Terror. D. J. Franzen

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Terror - D. J. Franzen

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      »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Gregor. »Aber von Erich, Gora und Holger abgesehen müssten mindestens vier oder fünf weitere Menschen dort unten sein. Diese Matrone Hengsten ist mit Edith in Aufzug 5 eingeschlossen. Über Interkom hat sie schon rumgekreischt und Erich als Mörder identifiziert.«

      »Was haben die da unten gemacht?«, wollte Lemmy wissen.

      »Entweder waren sie in den Offiziersquartieren oder in den Freizeiteinrichtungen der Suite«, meinte Steins.

      »Hat schon irgendjemand mitbekommen, was die Hengsten mitzuteilen hat?«

      »Nein.« Gregor schüttelte den Kopf. »Doktor Steins hat sofort die Interkom-Verbindungen abgebrochen, als Lemmy die Sirenen des Alarms ausschaltete.«

      Lemmy sah den Totlebenden abschätzend an. »Aber der Lockdown besteht weiterhin?«

      »Ja.«

      »Können sie das große Tor trotz des Lockdowns öffnen? Ich will nämlich Jörg und Sandra nicht alleine da draußen lassen.«

      »Das muss am Tor selbst geschehen. Dafür brauchen sie einen Code, den sie dort eingeben müssen. Er überbrückt den Lockdown.«

      Lemmy kreiste ungeduldig mit der rechten Hand. »Und? Worauf warten Sie noch?«

      Steins nannte Lemmy die Zahlenreihenfolge.

      »Okay. Ich hole die beiden wieder rein«, sagte Lemmy. »Ihr seht in der Zwischenzeit zu, dass nichts nach außen dringt: keine Mörder, keine Interkom-Meldungen der Hengsten, einfach nichts, klar?«

      Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte Lemmy sich auf dem Absatz herum und stürmte aus der Zentrale. Er ging zielstrebig durch die Korridore der obersten Bunkerebene. Ab und zu sah er über seine Schulter, um zu prüfen, ob ihm jemand folgte.

      Dann erreichte er die breite Laderampe des Haupttors, das nach draußen in die Höhle des künstlichen Hügels führte. Das Tor sah aus wie eine überdimensionale Tresortür. Es war fast fünf Meter hoch und acht Meter breit.

      Lemmy fand die kleine Tastatur und tippe den Code ein, den ihm Steins genannt hatte.

      Mit einem pneumatischen Seufzen löste sich die Verriegelung des Tors. Kurz darauf schwang es auf, und Lemmy betrat die künstliche Höhle. Schon auf den ersten Schritten zur Rampe, die aus dem Hügel herausführte, wehten ihm aufgebrachte Stimmen entgegen.

      »Ihr habt das Unheil in unser Dorf gebracht!«

      »Leg den Bolzenschneider weg, oder ich schieße!«

      »Ruhe! Bitte bewahrt doch alle die Ruhe!«

      Die letzte Stimme ließ Lemmy lächeln. Er bog um die Ecke und sah, dass Sandra und Jörg mit gezogenen Waffen diesseits des Zauns standen. Auf der anderen Seite befand sich eine Gruppe von etwa fünfzehn Überlebenden, die sich mit Lumpen und zerfetzten Kleidungsstücken vor der Kälte des überraschend strengen Winters zu schützen versuchten. In ihren Augen flackerte Angst, ihre Körper zeugten von Hunger, Entbehrung und Erschöpfung. Lemmy erkannte einige von ihnen. Es waren zum Teil Menschen aus Schwarmstein.

      Dann sah er ihn. Er hatte sich kaum verändert, vielleicht einssiebzig groß, braune Haare und eine gigantische Hakennase.

