Von der Weisheit und vom Brauchtum unserer bäuerlichen Vorfahren. Dieter Kremp

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Von der Weisheit und vom Brauchtum unserer bäuerlichen Vorfahren - Dieter Kremp

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zuverlässig, dass man annehmen sollte, vor Jahrtausenden sei die Tageszeit danach eingeteilt worden. Dem Großknecht auf dem Hofe kam das Krähen morgens sehr zustatten, da derselbe derzeit der erste auf den Beinen war im Haus. Er hatte für Licht und Feuer zu sorgen, und er musste das Futter für die Pferde auf der Handlade, dem Zappelbock, schneiden. Dann oblag ihm noch das Wecken des übrigen Gesindes.

      Überhaupt war das damalige Hühnervolk sehr rührig. Die Hühner flogen mehr, als sie gingen. Wurden sie ausnahmsweise mal gefüttert, so kamen sie auf den Zuruf nicht angelaufen, sondern über Zäune und Hecken angeflogen. Auch die Hühner untereinander stritten sich oft. Sie bauschten sich auf und flogen kerzengerade voreinander hoch. Augen in Auge tobten sie durch Schnabelhiebe ihren Sinn aus, bis sie sich blutig verließen.

       Als der „Grombierekewwer“ noch von Schulklassen auf den Kartoffelkäfern abgesammelt wurde.

      Der 9. Juni 1938 war ein denkwürdiger Tag in Hoof im Ostertal. Da erscheint die erste Fundmeldung über den Kartoffelkäfer auf der Gemarkung Hoof. Es heißt in der Schulchronik in Hoof: „An dem außerordentlich bekannten Kartoffelkäfersuchtag beteiligte sich auch unsere Schule. Die Suchzeit war auf den Vormittag festgesetzt und dauerte von 7 bis 9 Uhr. Die ausgefallenen Stunden wurden am gleichen Tage nachmittags nachgeholt. Drei Schüler fanden den Käfer, der staunend betrachtet wurde.“

      Doch schon am 19. Juni 1934 erschien in der Hoofer Schulchronik zum erstenmal eine Eintragung über eine Kartoffelkäfersuche: „81 Schüler der Jahrgänge vier bis sieben unter Schulamtsbewerber Gilcher suchten Kartoffelfelder ab. Ergebnis: Keine Funde!“ Ein Jahr später, am 18. September 1935, erscheint eine Notiz im Schultagebuch: „Auf die Gefahr des Kartoffelkäfers hingewiesen!“ Im Juni und Juli 1936 fanden Feldbegehungen mit Absuchen der Kartoffelfelder statt, doch wurden damals noch keine Käfer gefunden.

      Bei allen Einbrüchen des Käfers in Mitteleuropa wurde er erfolgreich bekämpft. Befallene Kartoffelfelder wurden mit Petroleum übergossen und alle Pflanzen restlos verbrannt. Doch 1922 fasste der Schädling endgültig Fuß auf dem europäischen Festland. Er trat bei Bordeaux in Westfrankreich bereits in einem Ausmaß auf, das seine restlose Vernichtung praktisch unmöglich machte. Von da an eroberte der Kartoffelkäfer in 15 Jahren ganz Frankreich. Um ein Übergreifen auf Deutschland zu verhindern, setzte man 1935 an der deutschen Westgrenze den Kartoffelüberwachungs- und – abwehrdienst ein. In zwölf von deutschen Gemeinden befiel er in jenem Jahr 18 Kartoffeläcker.

      Seinen Erfolgszug hat der Kartoffelkäfer seiner Signalfarbe und einem übelriechenden Sekret, das er bei Gefahr ausscheidet, zu verdanken. Zudem hatte sich die heimische Vogelwelt noch nicht auf den Fremdling eingestellt. Ich erinnere mich, wie ich als kleiner Junge in den Jahren kurz nach dem Krieg mit unserer Schulklasse „Grombierefelder“ absuchte, um damit dem gehassten Schädling den Garaus zu machen. „Grombiere“ kommt von „Grundbirnen“, wie die Kartoffel nach ihrem ersten Anbau im Jahre 1650 in Deutschland noch genannt wurde. Und der Kartoffelkäfer war dann später eben der „Grombierekewwer“.

      Wir Schüler gingen in Reih und Glied nebeneinander die Furchen des Kartoffelackers ab, schauten genau auf und unter die Blätter, um den gefräßigen Schädling zu finden. Jeder von uns hatte eine kleine Dose in der Hand, worin die Käfer und ihre Larven gesammelt wurden. Waren wir am Ende des Feldes angelangt, dann machte unser Lehrer ein Feuer, übergoss es mit Öl, und die Käfer wurden verbrannt.

      Ich weiß auch noch, welche Mär die Nazi-Propaganda in den Kriegsjahren verbreitete. Demnach hätten die Amis aus ihren Flugzeugen die Käfer auf die Kartoffeläcker abgeworfen. Das war natürlich nicht war. Ganz schlimm war es dann, als in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts das erste chemische Schädlingsbekämpfungsmittel auf den Markt kam. Es war ein hochgiftiges weißes Puder, das wir auch in den Garten auf die Kartoffelbeete streuten. Aber wir wussten das ja noch nicht. Wenn wir dann im Herbst die Kartoffeln aßen, schmeckten sie ganz unangenehm nach dem Pudergift.

