Faszination Camino - Gesund werden und gesund bleiben auf dem Jakobsweg. Anna Malou
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Auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt.
(Laotse, chinesischer Philosoph)
Reiseverlauf:
1. Tag: 24.5.2012, Hamburg – Palma de Mallorca
Heute Morgen, am 25. Mai, weckt mich mein Reisewecker. Als ich in die Sonne blinzle, die durch die Jalousien scheint, muss ich mich erst sortieren. Richtig, ich bin in Palma de Mallorca, gestern angereist. Allerdings war mein eigentliches Ziel Lissabon und ich frage mich, wie das alles passieren konnte.
Der Abschied von zu Hause war auch dieses Mal wieder schwierig, alle Freunde, Kinder und andere mir lieben Mitmenschen wollen sich noch von mir verabschieden. So klingelt der letzte Besuch noch gegen 21.00 Uhr kurz vor der Abreise und wühlt in mir den latenten Abschiedsschmerz so richtig auf. Wiedersehen sagen tut weh – immer, und so schlafe ich spät ein, schlafe unruhig und fühle mich am nächsten Tag, meinem Reisetag, durchaus gestresst. Die letzten Tage zu Hause waren schwierig, zu viel gab es für eine derart lange Abwesenheit noch zu regeln.
Die Anreise mit dem Zug bis Hamburg verläuft zum Glück problemlos. Ich sitze im Zug und warte und träume, mein Blick gleitet auf die vielen gelben Rapsfelder, die immer noch in voller Blüte stehen und die Natur in ein zauberhaftes Licht voller Sonne tauchen. In Hamburg angekommen, bin ich voller Erwartung auf alles Kommende und nach dem selbsttätigen Einchecken kann ich mein Gepäck, Rucksack im Koffer, bereits aufgeben, gut zwei Stunden vor dem eigentlich geplanten Flug.
Ein wenig lebt die Angst in mir: Werde ich diese Reise wieder gesundheitlich unbeschadet überstehen? Nachdem ich auf meiner letzten Pilgerreise erhebliche Probleme mit meinen Knien hatte, hoffe ich, dass ich in diesem Jahr wieder ausreichend vortrainiert bin. Nun, ich werde sehen, was wird.
Nachdem ich also eingecheckt habe, warte ich entspannt auf meinen Flug, bin termingerecht am Terminal, jedoch – nichts passiert. Verspätung, Wartezeit: zwanzig Minuten, eine Stunde, Flug auf unbestimmte Zeit verschoben … Ich bin enttäuscht, verwirrt, denn so eine Situation hatte ich noch nicht. So heißt es weiterhin warten, warten, warten …
Nach einer guten Stunde kommt nicht nur das Flugzeug, sondern auch die Information: Die Crew muss ausgetauscht werden, da sie bereits zu lange im Dienst ist. Also, noch eine weitere Stunde Wartezeit. Und so starten wir dann endlich – mit gut zwei Stunden Verspätung – in einen Flug ins Ungewisse, denn keiner der „Umsteigepassagiere“ weiß, ob es die Anschlussflüge ab Palma noch geben wird. Ich ergebe mich meinem Schicksal, ändern kann ich auf jeden Fall nichts – und verschlafe fast den Start in Hamburg. Die drei Flugstunden sind im Nu vorbei und wir landen in Palma de Mallorca und haben noch immer keine Information, ob und wie es heute noch weitergeht. Und schließlich werden alle Umsteiger an der Gangway abgeholt und erhalten die niederschmetternde Nachricht, dass wir feststecken – heute gibt es keine Möglichkeit mehr, unseren Zielort zu erreichen.
Vielmehr, nachdem wir uns alle mit Reklamationsunterlagen versorgt haben, werden wir per Bus in ein Hotel in Palma gebracht, wo wir auf Kosten der Fluggesellschaft eine Nacht schlafen können und auch verpflegt werden sollen. Alle sind ein wenig sprachlos, was jedoch nicht bedeutet, dass nicht alle aufgeregt durcheinander reden. Diesen Tagesabschluss hätte ich so nicht erwartet und ich fühle mich furchtbar enttäuscht, dass ich heute nicht mehr meinen Zielort erreichen und demnach meine Reise wie geplant beginnen kann.
Als ich schließlich gegen 17 Uhr mein Hotelzimmer beziehe, bin ich jedoch mit meinem Schicksal fast wieder ausgesöhnt: Das Hotel und mein Zimmer sind sehr schön und komfortabel, eben vier Sterne, und ich habe den Rest eines freien Tages vor mir, denn der Bus zum Flughafen holt uns erst am kommenden Tag um 12 Uhr zum Weiterflug ab.
