Gefühle sind veränderbar. Matthias Hipler
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Matthias Hipler
Gefühle sind veränderbar
Mit Ängsten, Aggressionen, Schuld- und
Minderwertigkeitsgefühlen richtig umgehen
Die in diesem Ratgeber aufgezeigten Hilfen können nicht das therapeutische Gespräch ersetzen. Konsultieren Sie einen Arzt, wenn schwerwiegende körperliche Symptome vorliegen und wenden Sie sich an einen Therapeuten, wenn Sie unter starken psychischen Beeinträchtigungen leiden. Eine Haftung kann weder vom Verlag noch vom Autor übernommen werden.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
2., überarbeitete Auflage 2011
ISBN 9783865065728
© 2000 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, 47443 Moers
Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers
Titelfoto: istock
Satz: Satz & Medien Wieser, Stolberg
Inhalt
Von Minderwertigkeitsgefühlen zu einem gesunden Selbstvertrauen
Im Labyrinth der Gefühle
Wir bekommen sie jeden Tag neu zu spüren: Die Kraft, die in unseren Gefühlen steckt. Gefühle machen uns lebendig. Sie bringen uns in Bewegung. Sie bereichern Beziehungen. Einmal werden wir von ihnen angenehm überrascht und beflügelt, ein andermal lassen sie uns kalt erschauern.
Auf der Sonnenseite der Emotionen blühen wir auf. Negative Gefühle verdrängen wir lieber. Frust- und Schuldgefühle törnen ab. Heiße Gefühle, wie Wut und Zorn, können unserer Kontrolle entgleiten. Wir platzen lieber vor Selbstvertrauen, als von Minderwertigkeitsgefühlen niedergedrückt zu werden. Die Gefühlspalette ist breit. Zur Liebe gehört auch der Schmerz. Der Seele ist einmal nach Lachen und ein anderes Mal nach Weinen zumute. Ins Vertrauen mischt sich Angst. Siegergefühle sind nicht ohne Niederlagen zu haben. Die Welt der Gefühle erstreckt sich von paradiesischen Glücksgefühlen bis zur Hölle aus Verzweiflung und Angst. Und manchmal verirren wir uns im Labyrinth der Gefühle.
Verwoben mit der eigenen Gefühlsgeschichte
Jeder Mensch ist verstrickt in ein Netz von Gefühlen, das schon in Kindheit und Jugend geknüpft wurde. Erfahrungen, Prägungen und Ereignisse haben ihre Spuren im Gefühlshaushalt hinterlassen. Unsere Eltern waren unsere Gefühlstrainer. Durch ihr Vorbild und ihren Erziehungsstil haben sie uns den Umgang mit Gefühlen beigebracht: positiv wie negativ. In meiner therapeutischen Praxis berichten Klienten davon, welches Gefühlsmotto in ihrer Herkunftsfamilie vorherrschte, zum Beispiel:
„Über Gefühle spricht man nicht!“
„Männer weinen nicht!“
„Andere sind für meine Gefühle verantwortlich!“
„Brave Kinder sind gute Kinder!“
Eltern können Kinder darin bestärken, Emotionen freien Lauf zu lassen. Aber sie können auch bestimmte Gefühlsregungen für unerwünscht erklären, weil sie diese für unangebracht halten, indem sie zum Beispiel drohen: „Wenn du noch einmal so wütend wirst, kannst du was erleben!“
Ich möchte Ihnen deutlich machen, welche Prägungen aus der Kindheit dazu beigetragen haben, dass Sie heute mit Angst, Aggression, Schuld- und Minderwertigkeitsgefühlen zu kämpfen haben. Erziehungs- und Beziehungstipps schließen sich an. Sie sollen Ihnen Mut machen, Ihre Aufgabe als Gefühlstrainer Ihrer Kinder positiv wahrzunehmen. Ich zeige beispielhaft die Rolle der vier behandelten Gefühle in der Partnerschaft auf. Weil auch in der Beziehung zu Gott und zum christlichen Glauben Gefühle eine Rolle spielen, greife ich an einigen Stellen biblische Aspekte auf.
Der erste wichtige Schritt aus dem Labyrinth der Emotionen besteht darin, dass Sie sich Ihre Gefühle zugestehen. Sie fühlen, was Sie fühlen. Sie dürfen sich beispielsweise Ängste und Ärger erlauben, wenn Sie sich überfordert fühlen oder ein anderer Mensch Ihre Grenzen überschreitet und Sie verletzt.
Es gibt weder gute noch schlechte Gefühle. Sie sind für sich genommen wertneutral. Entscheidend ist vielmehr die Frage, wie Sie angemessen mit Ihren starken Empfindungen umgehen. Wut und Aggressionen können konstruktiv wirken, wenn sie geäußert werden, ohne andere zu verletzen. Sie zerstören Beziehungen, wenn sie darauf abzielen, einen anderen Menschen fertig zu machen. Angstsignale überhören kann in tödliche Gefahren bringen. Panische Angst vor harmlosen Situationen dagegen schafft einen enormen Leidensdruck.
Gefühle leben von der zwischenmenschlichen Interaktion. In der Art, wie wir mit uns und anderen umgehen, spielen Gefühle eine entscheidende Rolle. Was wir für einen anderen Menschen empfinden, entscheidet darüber, wie wir uns ihm gegenüber verhalten.
Mein Ziel ist es, Ihnen die Angst vor negativen Gefühlen zu nehmen. Sie brauchen keinen Bogen um das Bermuda-Dreieck negativer Emotionen zu machen. Wenn Sie Ihre Gefühle verdrängen, melden sie sich um so lauter wieder zu Wort. Gefühle brauchen Raum. Das gilt gerade für unliebsame, schmerzliche Empfindungen.
Wenn sich zum Beispiel Ängste und Minderwertigkeitsgefühle im Alltagsleben die Klinke in die Hand geben, wird es ungemütlich. Spätestens wenn der Gedanke an den nächsten Tag einem Angstschweiß auf die Stirn treibt, eine unfreundliche Bemerkung schmerzlich unter die Haut geht und man sich nicht traut, „Nein“ zu sagen, weil dann Schuldgefühle das Gewissen quälen, gerät man ins Wechselbad der Gefühle. Wenn die Gefühlswelt die Krise kriegt, ist das eine Chance zur Veränderung.
Gefühle