Von der Weisheit und vom Brauchtum unserer bäuerlichen Vorfahren. Dieter Kremp
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Die alten Bauernhöfe und ihre aufgemalten Zauberzeichen
Wenn Gärtner in den Mond gucken
Als die Kinder noch „Heppelches“ und „Kliggerches“ spielten
Unsere Urahnen aßen bereits Blumen
Das kannten noch unsere Großmütter
Die „vergessene“ Haferwurzel, die weiße Schwester der Schwarzwurzel
Die Süßkartoffel wird auch Batate genannt
Auch die Kerbelrübe ist aus unserem Bauerngarten verschwunden
Topinambur, die „Süßkartoffel“ für Zuckerkranke, kommt wieder in Mode
Früher war die Puffbohne in jedem Bauerngarten zu Hause
Rapontika war für Goethe ein Gourmetgemüse
Auch Pastinak ist heute als Wurzelgemüse fast unbekannt
Goethe liebte die Teltower Rübchen
Als die „Lavendelweiber“ noch unterwegs waren
Als der Zichorienkaffee noch das Standartgetränk in der Küche war
Völlig vergessen: Der Gute Heinrich als Frühgemüse
Ein hölzernes Tor zu wundersamen Welten
Einst war der Gartenzaun ein hölzernes Tor zu wundersamen Welten. Zaunwinden, Vogelwicken und Kapuzinerkressen an den Holzlatten und Pfählen umrankten die Zäune mit ihren Fingern; der Holunderstrauch in der Ecke malte Motive unserer Vorfahren als Schatten in das Gartenbeet. Wenn der Bauer am frühen Morgen in den taufrischen Garten ging, war folgendes das erste was er tat: „Er zog den Hut ab vor dem Holunder“, galt er doch bei unseren Vorfahren als „heiliger Strauch“ und gleichzeitig als lebendige Hausapotheke. Oft stand der Hollerstock dicht am Hausgiebel, weil man glaubte, er könne das Haus vor Blitzschlag schützen. So hatte auf dem Dach auch die Donner- oder Hauswurz ihren Stammplatz, schützte doch auch sie Haus und Scheune vor Blitzschlag.
Dahlien, Astern, Gladiolen und Georginen drängten prunkvoll zwischen dem Gartenzaun, der im Alter oft moosbedeckt war. Stockrosen, Malven, Alant, Eibisch und die Engelwurz eiferten in ihrer bunten Vielfalt und in ihrer majestätischen Größe um die Wette. Über den Gartenzaun schob die Sonnenblume neugierig ihr goldenes Löwenhaupt. Der schönste Zaun im Dorf war der einfache Lattenzaun, vor allem deshalb, weil er dem Pflanzenreichtum keinen Einhalt bot. Hinter dem Gartenzaun begann eine eigene, kleine wundersame Welt der Bauernfamilie. Hier arbeitete man nicht nur tagsüber, hier wohnte und feierte man an lauen Sommerabenden. Jeder Zaun erzählt seine eigene Geschichte.
Die Blumenbegeisterung meiner Großmutter machte am Zaun nicht halt, so dass auch noch der Rand der Dorfstraße mit farbenfrohen Stauden und Edelrosen geziert war. Hier hatte auch die Pfingstrose ihren Stammplatz und in ihrer Nähe auch der lilafarbene Fliederstrauch. In ihrem Reich spielte auch der ambrosianische Duft von Pflanzen eine Rolle. Ein Sträußchen gepresster Duftminzen und Thymian im Gebetbuch sollte mit seinem Aroma während der Sonntagspredigt die Bäuerin wach halten, die ja schon vor dem Kirchgang ein hartes Arbeitspensum hinter sich hatte. Und im Gartenbeet durfte auch das Mutterkraut nicht fehlen, das als „Mottenkraut“ im Kleiderschrank die Motten abwehrte.
Am späten Abend nach getaner Arbeit saß man gemütlich unter dem Walnussbaum, der als Dorfbaum zu jedem Bauernhof gehörte, wohl wissend, dass der Geruch der Walnussblätter Stechmücken vertrieb.
Doch am allerschönsten war an lauen Sommerabenden der Plausch in der Gartenlaube, die früher in keinem Bauerngarten fehlen durfte.
Der alte Bauernhof
Hinter dem Garten am nahen Wiesenhain
stand unser altes Bauernhaus,
wo Efeu und wilder Wein den Gipfel umrankten,
wo Sonnenblumen thronten am Gartenzaun,
Stockrosen und Eibisch im Vorgarten prangten.
Am Abend drang der silberne Mondenschein
durch die gemütliche Laube hinein:
Ein kleines Paradies auf Erden, ein trautes Heim.
Ein hölzernes Tor zu wundersamen Welten
öffnete den Blick auf Großmutters Garten,
wo schlanke Edelrosen sich zur Pose stellten
und Käfer schwirrten auf moosigen Platten.
Vogelwicken umwanden die alten Pfosten,
mit ihren langen, gebogenen Fingern,
sie drehten ihren Blütenhals nach Osten,
Heidebeeren im Gesträuch der Hecken ringten,
Lavendel in dem Kräuterbeet
seinen Sommerduft ins Hause weht.
Der heilige Hollerstock stand dicht am Giebel
und auf dem Hausdach in