Das Auge des Panthers. Katrin Ulbrich

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Das Auge des Panthers - Katrin Ulbrich

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zwei Jahren ungefähr.»

      Der Barmann pfiff leise durch die Zähne. «Zwei Jahre sind eine lange Zeit. Kein Wunder, dass das Mädel einen Schritt weitergehen will. Du wirst dich entscheiden müssen.»

      «Danke, du bist mir eine große Hilfe. Noch mehr Druck ist genau das, was mir gefehlt hat.»

      «Ich meine ja nur, dass du eine Wahl treffen solltest. Heirate sie, oder lass es. Tu, was immer du willst. Aber unternimm etwas. Es ist nicht anständig, sie am langen Arm verhungern zu lassen.»

      Katzmann seufzte. «Das weiß ich, aber es läuft gerade alles gut zwischen uns. Warum sollen wir das jetzt zerstören? Eine Ehe ist ein enormer Schritt. Immerhin bindet man sich für das ganze Leben. Das sollte man nicht überstürzen. Warum muss man überhaupt heiraten?»

      «Das darfst du mich nicht fragen. Ich war nie verheiratet und hab es auch nicht vor. Aber du solltest dir überlegen, warum deine Kleine dich unbedingt heiraten will.»

      «Sie möchte Kinder. Und … na ja … seit ihre Freundinnen eine nach der anderen heiraten, redet sie von nichts anderem mehr. Ich träume nachts schon davon, dass sie mich betäubt und vor den Altar zerrt!»

      «Verstehe … In so einem Fall hilft nur noch Alkohol. Möchtest du Whisky, Wodka oder lieber Rum?»

      Katzmann zuckte die Schultern. «Wieso ‹oder›?»

      «Ein echter Notfall also», konstatierte sein Freund und schüttete jeweils zwei Fingerbreit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit in zwei Gläser.

      Es blieb nicht bei diesen beiden. Bis in die Nacht hinein saßen sie zusammen. Sie sprachen über Frauen, spekulierten über die Politik und tüftelten Theorien darüber aus, was die beiden verhafteten Kleinganoven auf dem Gewissen hatten und was nicht.

      Als Katzmann am nächsten Morgen aufwachte, ging es ihm miserabel. Ihm brummte nicht nur der Schädel, in seinem Mund hatte sich auch ein bohrender Schmerz eingenistet. Ein Schluck Kaffee brachte ihm keine Erleichterung, sondern vergrößerte seine Pein nur noch. Es fühlte sich an, als würde jemand mit einem glühenden Span in seinem rechten Backenzahn herumwühlen. Damit kam er auf keinen Fall durch den Tag! Notgedrungen ließ er sich von seinem Freund einen Zahnarzt empfehlen. Dr. Febrich hatte seine Praxis ganz in der Nähe, Am Markt 17. Widerstrebend machte sich der Reporter auf den Weg.

      Er hatte Glück und kam gleich als Erster an die Reihe. Aber als sein Blick auf den Tretbohrer fiel, hätte er am liebsten gleich wieder kehrtgemacht. Das Gestell erinnerte entfernt an ein Spinnrad, verfügte über ein Fußpedal und ein sich drehendes Rad. Allerdings baumelte am Ende kein Faden, sondern ein funkelnder Bohrer, der aussah, als könnte man damit problemlos auch Ziegelwände durchbohren.

      «Setzen Sie sich!», ermunterte ihn der Mediziner. «Und jetzt machen Sie den Mund schön weit auf … Oh, ich sehe schon, wo das Problem ist. Sie haben da einen ziemlichen Krater. Lieber Himmel, sind Sie sicher, dass darin noch niemand verlorengegangen ist?»

      «Ah», machte Katzmann. Mehr brachte er mit seinem weitgeöffneten Mund nicht heraus.

      «Na schön, ich muss die Karies herausbohren, sonst wird es nur schlimmer. Wollen Sie die Behandlung mit Lachgas oder ohne?»

      «Ah …»

      «Also ohne. Ein gestandener Kerl wie Sie verträgt schon etwas, hab ich recht?» Damit griff der Zahnarzt zum Bohrer, stemmte sich ins Pedal und begann mit einer Prozedur, die dem Reporter den Schweiß auf die Stirn trieb.

