Volkswirtschaft, 4. Auflage. Bernd-Michael Hümer
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Das volkswirtschaftliche Interesse, das in den Aufgaben der Volkswirtschaftslehre zum Ausdruck kommt, ist auf der betrieblichen Ebene von Installationsmeister Röhrl nahezu identisch mit dem betriebswirtschaftlichen Interesse. Auch Installationsmeister Röhrl hat ein Interesse daran zu wissen, was im Laufe eines Jahres in seinem Betrieb passiert ist, d. h., er beschreibt unter Einsatz einer Fachsprache und einer Beschreibungsmethodik wie z. B. der Buchführung den jährlichen Betriebsablauf und stellt z. B. fest, dass er einen Gewinn gemacht hat, obwohl sich gleichzeitig seine Kostensituation verschlechtert hat. Natürlich möchte er auch gern wissen und erklären, warum sein Gewinn nicht höher ausgefallen ist und warum seine Kostensituation sich verschlechterte. Ebenso ist er daran interessiert zu wissen, wie und warum sich sein Betrieb und z. B. seine Gewinnsituation im nächsten Jahr entwickeln dürften. Er hätte also gern eine Prognose. Und letztlich möchte er wissen, mit welcher Unternehmensstrategie er eine künftige Entwicklung positiv beeinflussen kann. Er wünscht eine unternehmenspolitische Beratung, die er entweder selbst vornehmen oder bei einem darauf spezialisierten Unternehmensberater in Auftrag geben kann.
Situationsbezogene Frage 4
Welchen volkswirtschaftlichen Güterbegriffen sind die von Installationsmeister Röhrl installierten Pelletheizungen nach ihrer Nutzungsdauer und Nutzungsart zuzuordnen?
1.1.4 Volkswirtschaftliche Güter
Schematisch und in der Übersicht lassen sich die verschiedenen volkswirtschaftlichen Güterbegriffe nach ihrer Nutzungsdauer und Nutzungsart wie folgt darstellen:
Konsumgüter, Investitionsgüter, Vorleistungen
Die ökonomischen (knappen) Güter (vgl. Abschnitt 1.1.1) lassen sich demnach zunächst in Sachgüter (Waren) und Dienstleistungen unterteilen. Sie können dauerhaft (langlebig) und nicht dauerhaft (kurzlebig) sein. Die Grenze zwischen Kurz- und Langlebigkeit ist das Ende des Wirtschaftsjahres, das normalerweise dem Kalenderjahr entspricht. Sachgüter können kurz- oder langlebig sein, während Dienstleistungen nur kurzlebig sind und gleichzeitig mit ihrer Produktion auch vollständig genutzt werden. Die Nutzung der Güter führt zu ihrer Vernichtung. Eine weitere und begrifflich wichtige Unterteilung ist die in Investitions- und Konsumgüter und in Vorleistungen. Investitionsgüter sind langlebige, Vorleistungen kurzlebige Güter, die wieder zur Produktion genutzt werden. Konsumgüter sind kurz- und langlebige Güter, die durch Nutzung zwar auch vernichtet, aber nicht wieder zur Produktion genutzt werden.
Vorleistungen werden vor allem von der Zulieferindustrie hergestellt und als Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe dem betrieblichen Produktionsprozess zugeführt. Als typische Beispiele für Investitionsgüter gelten die im Produktionsprozess eingesetzten Maschinen (Ausrüstungsinvestitionen) und Gebäude (Bauinvestitionen). Typische Konsumgüter sind z. B. Nahrungsmittel und auch Elektrogeräte im privaten Haushalt, sofern mit ihnen nicht wieder etwas produziert und verkauft wird.
