Der Bergboss und die Königskinder: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 3). Jork Steffen Negelen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Bergboss und die Königskinder: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 3) - Jork Steffen Negelen страница 8

Der Bergboss und die Königskinder: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 3) - Jork Steffen Negelen

Скачать книгу

      Die Legende der Lumichs

      Es dauerte nicht lange und von dem Brot und dem Innhalt der Pfanne war nicht mehr viel übrig. Genüsslich trank Bebo die Milch mit dem zuckersüßen Honig und er tupfte sich immer wieder den Mund mit einem Tuch ab.

      Albanarius leckte das letzte Stück Butter aus dem Napf und gab anschließend einen weithin vernehmbaren Rülpser von sich. Er klopfte sich auf den Bauch und belehrte Bebo. »Wenn du so lange wie ich ein Stein gewesen bist, und niemals essen oder trinken konntest, dann wird dir so ein gutes Mal am frühen Morgen als etwas Wunderbares vorkommen. Du spürst so richtig, wie es deinen Geist und deinen Körper belebt. Dagegen bist du als Stein nur ein einfaches Ding. Du spürst nicht mal den Regen auf dir.«

      Bebo winkte ab und entgegnete sachlich. »Diese Geschichte habe ich schon von dir gehört. Jetzt interessiert mich nur noch eine Sache. Ich will von dir wissen, wie die Lumichs entstanden sind. Es wird Zeit, dass du mir davon ausführlich berichtest.«

      Albanarius sah in den leeren Milchkrug und füllte ihn mit einer Handbewegung wieder auf. Dann holte er tief Luft und sah Bebo in die Augen. »Ich weiß, ich habe es dir versprochen. Doch es fällt mir schwer, von den Lumichs zu berichten. Ich muss zugeben, ich bin nicht ganz unschuldig an dem, was sich vor mehr als tausendzweihundert Jahren ereignete. Zu jener Zeit gab es noch sieben Zirkelmagier und der Name Dämonicon war uns kaum bekannt. Die Hexe Irrsande war damals noch eher eine weiße Zauberin. Sie war blutjung und über alle Maßen schön. Ich kannte keinen Mann im ganzen Elfenkönigreich Illwerin, der nicht ihrem Liebreiz erlegen war. Sogar Maragos, der König von Illwerin, liebte die weiße Zauberin mit seinem ganzen Herzen. Heimlich hegte er den Wunsch, sich mit ihr zu vermählen. Es war eine wunderbare Zeit und die Menschen lebten in ihren Königreichen friedlich neben den Königreichen der Elfen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für eine Pracht in Illwerin herrschte und wie diese gigantische weiße Festung in alle Himmelsrichtungen erstrahlte. Um die Festung hatten die Elfen kleine Paläste mit Gärten und Wasserspielen angelegt. Es gab Teiche und Bäche, und in versteckten Eichenhainen flüsterten sich verliebte Pärchen heimlich zärtliche Liebesworte zu. Es war eine herrliche Zeit.«

      Albanarius sah lächelnd zu dem Kobold. »Mein damaliger Herr Kunor, der König von Banda, wollte unbedingt, dass ich ihn zu einem Fest nach Illwerin begleite. Er glaubte wohl, dass ich ihm von Nutzen sein könnte. Auch seine drei Kinder hatte er zu diesem Fest mitgenommen. So um die hundert Menschen war sein Gefolge groß. Inmitten dieser vielen Diener, Hofdamen, Ratgeber und Soldaten reiste mein König in einer prachtvollen Kutsche aus Elfenbein und Gold. Er saß nicht in ihr, nein er lag in ihr auf samtenen Kissen und wertvollen Pelzen. Seine Kinder spielten mit ihm darin und oft genug musste der ganze Tross anhalten, weil die beiden Knaben und das Mädchen Blumen pflücken wollten, oder sich einen Vogel auf einem Baum ansahen. An jenem Tag dachte ich, dass diese drei Königskinder die glücklichsten Wesen in dieser Welt wären. Oh ja, ich gebe es zu, ich war töricht genug, um an das Gute in jedem Geschöpf zu glauben und mit diesem Glauben machte ich vor nichts und niemandem halt. Ich war also ein vom Glück geblendeter Narr.«

      Albanarius nahm einen Schluck von der Milch und wischte sich mit dem Ärmel seines Mantels den fetten Rahm aus seinem Bart.

      Bebo nutzte die Gelegenheit und fragte ihn nach den Namen der Kinder. »Weißt du auch noch, wie sie hießen, diese drei Königskinder? Oder hast du das schon vergessen?«

      Der Zauberer lächelte und erzählte weiter. »Oh ja, ich weiß noch genau, wie die Kinder hießen. Das Mädchen war etwa ein Jahr älter als die beiden Knaben. Sie hieß Susiana und ihre Brüder waren Zwillinge. Basso und Dion wurden sie von ihrem Vater gerufen. Bei der Geburt der beiden Knaben starb die Königin. Das geschah in einer stürmischen Nacht. Der Regen schlug durch alle Fenster in der Burg von Banda und kein Arzt war in der Nähe. Die Zwillinge kamen so plötzlich, das der Königin kaum zeit blieb, sich hinzulegen. Ihre Hofdamen konnten ihr nicht viel helfen. Noch bevor ein heilkundiger Mann da war, kamen die Knaben zur Welt, und dann verstarb die Königin.«

