Eden. D. J. Franzen

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Eden - D. J. Franzen

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Martin etwas erwidern konnte, kam Sandra aus der Morgendämmerung auf die Fahrzeuge zu.

      »Habt ihr eigentlich den Knall nicht gehört, oder geht es euch zu gut?«, zischte sie. »Ich habe euch schon in hundert Metern Entfernung gehört! Wollt ihr etwa, dass sämtliche Stinker der Umgebung auf unser kleines Picknick im Grünen hier aufmerksam werden?«

      Martin sah betreten zu Boden und schüttelte den Kopf.

      »Sehr gut. Nachdem wir das also geklärt haben, könnt ihr die anderen wecken. Die Straße ist auf die nächsten fünf Kilometer frei und ich habe keine Stinker sehen können.«

      Als Sandra an Martin vorbeiging, hielt er sie am Arm zurück.

      »Sandra, was machst du eigentlich?« Die Totlebende sah ihn mit einem undefinierbaren Blick an und Martin sah sich gezwungen, seine Frage zu verdeutlichen. »Ich meine damit deine einsamen Nachtwachen, weit ab von unserem Lager.«

      »Willst du die übernehmen, Junkie?«

      »Ex-Junkie. Und nein, ich will die nicht übernehmen. Ich frage mich aber, warum du es tust, warum du das Risiko eingehst, da draußen im Dunkeln ganz alleine herumzustreunen.«

      Zuerst sah es so aus, als wolle Sandra wütend werden. Doch dann entspannte sie sich unter Martins Fingern, und er hatte das Gefühl, als würden alle Kraft und Entschlossenheit aus ihr heraussickern.

      »Ich gehöre nicht zu euch. Jedenfalls nicht so richtig. Nicht mehr.«

      »Du bist unsere Anführerin! Du bist unsere Big Mama!«

      Sandra lachte leise auf.

      »Big Mama? So nennt ihr mich also?«

      Martin grinste schwach. »Naja, die Kids zumindest. Immerhin hast du sie bis hierhin gebracht. Sie lieben und verehren dich. Sie vertrauen dir.«

      Wehmut trat in Sandras Augen. Ein Ausdruck, der Martin tiefer traf, als er es je vermutet hätte. Vielleicht deshalb, weil Sandra ihm nie sonderlich gefühlsbetont vorgekommen war. Sie jetzt so zu sehen, war … beunruhigend.

      »Ja, ich habe sie bis hierher gebracht. Einmal quer durch ein totes Land und fast wieder zurück an den Ort, wo auch für mich alles begann. Und was hat es uns gebracht? Sind wir in Sicherheit? Nein. Im Gegenteil, wir sind gefährdeter als je zuvor! Wir haben schwere Verluste hinnehmen müssen, haben Freunde gewonnen und noch mehr verloren, mussten Menschen verraten und Freunde zurücklassen, um unser eigenes Leben zu retten. Und jetzt bin ich ein Freak, eine Laune der Natur, an dessen ehernen Gesetzen eine Handvoll verrückter Wissenschaftler herum gepfuscht hat!« Sandra seufzte und Martin glaubte, Tränen in ihren Augen schimmern zu sehen. »Martin, wenn ich doch wirklich so eine Big Mama bin, warum kann ich euch, ganz besonders die Kinder, nicht endlich in Sicherheit bringen?«

      »Aber du gibst doch dein Bestes!«

      »Ja. Das tue ich. Aber ist es auch genug?«

      Ehe Martin etwas erwidern konnte, zog Sandra sanft aber mit Nachdruck ihren Arm aus seinem Griff und ging mit gesenktem Blick zu den Wagen, wo die Pilger langsam erwachten.

      »Es ist genug, Sandra«, flüsterte Martin ihr hinterher. »Du große Mutter, die ihre Kinder in der Nacht auf einsamer Wache beschützt, damit sie eine Hoffnung auf ein neues Leben haben.«

      In diesem Augenblick wurde der mentale Ruf, den alle Begabten spürten, wieder stärker. Martin verglich es mit dem Bild einer Bake, die ihre Strahlen im Kreis in die Nacht warf, um die Seeleute sicher in den Hafen zu lotsen. Wohin würde diese Bake sie führen? Warum schien dieser Ruf zugleich auch die Stinker zu aktivieren und machte aus ihnen grausige Zugvögel, die auf ihrem Weg nach Süden alles fraßen, das lebendig war? Martin seufzte und kämpfte gegen den Drang an, umgehend dem Ruf zu folgen. Je näher die Pilger in Richtung Süden kamen, um so drängender wurde dieser Sog. Was würden sie vorfinden, wenn sie dort angekommen waren? Lag dort wirklich Eden?

