüts Römerhof nach Graditz kam, dann wird man automatisch an so großartige Vollblutladies erinnert wie Boussac’s Astronomie (1932; Asterius); die Italienerin und Mutter von Nearco, Nagora (1928; Havresac); Plucky Liege (1912; Spearmint), die vier Chef-de-Race-Beschäler fohlte; Ibidem (1903: Little Duck), die Baron Edouard von Oppenheim als letztes Fohlen ihrer Mutter von Römerhof erwarb; Festa (1893; St. Simon), die in der Waldfrieder Zucht der Weinberg-Brüder Gewaltiges leistete, als auch an die in 54 Rennen ungeschlagene Ungarin Kincsem (1874; Cambuscan). Ihre Buccaneer-Tochter Budagyongye 1885 gewann das Deutsche Derby, während deren ungelaufener Vollbruder Talpra Magyar (1885) 1891 mit der österreichischen Hermit-Enkelin Totleany Tokio zeugte, der in Österreich die 2000 Guineas und das Derby, in Ungarn das St. Ledger, und in Deutschland die Großen Preise von Baden und Berlin gewann.
Die genannten Stuten wurden hauptsächlich über ihre Söhne berühmt, während