Tödliche Offenbarung. Cornelia Kuhnert

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Tödliche Offenbarung - Cornelia Kuhnert

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bekommen Sie alles, was sie auf der Runde brauchen. Handschuhe, Tees – und Bälle verschiedenster Fabrikate.«

      Borgfeld und Streuwald öffnen die Tür. Eine helle Glocke klingelt. Kaum haben die beiden zusammen mit dem Präsidenten des Golfclubs den Laden betreten, tritt eine gut aussehende Frau um die vierzig hinter einem Regal hervor, grüßt in die Runde und streckt dem Präsidenten ihren Handrücken entgegen.

      »Guten Morgen, meine liebe Ina. Ich dachte, Frau Zistrow ist heute da«, begrüßt Goldmann sie und senkt sein Haupt zum angedeuteten Handkuss.

      »Die ist krank und hat mich gebeten, sie zu vertreten – dabei hatte ich eigentlich etwas Besseres vor«, seufzt sie und schlägt die Wimpern entnervt hoch. »Und dann das hier. Schrecklich, dieser Tote.«

      »Wirklich, kein erfreulicher Tag für unseren Club.« Goldmann zeigt auf die Polizisten. »Die Polizei hat grünes Licht zum Spielen gegeben. Nur der Caddyraum bleibt weiter gesperrt.«

      |96|Sie schüttelt ungläubig den Kopf. »Aber die meisten haben doch ihre Sachen dort in den Schränken.«

      »Genau, meine Liebe. Das ist es ja. Darf ich dir übrigens vorstellen: Kommissar Streuwald und … wie war doch noch gleich Ihr werter Name?«

      »Mein Name ist Borgfeld. Kommissar Dieter Borgfeld. Entschuldigen Sie, dass wir hier bei Ihnen so viel …«, er ringt nach passenden Worten und entscheidet sich schließlich für »Unruhe reinbringen«.

      Streuwald mustert Borgfeld verwundert. Borgfeld interessiert sich sonst nie dafür, was andere Leute denken, wenn er im Einsatz ist. Im Gegenteil. Aber das ist nicht das Einzige, was Streuwald wundert.

      Normalerweise muffelt Borgfeld um diese Uhrzeit jeden an, der etwas von ihm will, weil es Zeit zum Mittagessen ist. Heute liegt seine letzte Mahlzeit, wenn man die abgezählten Möhrenspalten denn so nennen kann, schon Stunden zurück. Normal wäre es, wenn Borgfeld jetzt eine Attacke schlechter Laune bekäme. Doch heute ist nichts normal. Statt zu nörgeln, zieht Borgfeld den Bauch ein und streckt seine Brust heraus.

      »Zeigen Sie uns doch bitte die Golfbälle mit dem Aufdruck Ihres Clubs«, säuselt er eine Tonlage höher als sonst. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«

      »Die liegen hier vorne«, die mit Ina angesprochene Dame lächelt Borgfeld an. »Sehen Sie? Gleich hinter den Golfschlägern.«

      Borgfeld macht einen Schritt auf sie zu und steht jetzt direkt neben ihr an dem Verkaufstisch.

      »Wie viele von diesen Bällen haben Sie denn bereits verkauft?« |97|Während er die Frage stellt, starrt er ihr die ganze Zeit auf den knallrot mit Lippenstift nachgezogenen Mund.

      »Das kann ich nicht genau sagen, dazu müsste ich in den Unterlagen nachsehen. Aber ein paar Hundert sind es jedes Jahr. Außerdem kauft der Club selbst einen größeren Teil.« Sie dreht sich um und ihre Brust streift Borgfelds Oberarm, der wie elektrisiert zusammenzuckt.

      »Warum?«, stammelt er und wird rot.

      »Die Bälle werden auf den Clubturnieren als Preise gestiftet. Natürlich muss der Verein sie vorher kaufen.«

      Streuwald schaut verstohlen auf die Uhr. 14:20 Uhr. Scheiße, in einer dreiviertel Stunde fängt das Spiel an. Langsam wird es eng.

      »Wie viele werden im Jahr so verkauft?«, schaltet sich Streuwald ein, um das Gespräch abzukürzen.

