Tödliche Offenbarung. Cornelia Kuhnert

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Tödliche Offenbarung - Cornelia Kuhnert

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Rischmüller kräuselte die Lippen, strich die widerspenstige Haarsträhne zurück und zuckte mit den Schultern. »Manchmal eröffnen sich interessante Perspektiven, |37|wenn man sich Zutritt zu fremden Systemen …«, er zögerte einen Moment, »… auf die eine oder andere nicht ganz legale Art verschafft. Außerhalb der Dienstzeit – versteht sich.«

      9

      Borgfeld atmet erleichtert auf, als Doktor Schmidt im Golfclub eintrifft. Der Rechtsmediziner trägt einen dezenten grauen Anzug, darunter ein altrosa Polohemd, das seinen sommerlich braunen Teint unterstreicht.

      »Müsst ihr mich immer samstags rufen«, schnarrt er und verzieht das Gesicht. Gute Laune hört sich anders an. Schmidt wirft einen Blick auf seine goldene Armbanduhr. 9 Uhr 22. Um elf Uhr ist er mit Ina von Lauenstein verabredet. Ihr Name hört sich viel versprechend an, ihre Stimme am Telefon ebenfalls. Sie ist Eventmanagerin. Auch das klingt interessant. Vielleicht ist die Partnersuche mit einem Institut im Internet doch effektiver als seine eigenen Versuche mit Kontaktanzeigen in der Zeitung.

      »Packen wir es an.« Während Schmidt sich seine Plastikhandschuhe überstreift, mustert er den Toten. Die Augen stehen hervor. Sieht aus, als wenn er stranguliert worden wäre. Das verfärbte, aufgedunsene Gesicht würde dazu passen, genau wie die blauroten Druckstellen am Hals. Klare Sache. Tod durch Erwürgen. Das sollte schnell gehen. Wenn er sich beeilt, schafft er es bis elf pünktlich zum Kröpcke.

      »Wann ist der Tote gefunden worden?«

      |38|»Um kurz vor halb neun. Eine Golfschülerin hat ihn mehr oder weniger zufällig entdeckt.«

      Schmidt beugt sich über den Leichnam und öffnet den Reißverschluss der Lederjacke. In der Innentasche steckt eine Brieftasche. Vorsichtig holt er sie heraus und reicht sie Borgfeld.

      »Hier, ziehen Sie sich aber vorher Handschuhe an. Sie haben doch welche mit?«

      Borgfeld hebt seine rechte Augenbraue. Mehr nicht. Schmidt ist Schmidt. Wenn er seinen guten Tag hat, ist er die reinste Quasselbude, wenn nicht, geht man besser in Deckung.

      Während Schmidt den Toten untersucht, studiert Borgfeld den Ausweis.

      »Henry Broderich, 42 Jahre, wohnhaft in Burgwedel.« Er sieht Streuwald an. »Kennst du den?«

      Sein Kollege zuckt mit den Schultern.

      »Vom Fußball jedenfalls nicht, obwohl der früher bestimmt die richtige Figur dafür gehabt hätte.«

      Borgfeld fischt den Führerschein aus einem der Seitenfächer der Brieftasche. Fahrerlaubnis für Klasse eins und drei. Passt zur Motorradjacke und den Stiefeln. Im nächsten Fach findet er den Zulassungsschein für ein Motorrad.

      »BMW K 1200 S Baujahr 2006«, liest Borgfeld laut vor.

      »Das muss eins der ersten Modelle mit dem neuen wassergekühlten Vierzylinder-Reihenmotor sein«, meldet sich Harms von der Kriminaltechnik zu Wort, der gerade die Spheronkamera abbaut. »Der Motor wurde in dieser Reihe mit querliegender Kurbelwelle eingebaut und die Zylinderbank ist extrem weit nach vorne geneigt. Das Triebwerk mit |39|zwei obenliegenden Nockenwellen und vier Ventilen pro Zylinder, elektronischer Einspritzung und geregeltem Drei-Wege-Katalysator …«

      »Ist gut«, unterbricht Borgfeld ihn.

