Pünktlich wie die deutsche Bahn?. Johann-Günther König

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Pünktlich wie die deutsche Bahn? - Johann-Günther König

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Hinter der Fürther Kreuzung erschien der Zugmeister in eigener Person mit dem tröstlichen Ausspruche, daß er von einer nochmaligen Zahlung absehen wolle, ersuchte aber den Reisenden, sich künftig den richtigen Zug auszusuchen, damit nicht er selbst, sowie auch die Beamten in Verlegenheit kämen. […]

      Endlich – ›Neustadt!‹ – ein kleiner unbedeutender Bahnhof, heute mit einer großen bedeutenden Menschenmenge – und welch’ verschiedenartiges Leben: vor der Restauration sah man ein gewaltiges Bierfaß, grün bekränzt, und daneben hohe, kräftige Gestalten jubelnd und singend; die meisten waren gekleidet in graue und blaue saubere Tuchjacken, hatten breiträndrige, steife, schwarze Filzhüte auf dem Kopfe und an den Füßen hohe Wasserstiefeln, die ihnen bis über die Mitte der Schenkel reichten […]. ›Vorwärts Ihr Mannen!‹ rief eine weithin schallende Stimme, ›da ist der Zug‹; worauf ein paar Andere antworteten: ›Nur Geduld, die werden schon warten, bis wir unser Bier ausgetrunken haben – da bringt einmal dem Zugmeister das Maßkrugl.‹ […]

      Da der Zug dieses Mal keine Verspätung hatte, auch das Bier vortrefflich war, so beeilte sich der kommandirende Beamte nicht mit der Abfahrt, und erst als die singende Schuljugend, einer Unmasse schwarzer Herren, die den Wagen entstiegen waren, voranschreitend, hinter dem Bahnhofgebäude verschwunden war, gab die Glocke das zweite Zeichen.

      Herr Schmauder hatte sich in eine Ecke gedrückt und sah nun mit Besorgnis, wie die riesenhaften Gestalten mit den hohen Stiefeln jubelnd und jauchzend förmlich den Wagen stürmten; ihrer Acht hatten im Augenblick das Coupé eingenommen, in welchem er sich bereits befand und wo er von dem zuerst Eingetretenen mit einem fast erstaunten Blicke entdeckt worden war. Der scheint das Aussteigen vergessen zu haben‹, rief der Flößer, wobei indessen ein gutmüthiges Lachen das Derbe in diesem Anrufe ein wenig milderte. […] Wir brauchen kaum zu sagen, daß sich Herr Schmauder schon bereitwillig erhoben hatte und nun dankend seinen Nachtsack ergriff und dem Wagen enteilte. […] Da stand er auf dem Bahnhofe von Neustadt, so unbeweglich, so vollkommen ergeben und dabei so überdrüssig alles Reisens, daß er es nicht einmal vermochte, den Schaffner um einen anderen Platz zu ersuchen, und doch wurde schon das dritte Zeichen laut und vernehmlich gegeben, während vom Städtchen her harmonisch die Glocken läuteten.

      ›Ihr werdet auch froh sein, von dem Gelärme wegzukommen‹, hörte er eine angenehm klingende Stimme neben sich sagen und sah, als er sich umschaute, einen älteren Mann in wohlhabender Bauerntracht […]. ›Ich glaube, Ihr habt Recht‹, antwortete unser Reisender kleinlaut, ›zudem habe ich in Würzburg auch durchaus nichts verloren‹.

      ›Ah, Ihr reist also zu Eurem Vergnügen?‹

      ›Ja, ich hab’s erfahren und genossen, dieses Vergnügen‹, seufzte Herr Schmauder.«55

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