Tierkommunikation mit Gänsehaut. Amelia Kinkade
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Doch damals wusste ich noch nicht, dass die Verwandlung meiner Tante in eine wilde Tigerin nicht nur für ihre Schauspielerkarriere förderlich sein würde, sondern ihr eines Tages sogar das Leben retten würde.
Nur wenige Jahre, bevor Rue starb, veröffentlichte sie ihre Memoiren My First Five Husbands ... and the Ones Who Got Away (Meine ersten fünf Ehemänner ... und die, die davonkamen). In ihren letzten zwanzig Jahren hatte ich die Männer kommen und gehen sehen. Einen von ihnen heiratete sie sogar zweimal. Zählt das als ein Ehemann oder zwei? Doch aus meiner Sicht gab es nur einen wahren Seelengefährten in ihrem Leben.
Er hieß Buster - und war ein Maine-Coon-Kater, der ihr Bett teilte und ihr nie von der Seite wich, ganz egal, was in ihrem Leben gerade schieflief. Buster war ihr Gefährte, ihr Tröster, ihre Liebe, ihre Kraft, ihre Beständigkeit, ihre Oase des Friedens und der Treue. Er war das einzige männliche Wesen in ihrem Leben, das sie bedingungslos liebte, sie nie verließ und sie bei der Scheidung auch nicht um die Hälfte ihres Einkommens brachte. Er schlief jede Nacht des Jahres, in dem ich bei Tante Rue wohnte, neben ihrem rechten Ohr auf dem Kopfkissen und leckte ihr die Tränen von den Wangen, wenn ein Mann nach dem anderen ihr das Herz brach. Buster schnurrte sie in den Schlaf und war der Beweis dafür, dass es einen Mann auf Erden gab, der all ihre Bedürfnisse erfüllte, ihre Gefühlsturbulenzen aushielt und sie anbetete, während er ihr in guten wie in schlechten Zeiten die Treue hielt.
Eines Tages erwähnte sie beiläufig, dass Buster jeden Abend auf ihrem Kopf masturbierte. Ich war geschockt! Wie um alles in der Welt sie das zulassen konnte, fragte ich sie.
Sie sagte: „Was sollʼs? Er lässt mich erst dann schlafen, wenn er mit meinem Ohr fertig ist!“
Rue hat Buster vielleicht nicht als ihren Seelengefährten betrachtet, aber anscheinend hat Buster Rue als seine Seelengefährtin angesehen. Offensichtlich hatte er einen besseren Geschmack, was Frauen betraf, als sie, was Männer betraf. So unterhaltsam My First Five Husbands auch war, bekam es keine besonders guten Kritiken. Vielleicht wäre ihre Chance, auf der Bestsellerliste der New York Times zu landen, größer gewesen, wenn sie ein Buch mit dem Titel Meine ersten fünf Kater geschrieben hätte.
Rue hat in ihrem Leben wohl nie eine Traumehe erreicht, doch sie war eindeutig gut darin, die treuesten und sexiesten Kater anzuziehen. Kann es sein, dass die Sicherheit und ewige Liebe, die wir unser Leben lang suchen, sich die ganze Zeit über direkt vor unserer Nase befindet?
Tierische Seelengefährten
Ich unterrichte seit fünfzehn Jahren - nachdem mein erstes Buch Tierisch gute Gespräche: Lerne, mit Tieren zu sprechen - sie antworten dir veröffentlicht wurde - auf der ganzen Welt Tierkommunikations-Workshops. Meine Schüler in neunundzwanzig Ländern - und noch vielen weiteren Ländern, wenn man meine E-Mail-Fans dazuzählt - haben mir ihre heiligsten Geheimnisse anvertraut, und die gleichen Geschichten höre ich sogar von den entferntesten Ecken der Erde: Und zwar dass das Lebewesen, das ihnen Trost, Zuneigung, Gelächter, Weisheit, Kraft und beständige Liebe geschenkt hat, nicht in einem geliehenen Smoking oder einem überteuerten Hochzeitskleid daherkam. Die Träger der Freude, der Hoffnung und des Lichts schlichen oder galoppierten, tänzelten oder flogen selbst in das mutloseste Herz und brachten das größte Geschenk mit, das ein Seelengefährte je machen kann: bedingungslose Liebe.
Sie brauchen nicht über Liebe zu reden. Sie verkörpern sie. Sie brauchen keine leeren Versprechen zu machen, dass sie uns in guten wie in schlechten Zeiten lieben werden. Sie tun es schon. Sie müssen nicht sagen, dass sie uns in Krankheit und im Tod beistehen werden. Sie tun es längst. Sie sind die Gefährten unserer Seele: die, die uns auch dann lieben, wenn wir verkatert, übergewichtig und deprimiert sind, die, die uns verzweifelt, pleite und geschlagen erleben und uns trotzdem aufheitern, die, die uns die Tränen ablecken, selbst wenn uns alle Menschen, die wir kennen, verlassen haben, die, die unser Wecker, unsere Fitnesstrainer, Zen-Meditationslehrmeister, Clowns, spirituellen Berater, Krankenschwestern, Tanzpartner, Kopfkissen, Fußschemel, Psychiater und Vertrauten sind - die mit den Pfoten, Hufen oder Flügeln.