      Zielstrebig näherte sich Lemmy dem Zaun. »Sandra, Jörg, steckt die Waffen weg. Es ist alles in Ordnung.«

      Jörg fuhr herum. »Was? Spinnst du? Die haben einen Bolzenschneider dabei!«

      Lemmy legte ihm eine Hand auf den Arm. »Lass gut sein. Das sind nur ein paar Menschen, die voller Angst sind.«

      Jörg schluckte und ließ die Waffe sinken. Sandra, die leicht versetzt vor Lemmy und Jörg stand, folgte der Aufforderung ebenfalls, blieb aber angespannt.

      »Bist du das etwa?«, fragte der kleine Mann, den Lemmy erkannt hatte.

      »Ja. Komm bitte ein Stück auf die Seite, damit wir uns in Ruhe unterhalten können. Und ihr anderen beruhigt euch wieder. Wir haben ein Problem im Bunker, aber sobald das geklärt ist, werden wir euch reinlassen.«

      »Was?«, rief Jörg. »Wer hat di...«

      Der ehemalige Hauptmann der Luftwaffe verstummte, als Lemmy ihn mit einem eisigem Blick ansah. »Gib mir einen Moment, Junge, dann wird sich die Sache klären.«

      Jörg fing sich wieder. »Und wer hat dir das Kommando übertragen?«

      »Das möchte ich dich fragen, Jörg Weimer. Wer hat dir denn die Macht verliehen, über das Schicksal dieser Menschen zu entscheiden?«

      Jörg blickte Lemmy schweigend an.

      »Na also. Fünf Minuten. Und dann lassen wir diese Flüchtlinge rein.«

      Lemmy bedeutete dem kleinen Mann vor dem Zaun, ihm ein Stück weit zu folgen. Als sie außer Hörweite waren, legte er eine Hand auf das Gitter.

      Der kleinere Mann tat es ihm nach. »Wie geht es dir? Du hast dich verändert, mein Freund. Ich hätte dich beinahe nicht wiedererkannt. Reinkarnation?«

      Lemmy nickte. »Ja. Ich hätte nur ganz gerne vorher gewusst, auf was ich mich da einlasse.« Er schüttelte den Kopf. »Wie auch immer, es ist lange her, Longinus. Was machst du hier?«

      »Ich habe erfahren, dass Gabriel und Luzifer immer noch ihre Spielchen treiben, als hätten sie nicht schon genug angerichtet.«

      Lemmy seufzte. »Ja. Die zwei haben diesmal wirklich ganze Arbeit geleistet. Und jetzt streiten sie sich um die Reste wie zwei kleine Kinder um ein Spielzeug. Wenn unsere Gemeinschaft noch kleiner wird, werden sie irgendwann vollkommen außer Kontrolle geraten.«

      Longinus nickte ernst. »Dieser Moment könnte früher kommen, als uns allen lieb ist.«

      »Warum?«

      »Wir sind die letzten fünf. Du, Alexander, ich und diese beiden Hitzköpfe.«

      »Was? Wo sind die anderen?«

      Longinus zuckte mit den Schultern. »Spurlos verschwunden. Ich hatte zuerst vermutet, Gabriel oder Luzifer hätten sie in sich aufgenommen. Aber in dem Fall würden wir jetzt nicht hier stehen, oder?«

      Lemmy atmete tief durch. »Wohl kaum. Ob sich die anderen vielleicht vereint haben?«

      »Wie kommst du darauf?«

      »Spürst du es nicht auch, diesen Ruf, der uns nach Süden zieht? In dieser Gruppe hier sind ein paar Kinder, aber auch Erwachsene, die den Ruf ebenfalls spüren. Und Er ist auch hier.«

      »Wer?«

      »Der Erschaffer der Tore. Aber er weiß nichts von seiner Vergangenheit. Er wurde wiedergeboren und ahnt nichts von seinen Fähigkeiten.«

      Longinus atmete tief durch. »Also sind die anderen doch nicht verschwunden!«

      »Wie meinst du das?«

      »Diesen Ruf verspüre ich auch. Und du sagst, in deiner Gruppe gibt es noch mehr wie uns?«

      Lemmy

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