      »Das Besondere an diesem Modell ist, dass das Hinterrad von einer Aluminiumguss-Einarmschwinge mit Paralever geführt wird, das Vorderrad …«

      »Kollege Harms, wenn wir in technischen Angelegenheiten noch Fragen haben, werden wir uns sofort an dich wenden.«

      »Könnt ihr wirklich gerne machen. Mit den Tatortaufnahmen bin ich fertig.«

      Harms ist schon um die Ecke verschwunden, als Borgfeld eine Bewirtungsrechnung vom Tag zuvor aus der Brieftasche zieht. Grillteller und Bier, 44 Euro für zwei Personen. Er packt die Rechnung in eine Plastikhülle.

      »Mit wem er wohl im Dorfkrug essen war?«

      Bevor Streuwald etwas erwidern kann, winkt Schmidt die beiden zu sich.

      »Hier, meine Herren, das ist ja mal was Interessantes. Schauen Sie.« Er zeigt auf den Toten und deutet auf dessen Mund. Dort, wo sonst eigentlich das Zäpfchen zu sehen ist, sitzt etwas Weißes. Etwas Weißes mit gleichmäßigen Dellen.

      »Was ist das?« Borgfeld dreht sich angeekelt um.

      »Ist doch eindeutig – ein Golfball.« Streuwald beugt sich noch weiter vor. »In der Mitte ist was aufgedruckt. Rot, gelb, grün, darüber gekreuzte Golfschläger.«

      »Sehr gut gesehen«, lobt Schmidt und greift mit den Fingern in den Rachen. Der erste Versuch, den Ball herauszuziehen, scheitert. Der zweite und dritte auch.

      »Das Ding steckt fest. Den hat jemand mit verdammt viel |40|Kraft da reingedrückt.« Schmidt dreht sich zu den beiden Polizisten um. »Sie können ihn jetzt zu mir ins Institut bringen lassen. Dort kümmere ich mich um die Details – und um den Golfball.«

      »Eine Sache noch.« Borgfeld runzelt nachdenklich die Stirn. »Die Kriminaltechniker haben mich vorhin gerufen. Sie haben vor der Bank Schleifspuren entdeckt. Ist der Mann nun hier getötet worden oder hat man ihn erst später hergeschleppt?«

      Statt zu antworten, zieht Schmidt sich die weißen Plastikhandschuhe aus und reicht sie dem verdatterten Borgfeld.

      »Exakte Aussagen sind zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. Das wissen Sie doch. Der Mann hat Dreck an den Hosenbeinen. Den muss man untersuchen. Ich lasse die Kleidung ins Labor schicken. Er könnte hier getötet worden sein oder auch nicht. Fifty, fifty.« Ein bellendes Lachen folgt. »Fest steht zumindest, dass er ermordet wurde. Die Druckstellen am Hals sind eindeutig und der Golfball im Rachen spricht Bände.«

      Schmidt wirft einen Blick auf seine Uhr. Er sollte sich sputen, sonst schafft er es nicht mehr pünktlich bis in die Innenstadt.

      »Der Todeszeitpunkt …«, Schmidt zögert kurz, »damit will und kann ich mich nicht festlegen.«

      Während er redet, fingert er einen schwarzen Kamm aus der Innentasche seiner Anzugjacke und zieht seinen Seitenscheitel nach.

      »Gehen Sie davon aus, dass der Mann seit mindestens acht Stunden tot ist, eher mehr.« Er steckt den Kamm wieder ein.

      »Genaueres später.«

      |41|»Wann?« Borgfeld packt die benutzten Handschuhe von der linken in die rechte Hand und sucht mit den Augen nach einem Mülleimer.

      »Schau’n wir mal. Ich habe jetzt einen wirklich dringenden Termin, danach mache ich mich sofort an die Untersuchung. Versprochen.«

      10

      Georg Goldmann ist neben den akkurat geschnittenen Buchsbaumkugeln vor dem Clubhaus stehen geblieben. Mit ernstem Gesicht verfolgt er das Geschehen jenseits der rotweißen Flatterbänder. Polizisten in Uniformen machen Notizen und fotografieren, Männer in weißen Overalls kriechen um das Gebüsch herum und untersuchen jeden Grashalm.

      »Hallo, Sie da.« Borgfeld winkt Goldmann zu sich heran. »Sie können jetzt einen Blick auf den Toten werfen, bevor er weggebracht wird.«

      Goldmann

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