Schwarzes Gold. Dominique Manotti

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Schwarzes Gold - Dominique  Manotti

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in der er niemals hätte erwähnt werden dürfen. Das ist übel. Ich war gezwungen, zur Villa zu fahren, was nicht in meinem Plan stand, und du bist immer noch hier, dabei solltest du seit ein paar Stunden im Ausland sein. Das ist gefährlich. Ich hasse Überraschungen.«

      »Schön und gut, aber Emily war nun mal an dem Abend an Pieris Seite. Daran kannst du nichts mehr ändern. Uns bleibt nur, die Lage so weit wie möglich in den Griff zu bekommen.«

      »Ich wusste nicht mal, dass Pieri und sie sich kennen. Ich will wissen, was sie mit ihm zu schaffen hatte. Das ist lebenswichtig für mich, für uns, deshalb musst du bei ihr bleiben.«

      »Ein Liebesabenteuer?«

      »Das glaube ich nicht. Nicht Emily, an so etwas ist sie nicht interessiert. Und es ist auch nicht dieser Aspekt, der mir Sorgen bereitet.« Er überlegt einen Moment. »Hör zu, David, ich glaube nicht an Zufall. Pieri hat mit meiner Frau zu Abend gegessen. Warum? Misstraute er mir? Was hat er ihr gesagt? Fischte er nach Informationen? Welchen? Hat er ihr von unseren Geschäften erzählt? Stell dir die möglichen Konsequenzen vor! Du musst der Sache auf den Grund gehen.«

      »Ich kann’s versuchen, aber es wird nicht einfach. Ich habe Emily seit sieben Jahren nicht gesehen, ich weiß nicht, wie sie mich aufnehmen wird. Und Pieri kannte ich gar nicht. Wie soll ich das deiner Meinung nach bewerkstelligen?«

      »Gib dein Bestes, ich vertraue dir. Bleib so lange bei Emily wie nötig. Im Zweifel muss man von ihrer Seite dichtmachen. Ich selbst werde sehr beschäftigt sein, ich muss hinter Pieri aufwischen, es gibt Arbeit für mich in Genf. Und ich muss mit den neuen Verträgen vorankommen. Aber ich rufe dich regelmäßig an. Alles klar?«

      »Ja, du kannst los.«

      Rückkehr zum Haus. Frickx nimmt den Mercedes, sieben Stunden Fahrt bis Genf. Wenn er das Mittagessen auslässt, hat er nach seiner Ankunft noch den ganzen Nachmittag zum Arbeiten.

      Emily schläft immer noch. Die Pflegerin ist in der Küche zugange, wo sie gerade das Frühstückstablett fertig vorbereitet hat. David geht hin, nimmt ihr das Tablett aus der Hand.

      »Ich werde mich selbst um meine Cousine kümmern. Packen Sie Ihre Sachen und gehen Sie. Selbstverständlich werden Sie für die ganze Zeit bezahlt, die für Ihren Einsatz geplant war.«

      Als sie weg ist, trägt er das Tablett mit Milchkaffee, Croissants, Marmelade nach oben in Emilys Zimmer.

      Emily erwacht wie im Nebel, richtet sich tastend auf ihren Kissen auf, dann schafft sie es, auf David zu fokussieren. Sie erstarrt, macht große Augen. Eine heftige Brise aus Kindheitserinnerungen fegt durch ihren Kopf. Die Gerüche, die Geräusche, die Wärme des Glücks.

      »Bist du das, David? Träume ich?«

      »Nein, du träumst nicht.«

      »Mein Cousin. Sieben Jahre Abwesenheit, keinerlei Nachrichten, und dann wache ich eines Tages auf und du bist da, mitten in einer Tragödie. Was machst du hier? Wo ist Michael?«

      David stellt das Tablett auf dem Bett ab. »Er ist heute Morgen in aller Frühe nach Mailand abgereist.«

      Ein schriller Aufschrei. »Abgereist?«

      »Ja, ein Geschäftstermin, er hat mich gebeten, dir Gesellschaft zu leisten.«

      Sie sitzt jetzt aufrecht, steif, die Augen weit aufgerissen. »Abgereist, dieser Mistkerl … Ohne mir Bescheid zu sagen. Gestern ein kurzes Guten Abend, mit seinem Lächeln und diesem Ton eines Handelsvertreters, der seine Kundschaft umschmeichelt.« Ihre Stimme überschlägt sich. »Und heute Morgen haut er ab und ich kann verrecken.«