      »Wie gesagt, ich sehe gerne nach. Es sind meist mehrere hundert. Nur einmal hatten wir einen Fehldruck. Da stimmten die Farben nicht. Aber das ist schon lange her.« Sie lächelt abwechselnd beide Polizisten an. »Sehr lange.«

      14:25 Uhr. Die Zeit rast dahin. Streuwald muss auf die Tube drücken, wenn er es noch rechtzeitig schaffen will.

      »Kann ich eine Liste haben, wer im Club einen solchen Ball besitzt?«, drängelt er.

      »Nein«, sie lacht hell auf, und ihre goldenen Armreifen klirren, als sie sich durch die halblangen blonden Haare fährt.

      »Das bringt nichts. Jeder könnte so einen Ball haben. Sogar mehrere. Da könnten Sie gleich die Liste aller Clubmitglieder nehmen.«

      |98|Als die beiden wieder draußen sind, ergreift Streuwald die Initiative.

      »Dieter, lass uns eine Pause machen. Die Spurensicherung ist durch, die schreiben jetzt den Bericht. Der Tote ist unterwegs in die Rechtsmedizin – und die aus Hannover wuseln überall herum.«

      »Hast du die Frau gesehen? Dieses Lächeln …«

      »Nun komm mal wieder auf den Teppich.«

      »Ich mein ja nur …«

      »Erzähl mir das im Auto.« Er schlägt Borgfeld freundschaftlich mit der flachen Hand auf die Schulter. »Wenn ich durchfahre, schaffe ich es bis zum Anpfiff.«

      »Und was soll ich da?«

      »Im Vereinshaus macht Fritze die besten Mettbrötchen der Umgebung und seine Frikadellen sind Legende. Ich lad dich ein.«

      Borgfeld überlegt. Aber nur kurz.

      32

      »Ausgezeichnet, wie Sie alles im Griff haben.«

      Wörstein hat mit seinem Gast eine Runde durch das Haus gedreht. Jetzt stehen sie in dem ehemaligen Aufenthaltsraum des Landschulheims, der als Besprechungsraum genutzt wird. Rechts steht ein mächtiger eichener Sekretär aus der Gründerzeit, links eine schwarzlederne Sitzgarnitur, in der Mitte ein gedeckter Tisch.

      »Nehmen Sie Platz, mein Lieber, ich lasse uns gleich etwas zu essen bringen.« Wörstein deutet auf den Esstisch.

      |99|Sein Gast steuert jedoch nicht den angebotenen Stuhl an, sondern den Schreibtisch, auf dem die bronzene Skulptur eines Adlers sein Interesse geweckt hat. Der Raubvogel hat die Flügel weit ausgebreitet. Seine Finger betasten den glatten Stein.

      »Prächtiges Exemplar. Sorgfältig gearbeitet. Man weiß nicht, ob er sein Opfer gerade im Visier oder es schon erlegt hat. Trefflich. Habe so ein ähnliches Stück bei mir zuhause.«

      Wörstein tritt zu ihm heran. »Das ist ein besonderes Stück. Kamerad Taubold von der Waffen SS Kameradschaft Österreich hat es für das Schulungsheim gestiftet.«

      »Es geht eben nichts über eine funktionierende Kameradschaft. Das ist besser als eine Familie.« Der kräftige Mann mit der ausgeprägten Hakennase hebt die Skulptur an, die auf einem viereckigen marmornen Sockel befestigt ist. »Wie weit ist die andere Sache gediehen?«

      »Die Vollmacht für die Banken und Ihr Testament habe ich vorbereitet. Wie verabredet.« Ein Grinsen huscht über Wörsteins sonst so starres Gesicht. »Der Großteil Ihres verbliebenen Vermögens fließt in die Stiftung. In den Feinheiten habe ich jetzt Formulierungen gefunden, die gewährleisten, dass die Stiftung auf Dauer das Ziel verfolgt, alle Aktivitäten zu unterstützen, die unsere Bewegung an die Macht bringen. Ich kümmere mich um alles und bleibe auch der Vorsitzende. Für Ihre Frau und Ihre Tochter bleibt ein Pflichtteil übrig.«

      »Muss das sein? Die haben doch schon genug bekommen.«

      »Sie können

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