      Plötzlich zuckte Martin zusammen. Je näher sie dem Ursprung des Rufes kamen, um so verschlossener wurde Sandra. Gab es da einen Zusammenhang? Martin beschloss, Sandra beizeiten auch darauf anzusprechen.

      ***

      Sandra hielt sich im Hintergrund, als die Gruppe der Pilger sich für den Aufbruch vorbereiteten. Sie war satt und hatte die Wut in ihrem Inneren wieder unter Kontrolle.

      Ein trockenes Würgen schoss ihr in die Kehle.

      Ja, sie war satt. Sie hatte gegessen.

      Totes Fleisch, das sie auf ihrer nächtlichen Jagd erlegt hatte. Einer Jagd, die die anderen als einsame Nachtwache ansahen. Ihre Augen brannten, aber es kamen keine Tränen aus ihren reanimierten Augen. Wie lange noch, bis sie ihre Wut und ihren Hunger nicht mehr unter Kontrolle halten konnte?

      Steins hatte unrecht gehabt. Und auch van Hellsmann hatte total danebengelegen. Sie war nichts Besonderes. Auch sie benötigte eine permanente Zufuhr an Nährstoffen und Sedativa, um die Bestie in ihrem Inneren unter Kontrolle halten zu können. Wie lange noch, bis sie keine untote Beute mehr fand und ihre Gier nicht mehr stillen konnte? Dieser Hunger nach frischem Fleisch, der immer schlimmer wurde, je näher sie ihrem Ziel kamen. Dieser Ruf, dieses auf- und abschwellende Brummen in ihrem Kopf, dass ihr klares Denken überlagerte, schwoll langsam wieder ab. Aus irgendeinem Grund assoziierte sie mit diesem Brummen das Bild eines kleinen Leuchtturms in der Nacht. Das Brummen wurde in diesem Bild zu einem langen Arm aus purem Licht. Und wenn er am stärksten war, sie direkt anblickte und ihr Denken blendete …

      Tom rief leise ihren Namen und holte Sandra aus ihren Grübeleien. Die Gruppe war abmarschbereit. Mit Beinen, die nicht ihr zu gehören schienen, ging Sandra auf den vordersten der Humvees zu. Und die Bestie in ihr murmelte unruhig im Schlaf, wartete auf den Ruf, der sie wieder wecken würde und träumte von einem Bissen warmen Fleisches.

      ***

      Patrick Stark und Longinus schritten gemächlich eine Autobahn entlang. Sie konnten nebeneinander gehen, da dieser Teil vor der Katastrophe abgesperrt worden war. An den Leitplanken standen noch die schweren Maschinen einer Wanderbaustelle, die wie metallische Dinosaurier in der Kälte vor sich hin dösten. Den beiden einsamen Wanderern folgte eine schier endlose Herde von Untoten. Die Stinker hielten respektvollen Abstand zu den beiden Männern, die in ihre Gedanken vertieft schienen. Plötzlich blieb Patrick stehen und seufzte tief. »Mein Freund, wenn ich mich richtig orientiere, sind wir auf dem Weg nach Köln.«

      Longinus rückte seinen Rucksack mit Proviant zurecht und sah sich um. »Ja, in der Tat. Unser Weg in Richtung Süden hat uns in die Nähe von Colonia Claudia Ara Agrippinensium geführt.«

      »Ist das ein Zeichen?«

      »Warum?«

      »Weil hier für mich alles begann.«

      Longinus schüttelte den Kopf. »Du glaubst noch immer, dass du eine göttliche Aufgabe zu erfüllen hast, Patrick?«

      Der totlebende Pfarrer sah den ewigen Wanderer nachdenklich an und deutete mit einer Hand hinter sich.

      »Siehst du die Herde verlorener Seelen, die wir mit uns ziehen? Siehst du mich und meine Existenz, die jeglicher Natur widerspricht? Was, wenn keine göttliche Aufgabe, ist es dann, was mich hier stehen lässt?«

      Longinus lachte leise auf.

      »Eine

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