Frau und Weltreise. Elke Klinger

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Frau und Weltreise - Elke Klinger

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finde es toll, dass du das Buch zur Hand genommen hast, es vielleicht gedreht und gewendet, durchgeblättert und nicht gleich wieder weggelegt hast. Was ja in unserer übersatten reizvollen Zeit nichts Abwegiges wäre. Nun, wie dem auch sei. Ich heiße dich willkommen und wünsche dir vergnügliche Stunden gemeinsam mit mir. Dich selbst kennst du mehr oder weniger. Mich nicht. Okay, ich will fair sein und erzähl kurz über mich. Elke ist mein Name – in meinem Leben zu Hause. Auf Reisen bin ich Ede. Ist für manche Zunge auf dieser Welt einfacher und spricht sich kurz. Das wusste schon unsere Nichte, als sie mit dem Reden begann. Ihr „Elke“ war ein „Ede“ und dabei blieb es. Also für dich: Ich bin Ede.

      Eine Frau bin ich. Und die super gerne. War nicht immer so in meinem Leben, doch im Laufe der Zeit wurde aus Nörgelei Akzeptanz und später reine Liebe mir selbst gegenüber. Den kleinen Jungen meiner Kindheit habe ich auch heute noch bei mir. Er ist mein inneres Stehaufmännchen, der gern „Juchhu“ und „Ja klar, los gehts“ ruft. Auch sonst ist vieles in mir spontan, fröhlich, beweglich, wissensdurstig und vor allem neugierig. Was da hinter den Ecken meines Lebens schlummert, das will ich gern kennenlernen und auskosten. Kann auch mal nicht so lecker schmecken oder im Schlamm enden. Hauptsache ausprobiert und nicht „Hätte, hätte, Fahrradkette“ gesagt, dann, wenn es irgendwann mal zu spät sein sollte.

      Fotografin bin ich, jetzt auch Coach, Leiterin einer Firma, bin Mutter, Freundin, Tochter, Partnerin, Schwester, Tante, Cousine und was weiß ich noch alles. Das volle Programm. Ich halte mich für verhalten-mutig, ja. Will was machen aus meinem Leben und in ihm. Und bin auch kräftig dabei. Genau so entstand die Idee vor vielen, vielen Jahren, irgendwann in ferner Zukunft einmal die Seidenstraße von Italien bis nach China zu bereisen.

      Das Herrliche an solchen Supernova-Träumen ist, dass sie unendlich weit weg sind, ich mich darin verlieren kann und immer wieder vorfreuen. Doch was ist, wenn sie näher rücken und so nah kommen, dass sich Traum und Alltag fast schon die Hand reichen? Dann wird es mitunter kribbelig. Dann ploppt schon mal der Satz in mir auf: „Achte auf deine Träume, sie könnten Wirklichkeit werden“.

      Wer A sagt, muss auch B tun. So bin ich, konsequent. Manchmal auch ein wenig hart, mir selbst gegenüber. Wie dem auch sei. Im Jahr 2008 hatten wir, Sten und ich, die dann schon konkretere Idee, in ein paar Jahren diese windige Vorstellung vom Reisen entlang der Seidenstraße in die Realität unserer Leben zu holen. Ja, ich wollte. Sehr sogar. Nichts von wegen mitreisende Partnerin, Klotz am Bein, die ewige Nein-Sagerin. Manchmal kommt es eben einfach nur anders, als man denkt. Was gut ist. In meinem Fall hat der Prozess der Reisevorbereitung Zeug in mir von ganz unten aufgewirbelt, von dem ich weder wusste, dass es da schlummert, noch großartige Lust verspürte, mich dem zu stellen. Heute sage ich: Ist auch ’ne Form, sich selbst zu begegnen. Quasi, meine Reise vor der Reise. Also, auch wenn du dich auf den folgenden Seiten mitunter fragen solltest, ob ich zum Reisen gezwungen wurde, dann gebe ich dir hier, mit meiner Hand auf dem Herzen und meinem Lachen im Gesicht, ein glockenklares NEIN. Es war meine freie Entscheidung, mein Wunsch, mein Traum, mein Alptraum – ups, das letzte Wort habe nicht ich geschrieben. Das war mein Unterbewusstsein, was sich da reingemogelt hat.

      Nun, ich erzähle einfach mal, wie alles kam, wurde und ist.

