Die Dracheninsel. Irmela Nau

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Die Dracheninsel - Irmela Nau

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es hingelegt hatte, dann spülte sie den Becher und die Kanne aus und brühte einen frischen Tee auf. Nach einigen Minuten erfüllte ein kräftiges, belebendes Aroma den Raum und Mildred stellte einen Becher davon so vor Emily, dass ihr der Duft in die Nase stieg. Benommen öffnete sie die Augen und sah mit müdem Blick zu Mildred auf, die neben ihr stand. Dann gähnte sie hinter vorgehaltener Hand.

      »Ooh, es tut mir leid. Ich muss eingeschlafen sein«, entschuldigte sie sich.

      »Ach, das macht doch nichts, mein Kind«, beruhigte Mildred sie.

      »Ihr müsst sehr erschöpft gewesen sein.«

      »Ja«, hauchte Emily. »Ich habe in der letzten Nacht nicht sehr gut geschlafen.«

      »Dann nehmt noch einen Schluck Tee. Der wird Euch beleben.«

      Auffordernd deutete Mildred auf den Becher und setzte sich auf einen Stuhl, erleichtert, dass Emily anscheinend nichts von ihrer Abwesenheit bemerkt hatte und trotz ihrer plötzlichen Schläfrigkeit nicht misstrauisch geworden war.

      »Meint Ihr, ich solle Morgen noch einmal zu Gavin gehen und ihn befragen?« fragte Emily hoffnungsvoll, nachdem sie einen Schluck des aromatischen Getränks zu sich genommen hatte und sich nun tatsächlich ein wenig wacher fühlte.

      »Das ist eine gute Idee«, bestätigte Mildred. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, als sie das sagte. Wusste sie doch genau, das Gavin das Dorf dann schon längst verlassen hatte. Trotzdem fuhr sie fort:

      »Vielleicht hat er sich bis dahin beruhigt und ist bereit, Euch noch einmal anzuhören.«

      Emily trank ihren Becher leer, bedankte sich bei Mildred, nahm ihr Schwert an sich und verabschiedete sich. Sie wollte in Ruhe darüber nachdenken, wie sie vorgehen wollte, wenn sie Gavin das nächste Mal aufsuchen würde.

      Mildred rief hinter ihr her: »Kommt doch morgen wieder, wenn Ihr mögt.«

      Doch sie wusste nicht, ob die Einladung Emily noch erreicht hatte.

      Den Rest des Tages verbrachte Emily auf den Wiesen. Sie sammelte Kräuter, die hier reichlich wuchsen, denn wenn der alte Schmied ihr wirklich nichts erzählen wollte, dann würde sie ihr Zeug packen und weiterreiten. Ihr letzter Besuch, bevor sie sich zur Ruhe begab, galt ihrer Stute Rubina. Sie versorgte sie mit Heu und Stroh, gab ihr Wasser und hatte auch an einen Apfel gedacht. Während Rubina die Köstlichkeit genüsslich kaute, lehnte sich Emily an ihre Flanke und kraulte ihr den Rücken. Bevor sie den Stall verließ, sagte sie: »Gute Nacht, Rubina. Morgen reiten wir weiter.«

      Emilies Nacht verlief unruhig. Immer wieder schreckte sie hoch und wälzte sich von einer Seite zur anderen. Und noch jemand schlief nicht. Spät in der Nacht knarzte die Hintertür der Schmiede und ein dunkler Schatten schlich zum Dorf hinaus. Er trug ein dickes Bündel auf dem Rücken und in der rechten Hand einen gewaltigen Schmiedehammer. Gavin drang in den Wald ein, der das Dorf im Westen berührte. Er würde seine Last nicht allzu weit tragen müssen, denn das nächste Tor zur Anderswelt lag nicht weit entfernt und er kannte den Weg genau. Endlich stand er vor zwei großen, sehr alten Eichen. Dazwischen schimmerte die Luft im Mondlicht, als wenn dort ein hauchdünner, kaum zu erahnender silberner Vorhang hing. Gavin richtete sich auf, doch hinter ihm knackte ein Zweig und er fuhr herum.