      Übrigens erscheint in einer Notiz in der Pfarrchronik in Niederkirchen im Ostertal, dass die „Grundbirnen“ erst 1731 bei uns hier angebaut wurden.

       Von Bauerntrachten im Dorf

      Der Bauer im Ostertal trug ehemals im Sommer einen blauen Leinenkittel. Dieser war selbst gesponnen, gewebt, gefärbt und genäht. Als Kopfbedeckung diente eine Zipfelmütze. Im Winter trug der Bauer ein kurzes Wams aus Wollstoff. Die Mütze („Kapp“) war ebenfalls aus Wollstoff, schön gewattet und mit einem Glanzlederschirm versehen. Solche Mützen aus schönem blauem Wollstoff wurden selbst am Hochzeitstag getragen. Das Hemd war aus Leinen gewebt. Es trug angenähte „Vatermörder“. Als Halsbinde diente ein großes, seidenes Tuch, das um die Vatermörder herumgeschlungen und mit einem Knoten befestigt war.

      Die Hosen (Latzhosen) waren ganz früher bis zum Knie reichend, später lang. Sie wurden durch einen Gürtel festgehalten, später dann durch Hosenträger, die den Spottnamen „Galljer“ (Galgen) bekamen. Bei Hochzeiten und anderen feierlichen Anlässen trug der Hausvater einen langen, schwarzen Rock. Auch Holzschuhe wurden vielfach im Winter getragen. Die Frauen trugen ein ärmelloses Leibchen, das unten mit einem Wulst versehen war, worüber die langen, faltigen Röcke befestigt waren. Über das Leibchen kam eine dunkle Jacke. Des Sonntags bediente man sich eines größeren, farbigen Halstuches, das als Dreieck den Rücken bedeckte.

      Unsere Großmütter vergaßen im Winter gewiss nicht die dicken, gesteppten Wattröcke, während im Sommer ein dünner Unterrock genügte. Der Oberrock war gewöhnlich auch dünn und mit Blümchen bedruckt. An Festtagen war das Tragen einer sogenannten „Doppelschal“, eines großen schwarzen Halstuchs, das, doppelt übereinandergelegt, mit der Spitze den Boden fast berührte und den ganzen Rücken bedeckte. Zur Vervollständigung der Tracht durfte im Sommer die weiße und im Winter die schwarze Haube nicht fehlen.

       Das alte Bauernhaus

      Die alten Bauernhäuser waren zweistöckige Einhäuser, also Bauten, bei denen sich Wohnung, Stall und Scheune, unter einem Dach befanden. Sie kehrten der Dorfstraße die Längsseite zu, waren vom Sockel bis zum Dach aus Bruchsteinen gebaut und zum Schutze gegen Verwitterung mit Mörtel verputzt. Vereinzelt sah man auch, dass die Wetterseite außerdem noch mit Teer gestrichen oder mit Blech oder Brettern geschützt war. Gedeckt waren die Häuser zumeist mit Biberschwänzen. Der Torbogen der Scheune war gewöhnlich halbkreisförmig. Die Einfassungssteine der Türen und Fenster waren einfach und doch schön. Besonderen Schmuck wies in der Regel nur der Türsturz auf. Er zeigte die Anfangsbuchstaben der Namen des Hauserbauers und seiner Ehefrau, ferner das Erbauungsjahr und manchmal auch einen stilisierten Baum oder eine Blume.

      Das Haus machte wirklich einen gediegenen Eindruck, wenn die Einfassungsmauern von Türen, Fenstern und Scheune geweißt oder farbig gestrichen waren. Belebt und gegliedert wurde der lange bau oft durch einen am Hause sich emporrankenden Rebstock. Geranien- und Fuchsienstöcke zierten im Sommer die Fenster; ein mächtiger Hofbaum, eine Linde oder ein Walnussbaum, beschattete das Haus. Unter dem Baum war der Amboss, auf dem im Sommer über zu den Erntezeiten die Sensen gedengelt wurden. Weniger schön war der Misthaufen vor dem Haus. Toiletten im Innern des Gebäudes gab es noch nicht, da war auf dem Hof ein sogenannter „Plumpsklo“ eingerichtet, in dem Zeitungspapier zum Abputzen des Hinterns immer bereitlag. Im Winter bei strenger Kälte war es nicht leicht sein „Tagewerk“ hier zu verrichten. Neben der Dungstätte war Platz für den Wagen, daneben stand der Pflug. Dazwischen tummelten sich die Hühner und Gänse und bevölkerten den Hof. Hinter dem Hause war der Bauerngatten, der vor allem der anheimelnde Ort der Bäuerin war. Auch neben dem Garten stand oft ein Walnussbaum, unter dem eine Ruhebank war: eine gemütliche Stätte der Erholung an lauen Sommerabenden. Oft

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