Situationsbezogene Antwort 4
Die von Installationsmeister Röhrl installierten Pelletheizungen könnten nach ihrer Nutzungsart unter alle drei volkswirtschaftlichen Güterbegriffe fallen. Da die Pelletheizungen annahmegemäß ausschließlich in privaten Haushalten installiert werden, könnten sie zunächst einmal unter die privaten Konsumgüter fallen. Dies wäre dann der Fall, wenn sie nicht wieder zur Produktion genutzt werden, wenn sie also z. B. dazu dienen, die Wohnräume eines privaten Haushalts zu heizen. Dass es sich bei Pelletheizungen typischerweise um langlebige Sachgüter handelt, die über die Jahre hinweg genutzt werden, spielt bei Konsumgütern keine Rolle, da sie kurz- und langlebige Güter umfassen. Das ist bei Investitionsgütern anders, da bei ihnen die Langlebigkeit gegeben sein muss. Bei den Pelletheizungen würde es sich um private Investitionsgüter handeln, wenn sie in Unternehmen des privaten Haushaltsbereichs (vgl. Abschnitt 1.1.6) (z. B. im Familienbetrieb einer Bäckerei) installiert werden. Sie würden dann nämlich wieder der Produktion (z. B. zur Beheizung der Backstube bei der Semmelproduktion) dienen. Untypisch, aber keineswegs völlig unrealistisch wäre eine kurzlebige Nutzung von Pelletheizungen in der Produktion. Dies wäre dann der Fall, wenn sie z. B. im Auftrag eines Subunternehmens bei der Erstellung eines größeren Wohnungsbauprojekts installiert würde. Für das Subunternehmen würde es sich um eine Vorleistung handeln, die im gleichen Jahr an den Betreiber des Wohnungsbauprojekts weitergereicht wird und dann erst bei ihm zu einer privaten Investition wird.
Situationsbezogene Frage 5
Wie ist die von Installationsmeister Röhrl bei der Produktion der Pelletheizungen eingesetzte Betriebsausstattung (Beschäftigte, Firmengelände und -gebäude, Maschinen, Bankguthaben etc.) volkswirtschaftlich einzuordnen?
1.1.5 Volkswirtschaftliche Produktionsfaktoren
Die volkswirtschaftliche Produktion entspringt der Kombination von drei Quellen (Produktionsfaktoren): Arbeit, Boden und Kapital.
Arbeit ist ein ursprünglicher (originärer) und der wohl wichtigste Produktionsfaktor, da er unmittelbar auf den Menschen bezogen und mit der menschlichen Existenz untrennbar verbunden ist.
Produktionsfaktor: Arbeit
Wir alle werden gleichsam schon durch Geburt zu Eigentümern von Arbeitskraft, die allerdings erst nach einer Ausbildung im Produktionsprozess einsetzbar ist. Die Untrennbarkeit der Arbeitskraft vom Menschen selbst ist auch der eigentliche Grund dafür, warum Arbeitslosigkeit als menschliches und damit besonders gravierendes, gesellschaftliches (soziales) Problem empfunden wird und warum der Arbeitnehmer sich in einer besonders abhängigen Position gegenüber denjenigen fühlt, die über den Einsatz und die Kombination der Produktionsfaktoren entscheiden. In der volkswirtschaftlichen Fachsprache wird daher – entgegen unserem täglichen Sprachgebrauch – unter Arbeit nur die abhängige, unselbstständige Arbeit verstanden, d. h., nur diejenigen zählen zu den Arbeitnehmern, die sich vertraglich bereit erklärt haben, ihr Eigentum an Arbeitskraft im Produktionsprozess von den Produzenten als Eigentümern von Boden und Kapital nutzen zu lassen, und im Gegenzug dafür einen Teil des gesamten Produktionsergebnisses als Arbeitnehmerentgelt (Kontrakteinkommen, z. B. in Form von Löhnen und Gehältern) für sich beanspruchen. Die volkswirtschaftliche Leistungskraft der Arbeit ist – wie bei allen Produktionsfaktoren – eine Frage der Quantität und Qualität. Sie wird demnach bestimmt durch die vorhandene arbeitsfähige Bevölkerung (= Zahl der unselbstständigen Erwerbspersonen = unselbstständige Erwerbstätige + Arbeitslose) und durch ihren Ausbildungsstand, aber auch durch die Art ihrer Eingliederung in den Produktionsprozess und dabei vor allem durch ihre Ausstattung und Kombination mit dem Produktionsfaktor Kapital.
Boden ist wie Arbeit ein originärer Produktionsfaktor, denn er ist gleichsam der Planet, auf dem wir leben.
Produktionsfaktor: Boden
Boden dient im Produktionsprozess z. B. als land- und forstwirtschaftliche Nutzfläche, als Standort von Produktionsanlagen und als Quelle nicht erneuerbarer Rohstoffe (Ressourcen). Die produktionsbedingte Nutzung des Bodens führt