      »Seid gegrüßt, Maeglin Elendil«, grüßte er den Mann, der hinter ihm aufgetaucht war. »Ihr wart recht laut, meint Ihr nicht?«

      »Ich wusste, dass Ihr es seid, Govannon. Kommt Ihr endlich heim?«

      Der Mann mit den strahlend blauen Augen lächelte den Schmied an und streckte ihm beide Hände entgegen, nachdem er ihn in alter Manier gegrüßt hatte, indem er die geballte rechte Faust gegen seine linke Brust geschlagen hatte.

      Gavin entgegnete den Gruß und nahm die Hände fest in seine. »Ich bin froh, wieder hier zu sein. Es gibt interessante Neuigkeiten. Ich muss so schnell wie möglich zum Hohen Rat.«

      »Dann lasst uns gehen. Wir haben den gleichen Weg. Auch ich habe Neuigkeiten, die den Rat interessieren könnten.«

      »Gut. Doch bevor ich durch dieses Tor trete …« Gavin schüttelte sich kräftig und streifte die menschliche Gestalt des alten Schmiedes ab. Er reckte sich und stand völlig unversehrt und stolz als Govannon, der Schmied, vor Maeglin Elendil. Zusammen mit ihm trat er durch das schimmernde Tor und verschwand. Die Haut, die auf den Boden gefallen war, zerfiel zu Staub und Gavin, der Schmied existierte nicht mehr.

      Von düsteren Vorahnungen getrieben, stand Emily schon auf, als am östlichen Horizont erst ein schmaler Streifen Licht zu sehen war. Eilig schöpfte sie sich ein paar Hände voll Wasser ins Gesicht, um die Müdigkeit zu vertreiben, packte ihr Schwert und verließ die Kammer.

      Sie durchquerte die verwaiste Gaststube, denn so früh war noch niemand auf, und trat in die Kühle Morgenluft hinaus. Alles um sie herum war still. Vereinzelt hörte sie ein müdes Zwitschern und das Schlagen von Flügeln, aber die Bewohner des Dorfes lagen alle noch in ihren Betten. Emily fragte sich, ob der Schmied auch noch schlafen würde. Sie musste es riskieren. Sie musste ihn zu einem Zeitpunkt erwischen, an dem er nicht mit ihr rechnen, und vielleicht nicht so sehr darauf bedacht sein würde, ihr die Antworten vorzuenthalten, die sie so dringend brauchte. Vor der Tür zur Schmiede atmete Emily tief durch und klopfte dann laut gegen das Holz. Sie wartete, aber nichts regte sich. Sie klopfte erneut. Wartete… nichts. Sie legte ein Ohr an die Tür und lauschte, doch hören konnte sie nichts, aber als sie sich gegen das Holz drückte, gab die Türe nach und öffnete sich einen Spalt.

      »Hallo?«, rief sie hinein. »Gavin? Seid Ihr wach?« Keine Antwort. Beklommen betrat Emily die dunkle Schmiede und schaute sich um. Die Feuerstelle, wo sonst ein lustiges Feuer knisterte, war leer geräumt. Die Werkzeuge waren fort und alles war ordentlich gefegt. Emily stürmte in den angrenzenden Raum – das gleiche Bild. Alles dort war ordentlich aufgeräumt, das Regal, in dem Vorräte gelagert hatten war leer. Auch die Schlafstelle war verlassen. Von Gavin keine Spur. Mit einem Mal fühlte sich Emily sehr verloren. Tränen füllten ihre Augen und sie sank auf den Hüttenboden. Dort hockte sie, wie ein Häufchen Elend und fragte sich, wie sie nun etwas über das Schwert herausfinden sollte, denn ihr war durch Gavins plötzlichen Aufbruch klar geworden, dass er etwas darüber wissen musste und ihr nicht sagen wollte.

      Nun gut. Selbstmitleid half ihr hier nicht weiter. Emily straffte die Schultern, atmete tief ein und stand auf. Sie klopfte sich den Staub von den Kleidern. Wenn Gavin ihr nicht helfen wollte, musste sie jemand anderen finden. Entschlossen verließ sie Gavins Hütte und schritt energisch durch das Dorf. Sie wollte Mildred noch einen Besuch abstatten. Vielleicht hatte die alte Frau noch einen guten Rat für sie.

      Zu ihrer Überraschung stand Mildred bereits vor ihrer Hüttentür und schien auf sie zu warten.

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