Der Bergboss und die Königskinder: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 3). Jork Steffen Negelen
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Albanarius verstummte und trank einen Schluck aus seinem Becher. Dann sah er zu Bebo und sein Lächeln war verschwunden. »Am nächsten Morgen sah König Maragos meinen Herrn Kunor aus Irrsandes Schlafgemach kommen. Er war unbändig in seinem Zorn und rief seine Wachen zu sich. Diese kamen auch gleich herbei geeilt und wollten Kunor gefangen nehmen. Irrsande verhinderte das jedoch mit ihren Zauberkräften. Sie sprach für Kunor einen mächtigen Schutzbann aus. Mann nennt diesen Bann auch gern den Schwertbann. Nur sehr mächtige Zauberer können ihn aussprechen und er wirkt auch nur für einen Tag. Das war für Kunor Zeit genug, um zu gehen. Wir verließen also an diesem Morgen sofort Illwerin. Mehr als tausend Soldaten des Elfenkönigs drohten uns mit ihren Waffen, und wir mussten mit Schimpf und Schande die weiße Festung verlassen. Maragos rief Kunor in seiner Wut hinterher, dass er sein Heer binnen einer Woche versammelt hätte und dann das ganze Königreich Banda dem Erdboden gleichmachen würde. Irrsande verbannte Maragos aus seinem Reich. Er verbot ihr, es jemals wieder zu betreten. Wenn sie es aber doch tat, dann wollte er vom Zirkel der Nekromanten ihren Tod fordern. Maragos wusste sehr genau, dass seine bescheidenen magischen Fähigkeiten gegen Irrsande nutzlos waren. Wir Zirkelmagier hätten sie allerdings zu dieser Zeit noch töten können. Das glaube ich jedenfalls.«
Albanarius sah in seinen leeren Weinbecher und goss sich erneut von dem edlen Tropfen ein. Dann sah er zu Bebo. »Irrsande war damals mit ihren Zauberkräften so stark, wie Artur es jetzt ist. Dein Bruder hat jedoch einen ganz anderen Charakter. Er kann sich beherrschen und zieht beim Nachdenken die Logik der Wut vor. Irrsande war da etwas anders in ihrem Wesen. Sie war leidenschaftlich und temperamentvoll, wie alle schönen Elfenfrauen. Sie war über Maragos Eifersucht und ihre Verbannung aus dem Reich sehr erbost. Trotzdem versuchte sie Maragos zu erklären, dass er nicht das Recht hätte, ihre Liebe einzufordern. Er dürfe von ihr nicht verlangen, was sie ihm nicht geben könnte. Als alles Zureden jedoch nichts half und Maragos bei seinem Urteil blieb, da packte sie die Dinge zusammen, die ihr am wichtigsten waren. Sie folgte Kunor und holte ihn am frühen Nachmittag mit einer kleinen Kutsche ein. Offenbar glaubte sie, dass Kunor sie jetzt bei sich aufnehmen würde. Doch der hatte Angst um sein Reich und seine Kinder. Er flehte Irrsande an, von seinem Land fern zu bleiben und die letzte Nacht zu vergessen. Irrsande war so fassungslos, dass sie Kunor mit weit aufgerissenen Augen ansah und zunächst gar nichts sagte. Doch dann weinte sie bittere Tränen und nahm mit ihrer Kutsche einen anderen Weg. Mir tat die weiße Zauberin leid und ich wollte ihr helfen. Ich eilte ihr nach und gab ihr ein Amulett. Es verlieh ihr die Zauberkraft, aus einer kleinen hölzernen Schale eine Flugschale zu machen und mit ihr zu fliegen. Damit sollte sie bei Gefahr bösen Mächten entkommen können. An diesem Tag hatte ich alter Narr ja keine Ahnung, was diese Zauberin schon alles über die Magie wusste. Ich hätte ihr dieses Amulett nie geben dürfen.«