      Albanarius seufzte tief und erzählte weiter. »Sie hieß Diana, sie war keine zwanzig Jahre alt, als sie in jener Nacht starb. Als ich mit König Kunor am nächsten Tag von einer Reise zurückkam und ihm die schreckliche Nachricht vom Tod seiner über alles geliebten Königin überbracht wurde, da brach er vor ihrem Sterbebett zusammen. Er schwor, sich nie wieder einer Frau zu nähern. Seid diesem Tage kümmerte er sich nur noch um seine Kinder. Ihnen ließ er all seine Liebe zukommen und wann immer es seine Staatsgeschäfte zuließen, verbrachte er seine Zeit mit ihnen. So einen liebevollen Vater hatte ich bis dahin noch nicht gesehen. Und die Zeit heilte wohl auch ein gutes Stück des gebrochenen Herzens meines Königs. Die Reise nach Illwerin fand jedenfalls erst zehn Jahre nach dem Tod der Königin statt. Maragos, der Elfenkönig von Illwerin, hatte Kunor zu seinem Geburtstag eingeladen und die Kinder hatten so sehr ihrem Vater zugesetzt, dass er ihrem Drängen bereitwillig nachgab. Er konnte ihren Wünschen nie lange widerstehen. Also traten wir die Reise an. Die alte Heerstraße war zu jener Zeit besser gewesen, als sie es heute ist. Damals haben sich die Herren der Reiche noch um solche Dinge gekümmert. Es gab keine tiefen Löcher, in denen sich das Wasser sammeln konnte. So war das Reisen in prächtigen Kutschen früher ein Vergnügen. Ich ritt allerdings auf einem Pferd. Das war mir lieber und ich konnte mich besser um den königlichen Tross kümmern. Es waren immerhin zehn Kutschen und drei Dutzend Pferde mit ihren Reitern, die ich im Auge behalten musste.«

      Albanarius lächelte wieder und sah zu Bebo. Dann sprach er weiter. »Da ich den König gedrängt hatte, bei Zeiten die Reise zu beginnen, kamen wir sogar ohne die geringste Verspätung in Illwerin an. Ich sage es dir gern, mein Freund Bebo, eine solche Pracht, wie ich sie an diesem Tage in Illwerin sah, hat kein König heute noch zu bieten. Das Königreich Illwerin war unermesslich reich. Alle Dächer der weißen Festung waren mit Gold gedeckt. Auf der Palaststraße vor der Festung sah man nur gut gekleidete Elfen und Menschen. Ab und zu war auch mal ein Zwerg zu sehen, oder ein Elfling. Die Elfen von Illwerin hatten sehr gute Beziehungen zu der Feenkönigin Theodora von der Stadt Bochea. Als wir die Palaststraße erreichten, und ich mir die Paläste rechts und links ansah, da war ich schon sehr beeindruckt. Doch der Anblick der großen weißen Festung überwältigte mich jedes Mal, wenn ich sie wieder sah. In den Mauern waren überall goldene Tafeln eingelassen. Sie kündeten von den ruhmreichen Taten der Elfenkönige und ihrer Heerführer. Auch war hier und da ein Standbild von einigen ihrer Helden zu sehen. Selbst ihrem König Maragos hatten die Elfen von Illwerin ein Standbild gefertigt. Sie hatten es vor dem königlichen Thronsaal aufgestellt und sie waren überaus stolz darauf.«

      Albanarius unterbrach seinen Bericht und zauberte sich einen großen Krug Wein herbei. Er schenkte sich einen guten Schluck in einen Becher ein und bot Bebo einen zweiten Becher an. Der lehnte jedoch höflich ab. »Nein danke, es ist für Wein noch nicht die rechte Zeit da. Erzähl lieber weiter, sonst wirst du heute nicht mehr fertig.«

      Der Zauberer trank seinen Becher aus und brachte wieder einen seiner Rülpserhervor. »Also gut, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei diesem Standbild. Der König Maragos ließ es sich nicht nehmen, uns schon auf dem Platz vor seinem Thronsaal zu empfangen. Er kam meinem Herrn Kunor mit ausgestreckten Armen entgegen und umarmte, drückt und küsste ihn mit solcher überschwänglichen Liebenswürdigkeit, dass mir der Anblick dieser Begrüßung schon recht peinlich war. Doch Maragos stand bei Kunor in einer Lebensschuld. Kunor hatte Maragos einst mit seinem Heer in einer Schlacht gegen die dunklen Elfen von Villbass zur Seite gestanden und ihm das Leben gerettet. Maragos schuldete meinem Herrn ewige Dankbarkeit. Gemeinsam betraten die beiden Könige den Thronsaal und mein Herr war geblendet von all der Pracht und dem Glanz den er zu ehren des Geburtstags von Maragos sah. Auch mich beeindruckte dieser Thronsaal so sehr, dass ich beinah meinen Mund nicht mehr zu bekam.«

      In Albanarius Augen konnte Bebo jetzt ein seltsames Funkeln erkennen. »In der Mitte stand ein goldener Thron auf einem Podest aus feinstem Marmor. Im Thron waren überall Rosen aus Rubinen eingearbeitet, sie glänzten

Скачать книгу