      Mit einer heftigen Geste wirft sie die Decke von sich, springt auf, stößt das Frühstückstablett um, Kaffee, Marmelade spritzen, das Porzellan zerbricht. Eine Miniaturkatastrophe. Sie bricht in krampfartiges Schluchzen aus, das ihren ganzen Körper schüttelt. David tritt zu ihr, schließt sie in die Arme, zieht sie vom Bett weg, sie lässt sich in seinen Armen wiegen, ohne mit Schluchzen aufzuhören, er führt sie ins Bad und hält ohne ein Wort ihren Kopf unter die kalte Dusche. Die Schreie und Schluchzer verebben. Er lässt sie los, dreht den Wasserhahn zu, nimmt ein Handtuch, wischt ihr das Gesicht ab, trocknet ihre Haare, zärtliche Gesten. Zurück ins Zimmer, er hilft ihr in einen Sessel. Sie holt tief Luft, atmet mehrere Male langsam durch. David betrachtet sie. Die Ruhe kehrt zurück in das klare, zarte Gesicht, das aus der braunen Masse ihrer nassen Haare auftaucht, kehrt zurück in alle Muskeln dieses schlanken, sportlichen Körpers, den er jahrelang begehrt hat, den er vielleicht immer noch begehrt. Er lächelt.

      »So mag ich dich lieber.«

      »Weißt du, was ich durchgemacht habe?«

      »Ja.«

      »Ein Mann an meiner Seite, der gerade mit mir spricht, seine Hand lag auf meiner Schulter, als er erschossen wurde, ich spürte, wie die Hand abglitt, sich in meine Stola krallte, sie im Fallen mitriss, ich stand entblößt da, sein Blut spritzte mir ins Gesicht, auf die Schultern, in die Augen, in meinen Mund.«

      »Du wurdest nicht verletzt? Der Schütze muss in Höchstform gewesen sein, um so genau zu zielen. Du bist eine Frau, die sehr viel Glück gehabt hat.«

      Emily denkt einen Moment über diese Sicht der Dinge nach. »Ich war noch nie mit einem gewaltsamen Tod konfrontiert, so direkt, meine ich.«

      »Weil du jahrelang nicht aus dem Garten deines Großvaters herausgekommen bist. In dem Land, aus dem wir stammen, du und ich, gibt es gewaltsame Tode an jeder Straßenecke. Hast du dich nie gefragt, auf wie viele Tausend tote Minenarbeiter, zerschmettert oder vergiftet, sich das Vermögen unserer Familie gründet? Hör auf, die verwöhnte Göre zu spielen, und reiß dich zusammen.«

      Neuerliche Stille, dann fragt Emily in normalem Gesprächston: »Wo ist die Krankenpflegerin?«

      »Ich habe sie nach Hause geschickt. Du bist nicht krank, und jetzt bin ja ich da.« David geht zum Nachtschränkchen, angelt sich die Medikamente. »Ich werde dieses Scheißzeug ins Klo spülen.« Er tut es, ohne dass sie aufmuckt. »Hör mir zu, Emily. Ich wiederhole, du bist nicht krank. Du bist jung, reich, gesund und ein Glückspilz. Jetzt zieh dir was über, es ist noch frisch und wir frühstücken auf der Terrasse.«

      Die Terrasse thront auf einem felsigen Steilhang, der bis zum Meer hinabfällt. Hinter den Pinien, die an dem Abhang wachsen, die Bucht von Villefranche, das Meer, die offene See. Während David sich in der Küche zu schaffen macht, betrachtet Emily die Brandung ein paar Dutzend Meter tiefer. Er hat recht. Wie konnte ich mich so gehen lassen? Pieri wurde ermordet … Ich dagegen bin am Leben, ich werde mich nicht kleinkriegen lassen. Atme, finde deinen Rhythmus.

      Als er Rührei, Toast, Fromage blanc und heißen Tee bringt, macht sie sich mit gesundem Appetit darüber her. Er schaut ihr lächelnd zu. »Ich wusste es.«

      Sie hebt den Blick von ihrem Teller. »Hast du schon mal erlebt, wie jemand zu deinen Füßen eines gewaltsamen Todes stirbt?«

      »Das fragst du mich, Emily? Hast du vergessen, dass ich 1966 als Freiwilliger zur Armee gegangen bin? Seitdem habe ich in einem Krieg gekämpft und bei Operationen zur Aufrechterhaltung der Ordnung mitgewirkt …«

      »Nein, das habe ich nicht vergessen, aber ich habe nie verstanden, warum du dich verpflichtet hast. Und ich habe es dir übelgenommen.«

      »Ich habe mich verpflichtet, einen

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