       Hochverehrtes Leben

      Wie genial ist es, sich seinen eigenen Wünschen hinzugeben. Wir haben keine Ahnung, wie es gehen soll. Doch eine Idee – eines fernen Tages aus dem Karton unseres gewohnten Lebens herauszusteigen, um die Welt zu erkunden. Der Gedanke ist nicht neu. Da gab es schon einige, die ihre Koffer packten, um zu sehen, was sie sehen, wenn sie sehen. Auf abenteuerlichste Weise sind sie losgezogen, die Marco Polos dieser Welt. Nun also auch wir. Irgendwann werden unsere Kinder groß genug sein, dass sie ihrer eigenen Wege gehen wollen. Irgendwann wird in uns beiden, die wir seit Jahren zusammenleben und gemeinsam an unserer Firma bauen, das Gefühl wach, es sei Zeit für einen neuen Sprung. Die Absprungrampe kann ich mir gerade noch vorstellen. Wie das Springen ist, da wird es in mir schon vage. Und von der Landung ganz zu schweigen. Sich selber noch mal neu erfinden. Was für ein verlockender Gedanke. Ich liebe ihn, vom ersten Bruchteil der Sekunde, als das Denken dahingehend reift. Das ist das, wofür ich brenne. Vorhersehbarkeiten, die klingen nach „Das muss so sein“, „So macht man das“, „So war es immer“, eine Auszeit geben. Dem Fremden und Unbekannten mein Herz schenken. Nicht wissend, wohin es mich führt. Mich nicht auskennen. Ein Kleid aus Fragezeichen am nackten Körper. Das wäre was. Das schmeckt nach Lebendigkeit. Wie wunderbar, dass wir zu zweit sind, uns unsere Träume zuwerfen, als seien es Gummibälle. Solche mit Geschmack und Geruch und mit kleinen Zetteln darin. 2008 ist die Jahreszahl, die ich gerade routiniert an jedem einzelnen Tag vermerke. Jede Gesprächsmitschrift trägt das Datum, jedes Angebot und jeder Brief an einen Kunden. Und immer schreibe ich mit diesen vier Ziffern den Beginn unseres Vorhabens mit – 2 - 0-0 - 8. Eines schönen Tages wird es so weit sein. Wir werden ablegen, auf große Reise gehen. Leben, ich verehre dich. Meine kurzen blonden Strubbelhaare streifen den staubigen Boden, so tief ist mein Verbeugen.

       Redezeit

      Beim Frühstück, zum Mittag, am Abendbrottisch, beim Gang durch die Straßen, überall ist er dabei. Unser Gedanke an die Reise. Er lässt uns nicht mehr los. Sitzt hinten im Auto, wenn wir mit dem Geländewagen ein Wochenende in matschigem Gelände verbringen. Ein Feuer machen, irgendwo auf einem entlegenen Feld. Auf die runden großen Strohballen wälzt er sich mit hoch, auf denen wir so gern die Sommernächte verbringen. Drei Ballen mit dem Auto zusammen geschoben – unser Platz, dem Himmel so nah. Die Flöhe jucken erst am nächsten Tag. Sie stören uns nicht auf unserem Flug in die Zukunft. Draußen sein ist unsere Sache. Da, wo die Dinge so greifbar scheinen. Ganz einfach und klar. Ein Jahr lang so leben, das wärs.

      Städte würden Beiwerk sein, das wissen wir schon heute. Uns zieht es zu den Leuten auf dem Land. Das Miteinanderreden macht Spaß, befruchtet, bekommt Flügel und lässt zarte Wurzeln in unseren Köpfen keimen. Wir fühlen uns einander nah. Sten und ich. Wir zwei. Selbst Schweigezeit ist Redezeit. Das merken wir in diesen Tagen. Aalen uns in dem wohligen Gefühl, gemeinsam einen neuen Weg zu betreten. Eine Machete brauchen wir nicht, obwohl das Dickicht vor uns nur so wuchert. Lieber schauen wir erst einmal nach, was da so wächst, wie es riecht und wie es aussieht. Auf diesem für uns so vollkommen anderen Pfad.

       Glitzertraum

      Wer kennt ihn nicht, den Wunsch, einmal für eine Zeit lang zu gehen. Alles hinter sich lassen und einfach losziehen.

      Wie oft in unserem Alltag denken wir: Das kann es doch nicht gewesen sein. Verlieren uns in Tagträumen und schwelgen in Phantasien, was alles sein könnte und schön wäre oder anders sein müsste. Doch wir belassen es meist beim Konjunktiv, schieben den Gedanken dann wieder zur Seite und wenden uns dem Alltagsgeschehen mit all seinen Verpflichtungen und Regeln und Abläufen zu. Das ist nicht schlecht und nicht verkehrt.

      Geben

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