Nach kurzer Zeit habe ich mich in meinem Zimmer notdürftig eingerichtet, und nun gehe ich hinaus, um auf der Promenade entlang des Yachthafens spazieren zu gehen. Blauer Himmel und Sonnenschein mit sommerlicher Wärme umfängt mich und ich bin schlagartig mit meinem Schicksal ausgesöhnt. So etwas wie Urlaubsstimmung macht sich breit, als ich in die Altstadt weiterlaufe, die bereits von Weitem von der alten, ehrwürdigen und riesengroßen Kathedrale überragt wird. Ich staune und genieße und bin mir sofort wieder sicher, dass Gott es gut mit mir meint, indem er mir solch ein unverhofftes Geschenk gibt.
Als ich später beim Abendessen auch noch nette Gesellschaft für ein Gespräch habe – mit meinem Leidensgenossen, der in Lissabon seinen Arztkongress verpasst – ist die Welt für mich wieder völlig in Ordnung.
So schlafe ich traumlos und entspannt neuen Abenteuern und hoffentlich Lissabon entgegen.
2. Tag: 25.5.2012, Palma de Mallorca – Lissabon
Und nach dem Aufstehen nehme ich ein wundervolles Frühstück am Frühstücksbuffet ein, draußen in der heißen Sonne sitzend. Hier ist es Hochsommer und somit genieße ich auch den kommenden Spaziergang entlang des Wassers auf der Strandpromenade, bis ich dann zu 12 Uhr mit erneut gepackten Sachen auf den Bus zum Flughafen warte. Wieder warten, warten, warten, eineinhalb Stunden Verspätung, wieder ist unklar, ob und wann es weitergeht. Also warten, laufen, hoffen, warten, laufen, hoffen, bis schließlich zum Boarding aufgerufen wird. Erleichterung auf allen Gesichtern und auch auf meinem, aber, im Flugzeug sitzend, gibt es vorerst keine Starterlaubnis. Also, wieder warten! Unverständnis auf allen Gesichtern, bis endlich die Erklärung kommt: Auf dem Flughafen in Lissabon wird gestreikt, aber nicht dauerhaft, sondern immer wieder für kürzere Zeiträume. Schließlich, nach weiteren fünfunddreißig Minuten, geht es endlich los.
Ich sitze entspannt im Flugzeug und bin voller Erwartung, als ich endlich nach 18 Uhr wiederum mit fast drei Stunden Verspätung mit meinem Gepäck den Flughafen verlasse. Mit dem Taxi komme ich heute im Berufsverkehr und auf vollen Straßen ins Zentrum, fahre Richtung Rossio Bahnhof, weil ich mich hier auskenne, da ich dort bereits vor einigen Jahren war. Und hier habe ich Glück und bekomme in der Pension, die ich bereits kenne, ein Zimmer zu einem bezahlbaren Preis.
Am Abend kann ich heute nicht mehr viel beginnen, zu sehr bin ich von den beiden langen Reisetagen mitgenommen. So mache ich einen langen Spaziergang, gehe eine Kleinigkeit essen und habe Mühe, die vielen Erlebnisse bisher zu verarbeiten. Ich schlafe früh, träume viel und versuche, auf meiner Reise anzukommen und den Alltag hinter mir zu lassen.
3. Tag: 26.5.2012, Lissabon
Für meine Verhältnisse sehr früh werde ich wach, denn 6:30 Uhr ist nun wirklich keine Zeit, um auf meiner Reise in einer neuen Stadt am ersten freien Tag aufzuwachen. Jedoch, ich bin unruhig, neugierig, reiselustig und demnach stehe ich doch gleich auf. Als ich aus meinem Hotel trete, bin ich ein wenig enttäuscht, denn die Sonne scheint nicht, es ist zwar warm, aber der Himmel zeigt sich Wolken verhangen. Schade, aber vielleicht wird es noch …
Ich gehe durch die Straßen, um ein Frühstück zu finden, sitze draußen und lasse mich von einem Croissant und einem Kaffee verwöhnen. Um mich herum lebt eine Großstadt, geschäftiges Treiben allenthalben. Touristen laufen mit Stadtplänen in der Hand durch die Straßen, Geschäftsleute schreiten in Anzügen oder Hosenanzügen an den Geschäften vorbei, junge Leute im Schlabberlook, den Laptop unterm Arm, treffen sich in Gruppen, lärmen, lachen und sorgen dafür, dass um mich herum eine lockere und ungezwungene Stimmung vorherrscht.
Ich