Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten in Österreich. Peter Scherrer

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Die 50 bekanntesten archäologischen Stätten in Österreich - Peter Scherrer

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mvsevm FLIESS, Bd. 1); W. Stefan (Hg.), Der hallstattzeitliche Schatzfund von Fließ, Fließ 2008 (= Schriften mvsevm FLIESS, Bd. 2);

      W. Stefan (Hg.), Der Brandopferplatz auf der Pillerhöhe bei Fliess, Fließ 2010 (= Schriften mvsevm FLIESS, Bd. 3);

      W. Stefan (Hg.), Prähistorische Häuser im Tiroler Oberland, Fließ 2014 (= Schriften mvsevm FLIESS, Bd. 4), S. 44–71.

       Die vorrömische Siedlung auf der Hohen Birga wird gerade neu untersucht – und wie so oft, ist alles anders, als es nach den Ausgrabungen rund um den Zweiten Weltkrieg schien.

      05BIRGITZ – DIE RAETERSIEDLUNG AUF DER HOHEN BIRGA

       Tirol

      Auf der Hohen Birga in Birgitz, einem trotz seines Namens kleinen, aber steilen, stark bewaldeten Hügel am nördlichen Ortsrand, befindet sich ein archäologisches Freigelände im unmittelbaren Umkreis der Landeshauptstadt Innsbruck. Ein archäologischer Lehrpfad leitet den Besucher über den Hügel.

      Noch heute sind drei künstliche Terrassen zu erkennen, mit denen ebene Siedlungsflächen geschaffen wurden. Überall im Gelände zeigen sich außerdem die Gruben der ehemals in den Hügel eingetieften Gebäude. Bereits 1937/​38 und 1954/​56 förderten erste Ausgrabungen eine Siedlung der mittleren und späten Latènezeit (3. bis 1. Jh. v. Chr.) mit etwa einem Dutzend raetischen Häusern zutage. Im Zuge der römischen Invasion 15 v. Chr. dürfte das Dorf in Flammen aufgegangen und nie mehr besiedelt worden sein. Der vom damaligen Ausgräber zu Unrecht als Zisterne gedeutete Bau VI entpuppte sich bei neuesten Untersuchungen als Wohnhaus und wird derzeit zur Konservierung vorbereitet.

      Abb. 11 Birgitz, Hohe Birga: Blick in Haus X der raetischen Siedlung mit befundgestützter Nachstellung der Holzkonstruktionen im Untergeschoss.

      Modern erforscht und für Besucher befundgetreu konserviert ist bisher nur Haus X mit einem typisch gewinkelten, aus schweren Steinplattenmauern gebildeten Zugangskorridor von 6,7 m Länge und 1 m Breite. Diese Trockenmauerkonstruktion mit noch immer annähernd 2 m Höhe dürfte mit großen Steinplatten abgedeckt gewesen sein. Der halb in den Naturboden versenkte Hauptraum des Untergeschosses bot etwas mehr als 20 m2 Fläche und besaß nach dem Grabungsbefund Holzbohlenwände in Blockbautechnik, nach außen wurde das Gebäude aber gegen Hangdruck und Feuchtigkeit durch schwere Steinsetzungen isoliert. Das Obergeschoss ragte wohl ebenfalls in reiner Holzbauweise etwas über das Untergeschoss vor und bildete somit gleichzeitig einen wettergeschützten Vorplatz aus. Die hier erstmals gelungene genaue Beobachtung der raetischen Bautechnik lässt wertvolle Rückschlüsse auf die gleichzeitigen ähnlichen Siedlungen in Nord- und Südtirol sowie dem Engadin zu.

      Im Gemeindeamt bietet ein kleines, liebevoll gestaltetes Museum neben dem Fundmaterial auch gute Einblicke in die Arbeitsweise moderner Feldarchäologie mit ihren naturwissenschaftlichen Begleituntersuchungen.

      Abb. 12 Schaubild mit dem vermutlichen Aussehen der raetischen Siedlung auf der Hohen Birga auf einer der Informationstafeln vor Ort.