      Er krallte die Hände in die Armstützen, während der Arzt den Bohrer immer tiefer trieb – scheinbar bis in seine Eingeweide hinein. Es knirschte und kreischte, bis ihm sein Schädel zu platzen drohte. Er sank immer tiefer in das Polster des Zahnarztstuhls und glaubte schon, die Marter würde immer so weitergehen. Doch da hatte es endlich ein Ende, und er bekam etwas in den Zahn geschmiert, das seltsam metallisch schmeckte.

      Wenig später richtete sich der Arzt auf und strahlte ihn an.

      «Nun, das war doch gar nicht so schlimm, oder?»

      «Ah», machte Katzmann schwach.

      Wenig später wankte er aus der Praxis, erleichtert, die Tortur hinter sich gebracht zu haben. In seiner rechten Wange pulsierte der Schmerz, und seine Knie waren butterweich.

      Plötzlich fiel sein Blick auf ein Plakat, das am Zaun gegenüber festgemacht war. Circus Rosario, stand da in großen bunten Lettern. Kommen Sie! Sehen Sie! Staunen Sie! Erleben Sie zwei Stunden, von denen Sie noch Ihren Enkeln erzählen werden!

      Ein Zirkus gastierte also in der Stadt. Genauer gesagt auf dem Jahrmarktsplatz an der Planitzstraße. Wo ist das noch gleich?, grübelte der Reporter. Ach ja, hinten bei den Kasernen am Zeisigwald. Das war ein Stück von hier entfernt, aber nicht aus der Welt.

      Vielleicht eine halbe Stunde zu Fuß. Und nach dieser schmerzhaften Prozedur wäre heute Abend ein wenig Entspannung genau das Richtige. Er beschloss, an diesem Abend den Zirkus aufzusuchen. Dabei ahnte er noch nicht, dass er dort vieles finden würde – nur keine Entspannung …

      «MISTWETTER!» Missmutig vergrub Max Wachtler die Fäuste in den Taschen seiner Lederjacke. «Ich frage mich wirklich, was wir hier machen.»

      «Wir schauen uns eine Vorstellung im Circus Rosario an.» Katzmann schob seinen Freund zwischen den Bankreihen hindurch zu zwei Logenplätzen. Er hatte die teuersten Karten gekauft, um sich für die Einladung nach Chemnitz zu bedanken. Allerdings war sein Freund alles andere als begeistert von der Aussicht, zwei Stunden im Zirkus zu verbringen.

      «Ich habe keinen Sinn für solchen Unsinn», moserte er.

      «Wann warst du denn das letzte Mal im Zirkus?»

      «Noch nie.»

      «Noch nie? Dann wird es aber höchste Zeit! Du weißt ja gar nicht, was dir entgeht. Es wird dir gefallen, versprochen. Oder machst du dir Sorgen um deine Bar?»

      «Nein, die ist in guten Händen. Ich habe meine Angestellten sorgfältig ausgesucht, die kommen auch mal einen Abend ohne mich klar. Allerdings wäre ich jetzt lieber mit dir im Wald.»

      «Ich auch, aber bei diesem Wetter können wir ohnehin nicht wandern gehen.»

      «Das ist auch wieder wahr.» Max fuhr sich durch die Haare, die ihm regennass am Kopf klebten.

      Gegen Abend war der Regen sogar noch stärker geworden. Im Innern des Zirkuszeltes spürte man jedoch nichts davon. Es war angenehm warm und trocken, und es roch nach Sägespänen, Leder, Schmieröl und einem Hauch Dung.

      Allmählich füllten sich die Reihen. Zuschauer unterhielten sich, knabberten kandierte Äpfel und reckten die Hälse, um einen Blick auf die Artisten zu erhaschen, wenn der Vorhang am Rand der Manege ein wenig zur Seite geweht wurde.

      Vor dem Eingang hatte man Bretter ausgelegt und Sägespäne verstreut, um den Zuschauern einen sicheren Tritt zu gewährleisten. Der Jahrmarktsplatz war nach dem Regen verschlammt. Wer von einem der Bretter abrutschte, drohte bis zum Knie im Schlamm zu versinken.

      Der Circus Rosario lockte Groß und Klein in sein Zelt. Schon bald waren die Bankreihen voll besetzt, und im hinteren Teil mussten sogar einige Zuschauer stehen.

      Ein

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