Die Mine des Zauberers verfinsterte sich und er erzählte weiter. »Kunor hatte seinen Kutschern befohlen, die Pferde nicht zu schonen. Er wollte so schnell wie möglich sein Heer versammeln und Maragos zuvor kommen. Mein König wusste genau, dass er das Elfenreich und alle seine Verbündeten nur besiegen konnte, wenn er als Erster den Angriff wagte. Doch er musste den günstigsten Zeitpunkt kennen. Deshalb war er in größter Eile. Mich schickte er mit meiner Flugschale nach Banda. Dort sollte ich sein Heer zusammenrufen. Doch so ein Heer kommt nicht an einem einzigen Tag zusammen und Banda war ein großes Reich. Die Herolde brauchten vier Tage, um in jeden Winkel von Banda die Männer zu den Waffen zu rufen. Am fünften Tag nach der eiligen Rückkehr meines Herrn Kunor zogen wir mit mehreren zehntausend Soldaten zur Grenze von Illwerin. Unterwegs bekamen wir von unseren besten Spähern die Nachricht, dass sich Maragos mit seinen einstigen Todfeinden, den dunklen Elfen von der Insel Villbass verbündet hatte. Mit Gold und Edelsteinen hatte er ihrem König Vagho den Treueschwur abgekauft.«
Bebo sprang von seinem Stuhl auf und rief sofort. »Was sagt du da?! Vagho war einst der König der Insel Villbass?! Das kann ich nicht glauben! Vagho ist doch ein Dieb, ein Mörder und vor allem ein Schattenalp!«
Albanarius trank seinen Becher aus und schenkte sich den Wein wieder ein. Dann sah er den aufgebrachten Kobold an und nickte. »Ja, da staunst du, doch es stimmt ganz genau. Vagho war einst ein König der dunklen Elfen von Villbass. Damals war er aber noch kein Schattenalp. Er war jung und glaubte noch an die neutrale Seite seiner eigenen Magie. Doch er war schon immer gierig nach Schätzen und er ließ sich seine Kriegsdienste nur all zu gern teuer bezahlen. Mit seinem großen Heer lauerte er auf seiner Insel und er nutzte jede Gelegenheit, um mit seiner Flotte seine wilden Kriegshorden an fremde Küsten zu bringen, nur um dann schnell und sicher einen Raubzug zu unternehmen. Dafür waren die dunklen Elfen von Villbass gefürchtet.«
Bebo trank einen Schluck Milch und Albanarius nahm einen ordentlichen Schluck von seinem Wein. Dann erzählte er weiter. »Auch Irrsande hatte von diesem Bündnis gehört und sie flog mit ihrer Flugschale zu Kunors Heerlager. Der König hatte mit seinem Heer die Grenze bereits erreicht und Irrsande wollte ihn unbedingt warnen. An diesem Tage liebte sie ihn immer noch. Doch Kunor wies sie wieder ab. Er schrie sie an, sie hätte mit ihren Verführungskünsten die Freundschaft zwischen ihm und Maragos zerstört und beide Reiche mit all ihren Verbündeten in einen verfluchten Krieg getrieben. Damit gab er ihr die Schuld und nicht dem eifersüchtigen und jähzornigen Maragos. Aber Kunor tat noch Schlimmeres.«
Albanarius sah traurig mit in seinen Weinbecher. Er holte tief Luft und stellte den Becher krachend auf den Tisch. »Er packte sie und stieß sie nieder!«, rief der Nekromant und er spürte, wie der Zorn in ihm aufstieg.
Etwas leiser fuhr Albaron mit seiner Erzählung fort. »Dann schrie er Irrsande wieder an. Sie sollte für immer verschwinden und auch sein Reich nie wieder betreten. Kunor hatte große Angst vor dem, was er in jener Nacht in Illwerin für diese Zauberin empfunden hatte. Mit seiner Angst vor seinen eigenen Gefühlen hatte er aber auch Irrsandes Liebe in Hass verwandelt. Sie stand auf und sah meinen Herrn mit einem eisigen Blick an. Dann bestieg sie ihre Flugschale und flog ohne ein Wort davon. Ich war dabei, als das alles geschah, und ich hatte eine schreckliche Vorahnung. Doch auf mich wollte Kunor nicht mehr anhören. Er war auf sich und seine eigene Angst so wütend, dass er mit seinem Heer sofort aufbrach und die Grenze nach Illwerin überschritt. Damit kam er allerdings Maragos zuvor und er überraschte ihn in seiner Festung. Fast die Hälfte von Maragos Heer war noch auf dem Weg zur weißen Festung und Kunors Angriff war so heftig, dass Maragos