Manche meiner Seelengefährten haben Streifen und große Fangzähne; andere haben Rüssel, Flossen und ein breites Lächeln. Und wiederum andere haben keine Beine und spucken sogar tödliches Gift. Aber jedem das Seine, würde ich mal sagen.
Vielleicht haben Sie nicht Zugang zu wilden Tieren wie ich, aber ich wette, Sie haben zu Hause ein kleines wildes Wesen, und auch wenn Ihr Hund oder Ihre Katze nicht unbedingt ein Gorilla oder ein großer weißer Hai ist (obwohl ich ein paar Chihuahuas begegnet bin, die sich so aufführten, als wären sie wilde Bestien!), ist dieses Haustier trotzdem Ihre Verbindung zur realen Natur. Die Essenz der Wildnis steckt in jedem Gramm Ihrer Katze, Ihres Hundes, Frettchens oder Papageien, und mit Sicherheit in Ihrem Pferd. Wenn es jemanden in Ihrem Leben gibt, der mit glänzenden Augen zu Ihnen aufsieht, der darauf wartet, Sie mit pelzigen Küssen zu überhäufen, der immer zu einer Knuddelpause auf dem Sofa oder einem Spaziergang im Park bereit ist, der Sie mit einem glücklichen Schwanzwedeln begrüßt und der Ihnen beibringt, wie man völlig in der Gegenwart lebt und sich wieder ins Hier und Jetzt einklinkt - in den Augenblick, in dem wir wieder herausfinden, wie man vom Herzen und nicht vom Kopf her lebt -, dann wurde dieses Buch für dieses Tier geschrieben. Und für Sie. Wir sind da, um die Wildheit der Tiere zu erforschen und die wilde Seite in Ihnen wieder zum Leben zu erwecken.
Der Tempel der Lügen
Ich nehme Sie jetzt auf eine wilde Fahrt mit - also schnallen Sie sich gut an. Meine Einführung ins Innere der Korruption der Dritten Welt erfolgte durch eine Animal-Planet-Doku, die ich auf dem Flug von London nach Los Angeles sah. Es handelte sich um den ersten Teil von Tiger Temple aus dem Jahr 2004. Im Film wurde ein buddhistischer Mönch gezeigt, der einen riesigen Tiger streichelte, während nur wenige Meter vom Gesicht des Tigers entfernt kleine Beutetiere umherhuschten. Der Berichterstatter fragte den Mönch, der der höchste Abt war, wie er die Tiger davon abhielt, die Beutetiere anzugreifen. Dieser antwortete: „Ich bringe ihnen die Grundsätze der liebevollen Güte bei. Ich sage: ‚Ihr Tiger wärt ohne liebevolle Güte auch nicht hier!‘“
Das musste ich mir unbedingt näher ansehen. In der Doku wurden fast dreißig prächtige Tiger gezeigt, die von den Mönchen gerettet oder auf ihrer Türschwelle in Thailand abgesetzt worden waren. Sagte jedenfalls der Mönch. Wer würde so etwas schon hinterfragen? Schließlich kam es direkt aus dem Mund des obersten Abts eines buddhistischen Klosters. In der westlichen Welt, in der ich aufgewachsen bin, habe ich Hochachtung vor solchen Titeln gelernt. Ich war sofort von ihm verzaubert.
Wie in Trance sparte ich Geld zusammen, heuerte ein Kamerateam an und überredete einen Mann, den ich schon immer angehimmelt hatte, mich einen Monat lang im „Tigertempel“ zu begleiten. Dort wollte ich den Mönchen beim Spendensammeln helfen, damit sie ihre „Tigerinsel“ verwirklichen konnten - ein riesiges traumhaftes Naturschutzgehege, in dem die Tiger ihre eigenen paradiesischen Inseln hätten und in dem sich jeweils zwei Tiger eine private Insel teilen würden. Doch noch während meiner Vorfreude auf die Reise - die, wie ich hoffte, die Reise meines Lebens werden würde - wachte ich immer wieder von lauten SOS-Rufen der Tempeltiger in meiner Wohnung in Hollywood auf. Während ich mit der flehenden Bitte der gefangenen Tiger, „so schnell wie möglich herzukommen“, überhäuft wurde, konnte ich es noch weniger erwarten, den Mönchen zu helfen, größere Gehege für die Tiger zu bauen. Während die Tiger - erschöpft, unter Schmerzen leidend, verwirrt, wütend und ungeduldig - zu mir durchdrangen, wurde mir klar, dass diese Touristenattraktion eine tickende Bombe war. Wenn einer der Tiger durchdrehte und einen Mönch oder Touristen angriff, wäre das das Ende des Tigertempels und würde womöglich allen Buddhisten in Thailand Schande bringen.
Mittlerweile