       Adresse

      Raetermuseum Gemeindeamt

      Fundamt Birgitz

       Dorfplatz 1

      6092 Birgitz

      Tel. +43 5234/​33233

       E-Mail: [email protected]

      http://www.innsbruck.info/​axamsbirgitz-grinzens/​service/​infrastruktura-z/​detail/​infrstruktur/​birgitz-1.html

       Literatur

      http://www.uibk.ac.at/​zentrum-alte-kulturen/​home/​jahresbericht 2009.pdf;

       http://www.uibk.ac.at/zentrum-alte-kulturen/​home/​jahresbericht 2010.pdf​

       Dem Läufer auf dem Fitnessparcours und dem Wanderfreund auf seinem Rundweg bietet sich der Anblick von konservierten Hausruinen der raetischen Siedlung im Himmelreich in Volders.

      06VOLDERS–WATTENS – DAS HIMMELREICH

       Tirol

      Am Ortsrand von Volders, an der Grenze zur Gemeinde Wattens mit den berühmten „Glaswelten“, liegt ein langgezogener Hügel (höchster Punkt bei 643 m Seehöhe): Das Himmelreich, auf dessen Plateau ein Ringwall eine Gruppe von sechs raetischen Wohnhäusern, einer Zisterne und einigen Nebengebäuden schützte. Die Zisterne mit einer Tiefe von 14 m konnte 14.000 l Wasser speichern. Die Häuser besaßen mit nur einer Ausnahme die üblichen gewinkelten Zugangskorridore mit schweren Steinmauern, während die Wohnräume selbst in zwei Stockwerken aus Baumstämmen in Blockbauweise gebildet wurden. Eine Besonderheit stellt die Tatsache dar, dass die Häuser verhältnismäßig tief eingegraben waren und den geebneten Felsen als Fußboden des Untergeschosses nutzten. Haus V wurde als Doppelhaus mit zwei parallel liegenden Räumen konstruiert.

      Abb. 13 Volders, raetische Siedlung im Himmelreich, Haus V, ein seltenes „Doppelhaus“.

      Da über die soziale Struktur der Raeter kaum etwas bekannt ist, muss offen bleiben, ob die auf Hügeln verstreuten, relativ kleinen Siedlungen mit 30 bis max. 200 Einwohnern für die Gefolgschaft eines adeligen Herrn errichtet wurden, wie in der Literatur auch wegen des anscheinend deutlich hervorgehobenen Hauses V von Volders meist angenommen wird. Der Befund von sonst gleichartigen und ungefähr gleich großen Familienwohnhäusern spricht aber eher für dörfliche Siedlungen als für Adelssitze. Die Siedlung wurde nach dem vorhandenen Fundmaterial vom 4. bis 1. Jh. v. Chr. genutzt. Eine Brandschicht deutet an, dass sie im Zuge der römischen Invasion dasselbe Schicksal ereilte wie die Siedlung auf der Hohen Birga.

      Allerdings belegen römische und spätantike Münzen und andere Funde zumindest ein gelegentliches Wiederaufsuchen des geschützten Plateaus bis zum 4. Jh. n. Chr., vor allem in der Notzeit am Ende der Römerherrschaft. Gelegentlich wird auch aufgrund dieser Fundsammlungen vom 4. Jh. v. Chr. bis zum 4. Jh. n. Chr. ein Brandopferplatz im Himmelreich vermutet. Prähistorische Brandopferplätze wurden aber üblicherweise nicht in Siedlungsarealen und meist auch an viel höheren Standpunkten gegründet.

      Die Funde vom Himmelreich und einem Urnengräberfeld des 13. Jhs. v. Chr. mit über 430 Gräbern sind im Museum Wattens zu besichtigen. In Volders in der Augasse wurde auch das bisher größte frühmittelalterliche Gräberfeld Nordtirols (um 700 n. Chr.) mit 148 Bestattungen erforscht. In Wattens wurden 2014 römische Baubefunde und ein Schatz von 460 Silbermünzen (vor Mitte 3. Jh. n. Chr.) bei Bauarbeiten für die Erweiterung der Swarovski-Glaswelten entdeckt,

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