Rosaleen Norton. Nevill Drury
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Hier ist es vielleicht nützlich, ein paar Worte über Rosaleens Bilder zu sagen. Wir leben in einer Zeit, in der visuelle Informationen zunehmend schneller und schludriger verarbeitet werden. Die Subliminals, welche uns die Werbeindustrie reindrückt, sollen nach einer Betrachtungszeit von weniger als einer halben Sekunde wirken. Hingegen ist das letzte, was die Werber wollen, dass sich die potentiellen Kunden die Anzeigen und Filmchen gründlich ansehen, oder sich womöglich auch noch Gedanken darüber machen. Ähnlich ist es bei Spielfilmen; heute scheint jeder Erfolgsfilm für ein Publikum von Vierzehnjährigen konzipiert zu sein, dessen Aufmerksamkeitsspanne unter einer Minute liegt. Wir werden zum gehetzten Multitasking erzogen, wobei natürlich die Qualität auf der Strecke bleibt. Frühere Generationen nahmen vieles intensiver wahr. Ich denke hier gerne an Chinas berühmteste Dichterin, Li Qingzhao (1084 – ca. 1151) und ihren Mann Zhao Mingzhen, die zusammen als erste systematische Archäologen der Weltgeschichte tätig waren. Die beiden schrieben ein einzigartiges Werk über die Kunstwerke der frühesten Dynastien, welches, obwohl es längst verloren ist, zum Modell für alle darauffolgenden Werke wurde. Li ist für ihre stark alkoholisierten Verse berühmt, doch sie praktizierte auch Daoistische Innere Alchemie und hatte einige Angewohnheiten, die heute nützlicher sind denn je. Wenn die beiden eine Antiquität erworben oder eine Inschrift auf Papier abgerieben hatten, setzten sie sich für die Dauer eines Räucherstäbchens davor, um sie in Stille zu betrachten. Das ist eine ausgesprochen gute Meditation. Heutigen Menschen mag so eine Praxis zeitraubend und nervtötend erscheinen. Doch sie garantiert, dass die Wahrnehmung ungeheuer intensiv wird, und dass sich alle Bewusstseinsebenen entfalten. Wer sich Zeit nimmt, still und leer zu werden, kann viel erleben, was weit über das bewusste Denken hinaus geht. Genau das würde ich mir für Rosaleens Bilder wünschen. Wer schnell durch die Seiten dieses Buchs blättert oder sich auf die Worte beschränkt, verpasst das Beste. Jedes von ihren Bildern ist es wert, ganz für sich und in aller Ruhe betrachtet zu werden. Dabei kommunizieren die Geister hinter den Bildern mit dem, was jenseits unseres Oberflächenbewusstseins wirkt. Wir erfahren eine Kommunion und tragen das Feuer und die Lust in unser Leben. Und genau das ist Rosaleens Vermächtnis.
Ich möchte Nevill Drury dafür danken, diese geniale Künstlerin und Magierin vor der Vergessenheit bewahrt und in so zugänglicher, sensibler und intelligenter Art präsentiert zu haben. Dieses Buch gehört zu den wichtigsten in der modernen magischen Literatur. Wer echte Magie sucht, kann von Rosaleen und Nevill vieles lernen.
Jan Fries
chinesisches Neujahr, Jahr der Schlange
Danksagung
Zuerst muss ich den drei Menschen danken, die dieses Buch in seiner ursprünglichen Form möglich machten: Rosaleens Schwester Cecily Boothman, der sich zwischenzeitlich im Ruhestand befindliche Wally Glover, sowie der Musiker und Kunstsammler Jock McKenna. Bedauerlicherweise weilen diese drei Personen heute nicht mehr unter uns.
Hommage an Pan stellt eine beträchtlich erweiterte und überarbeitete Version einer früheren und weitaus kürzeren Fassung dieses Manuskripts dar, welche den Titel Tochter des Pan trug und erstmalig im Jahre 1988 veröffentlicht wurde. Als ich meine Recherchen für besagtes, früheres Buch anstellte, boten mir Cecily, Wally und Jock ihre Unterstützung an und ermutigten mich dazu, es auch zu schreiben. Zu Beginn zögerte Cecily damit, eine Biographie über ihre Schwester zu genehmigen. Doch schließlich konnte sie sich mit der Idee anfreunden, als ich ihr versprach, die Einzelheiten aus Rosaleens Leben auf eine faktische und unsensationelle Weise darzustellen. Wally erwies sich als eine Quelle wundervoller und faszinierender Informationen, teilte seine Erinnerungen an die Jahre mit Roie (der Name, unter dem sie den meisten Menschen bekannt gewesen war) und ihrem Liebhaber Gavin Greenlees mit mir, und stellte mir sogar wertvolle Einzelheiten zu den Ereignissen nach Rosaleens Tod im Jahre 1979 zur Verfügung. Doch war es Wallys Freund Jock McKenna, der mir den wahrscheinlich größtmöglichen Gefallen tat – und zwar indem er mir Materialien aus seiner umfangreichen Sammlung von Zetteln und handschriftlichen Zeitungsnotizen lieh, die ursprünglich aus dem Besitz von Rosaleen Norton stammten und bis in die 1940er Jahre zurückreichten. Jock hatte Roie damals, genauer gesagt im Jahre 1944, in Kings Cross während eines Besuchs bei dem Abenteurer Tex Clarke kennen gelernt, und war sofort von ihrer Freundlichkeit und persönlichen Wärme beeindruckt gewesen. Aus diesem Grunde hatte er in Folge dessen auf umfassende Weise Zeitungsnachrichten über ihre Karriere gesammelt. Diese waren für mich natürlich eine wunderbare Quelle. Ohne Jocks Sammlung, Wallys liebenswerte Erinnerungen und Cecilys Unterstützung hätte dieses Buch niemals geschrieben werden können.
Des Weiteren möchte ich mich an dieser Stelle auch für die wertvolle Hilfe von Dr. Marguerite Johnson, Dozentin an der University of Newcastle, bedanken, die meine langjährige Faszination und mein Interesse an Rosaleen Nortons Kunst und Magie mit mir teilt. Marguerite überwachte meine Doktorarbeit, welche diesem Buch zugrundeliegt, und hat mich bei meinen neueren Forschungen auf dem Gebiet von Rosaleens okkulten Praktiken und ihrer visionären Kunst stark unterstützt. Auch war es schließlich sie, die mir Kopien der Briefe von Eugene Goossens an Roie, die aus der Mitte der 1950er Jahre stammten, zur Verfügung stellte. Diese Briefe wiederum versetzten mich in die Lage, Nortons Thelemischen Verbindungen zu Aleister Crowley und der Praxis ritueller Sexualmagie zu erforschen – ein wichtiges Thema, das in Tochter des Pan nicht behandelt wurde und in dem vorliegenden Buch ausführlich beschrieben wird. Das unmittelbare Bindeglied zwischen Crowley