Indianertod. Rainer Buck

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Indianertod - Rainer Buck

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die Polizei allerdings wegen des Mörders im Dunkeln tappt …“

      „Das Ensemble wird nun der Reihe nach verhört. Man dachte ja zunächst, dass einer der Komparsen mit einer echten Waffe hantiert hätte.“

      „Hatte Ilic denn Feinde?“

      „Nicht, dass ich wüsste.“

      „Wie gesagt, Herr Wiesenloh. Solange nicht feststeht, was hinter dem Mord steckt, werden wir schwerlich mit den Spielen weitermachen können, doch ich will Ihnen zumindest gestatten, die Fühler nach einem Winnetou-Ersatz auszustrecken.“

      „Danke, Herr Bürgermeister. Ich denke, es wäre ganz im Sinne Branco Ilics, wenn wir …“

      „Genau das erwarte ich von Ihnen zu hören, wenn wir vor die Presse treten und erklären, dass es im Theater am Krähberg weitergeht. Wir werden das für Branco tun.“ Der Bürgermeister lächelte.

      Beide Männer standen auf und reichten sich die Hand. Wiesenloh verließ das Amtszimmer des Bürgermeisters hochzufrieden.

      Manuel Wolff registrierte freudig, dass Lisa Felden ihn wie einen guten Bekannten begrüßte. Jana war eine Spur förmlicher. Allerdings nahm sie ohne Zögern seinen Vorschlag an, sich doch ebenfalls zu duzen.

      Manuel wurde ins Janas Wohnzimmer geführt. Die Einrichtung war einfach und zweckmäßig. Erfreut stellte er fest, dass Jana offensichtlich zu den Menschen gehörte, die viel lasen, denn eines der Möbelstücke war ein Bücherschrank, der hauptsächlich mit Paperbacks gefüllt war. Er nahm auf der Couch Platz. Lisa fuhr mit ihrem Rolli an den Rand des gläsernen Wohnzimmertischs. Jana füllte die bereitgestellten Gläser mit Mineralwasser und ließ sich dann in einen Sessel fallen. Manuels Blick richtete sich abwechselnd auf Lisa und Jana, erwartungsvoll gespannt, was sie ihm zu erzählen hatten. Unwillkürlich verglich er die beiden Schwestern. Er stellte fest, dass er ihre Gesichter heute wohl nicht mehr verwechseln würde. In Lisas Miene war ein besonderer Zug, der sie ihm näher, vertrauter und liebenswürdiger erscheinen ließ als ihre Schwester. Jana war ihm deshalb allerdings noch lange nicht unsympathisch.

      Lisa und Jana tauschten ebenfalls Blicke, ehe Lisa schließlich das Wort ergriff: „Schön, dass du gekommen bist, Manuel. Eigentlich ist das, was Jana zu sagen hat, für die Polizei bestimmt. Das sieht sie inzwischen genauso, aber es ist vielleicht ganz gut, es vorher mit jemandem zu besprechen, der die Sache etwas von außen sieht und zu dem wir Vertrauen haben können.“

      „Ich fühle mich geehrt. Wegen des Vertrauens.“

      Lisas Lächeln ließ Manuel leicht erröten. Versonnen verharrte er einen Moment. Dann wandte er sich an Jana:

      „Vielleicht bin ich ja tatsächlich ein passabler Zuhörer. Deine Schwester hat dir vermutlich von meinem Hauptberuf erzählt.“

      Jana nickte und sagte grinsend: „Ich hoffe, du nimmst auch Menschen die Beichte ab, die aus der Kirche ausgetreten sind.“

      „Gibt es denn was zu beichten?“

      Die Gefragte wurde ernst: „Ich denke, dass ich der Polizei einen Hinweis zu geben habe, was die Mordsache betrifft. Doch ich hab gleichzeitig Angst, ich könnte damit eine falsche Fährte legen.“

      Jana berichtete von den verstörenden Telefonanrufen, durch die sie immer wieder belästigt worden war.

      „Hat der Anrufer explizit Drohungen gegenüber Branco Ilic ausgestoßen?“, fragte Manuel.

      „Es sind einige Bemerkungen gefallen, die ich jetzt eindeutig so interpretieren würde. Allerdings hätte ich sie normalerweise nicht so wörtlich genommen.“

      „Der Anrufer ist dir vermutlich nicht bekannt?“

      „Hm.“ Jana runzelte die Stirn. „Das ist es gerade, was die Sache für mich etwas schwierig macht.“

      Manuel war überrascht. Er fixierte Jana mit seinen Augen.

      „Du kennst ihn sogar?“

      „Ich kenne seinen Namen nicht. Aber wenn ich die Sache der Polizei melde, wird sie ihn ohne Probleme ausfindig machen können. Der Typ gehört zu den Komparsen, hat aber bei den ersten beiden Aufführungen nicht mitgewirkt.“

      „Du glaubst aber, dass er nicht wirklich der Mörder ist. Warum?“

      Jana schwieg längere Zeit. Sie schien mit sich zu ringen.

      Vielleicht war sie sich nicht sicher, wie weit sie sich Manuel gegenüber öffnen konnte. Lisa ermutigte ihre Schwester: „Komm schon, Schwesterherz. Ich hab dir doch nicht umsonst vorgeschlagen, Manuel einzuweihen.“

      Jana schüttelte den Kopf. „Es sind doch völlig haltlose Spekulationen. Je mehr ich darüber nachdenke, desto größer werden meine Zweifel, ob ich mich nicht sogar völlig getäuscht habe.“

      „Liebes. Erzähl doch einfach Manuel die Geschichte. Auch von den Hintergründen. Wenn er meint, dass es besser ist, mit der Sache nicht zur Polizei zu gehen, dann mag es so sein.“

      „Moment“, mischte sich Manuel ein. „Was ich bisher erfahren habe, diese Sache mit dem Anrufer, sollte die Polizei unbedingt wissen. Es ist deren Sache, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und herauszufinden, ob der Kerl ein harmloser Spinner ist oder nicht. Wobei für mich keiner harmlos ist, der telefonisch Frauen belästigt.“

      Manuel ertappte sich dabei, für die letzte Bemerkung einen dankbaren Blick von Lisa erheischen zu wollen, doch deren Aufmerksamkeit war auf Jana gerichtet. Diese seufzte tief, ehe sie entgegnete:

      „Es geht weniger um diesen Anrufer. Der ist ja tatsächlich selbst schuld, wenn er durch meine Aussage in die Sache hineingerät. Aber der andere … wenn er erfährt, dass ich ihn da reinziehe.“

      „Der Andere?“ Manuel wurde hellhörig, doch Jana verstummte.

      Lisa redete ihrer Schwester nochmals zu und versicherte, dass Manuel von Berufs wegen auf Vertraulichkeit geeicht sei.

      Sei es, dass Jana daraufhin wirklich Vertrauen fasste, oder aber, dass sie nicht mehr wirklich zurückkonnte, jedenfalls erfuhr Manuel nun Dinge, die ihm in der folgenden Nacht einige schlaflose Stunden bereiten sollten.

      Als Robert Falke ihn gestern am späten Abend angerufen hatte, hatte sich für Manuel zunächst alles richtig angefühlt, was er Jana geraten hatte. Manuel erfuhr, dass die Polizei nach Janas Hinweis noch am selben Tag Peter Becker als den Stalker identifiziert und unter dringendem Tatverdacht verhaftet hatte. Dennoch ließ ihn nicht los, was Jana ihm sonst noch anvertraut hatte. Lisa war es offensichtlich wichtig gewesen, dass er davon erfuhr. Hätte sie den Verdacht ihrer Schwester für ein bloßes Hirngespinst gehalten, würde sie Jana nicht dazu überredet haben, die Angelegenheit vor einem Dritten auszusprechen. Lisa hatte erst nach längerem Zögern Manuels Vorschlag zugestimmt, der Polizei gegenüber vorerst nichts von dem weiteren Verdacht zu erwähnen. Trotzdem war die Sache damit nicht vom Tisch. Es wäre einfacher für ihn gewesen, hätte er Robert einweihen können. Dieser war Kriminalist und zugleich ein kühler Kopf.

      Am Dienstagmittag rief Robert bei ihm an und berichtete, Becker sei offensichtlich geständig. Nur einige Details des Tathergangs wären noch offen. Wie es schien, war der Mord

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