Coaching. Sonja Becker

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Coaching - Sonja Becker

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die „Tour de L’amour“ nennen. Aber Leidenschaft ist ein guter gemeinsamer Nenner für die zweithöchste Energieform in einer Mannschaft – weil sich dann alle gemeinsam für eine Sache einsetzen. Das allerhöchste ist das, was beim Fußball vielleicht alle zehn Jahre mal passiert: Dass die Spieler alle so im „flow“ miteinander sind, dass sie auch mit verbundenen Augen spielen könnten wie Otto Rehhagels griechische Nationalmannschaft. Nennen wir es Magie... einer für alle, alle für einen. Ganz unten folgen jede Menge negativer Energieformen: Verwirrung, Frustration, Verweigerung, Neid, Schuldzuweisung, Intrigen – alles eine Frage, wie ein Team aufgestellt ist. Wann immer zwei Mannschaften auflaufen, treten zwei verschiedene Mentalitäten gegeneinander an. Wer die Stadien analysiert, in dem sich ein Team befindet (nein, nicht die Fußballstadien!), wer das Mienenspiel, die Reden, Gesten und das Verhalten der Spieler untereinander verfolgt, befindet sich in einem spannenden Spiel. Gewinnen wird in der Regel immer jene Mannschaft, die sich besser aufgestellt hat, optimaler nach innen funktioniert. Beim Fußball zum Beispiel kann man in jeder Saison alle Schattierungen des Teams und seiner Trainer beobachten. Sport sympathisiert: Man sieht Menschen siegen und scheitern, man sieht Hoffnung, Verzweiflung, Siegeswillen, jede menschliche Emotion in den Gesichtern der Athleten. Man befindet sich in einem Theater des Lebens (vielleicht nicht umsonst ist Otto Rehhagel ein alter Freund des Theaterintendanten Jürgen Flimm) – und das Beste daran: Man kann auch noch selber spielen, wenn auch im begrenzten Rahmen. Wir hängen nicht nur wegen der Leistungen, der Siege und der Punkte an sportlichen Ereignissen, sondern auch, weil wir dort jede mentale Verfassung und Veränderung vorfinden und verfolgen können. Wie die Mannschaft spielt, und warum sie so gut, mittelmäßig oder schlecht spielt, ist der Grund, warum sich Millionen von Menschen das ganze Jahr über und auch außerhalb der 34 Spieltage einer Bundesligasaison mit einer Sportart beschäftigen, von der nur Ignoranten sagen, es „laufen doch nur 22 Menschen einem Ball hinterher“. Im Fußball, im Sport, im Business gibt es jede Art von Team: Mannschaften, die sich verabreden, solange schlecht zu spielen, bis ihr Coach gefeuert wird, bis zu Mannschaften, die ihr Letztes geben, um ihrem Coach die Ehre zu erweisen.

      •Ein schlechtes Team beschließt, gegen seinen Trainer zu spielen.

      •Ein mittelmäßiges Team sagt sich: „Heute zeigen wir dem Trainer, was wir drauf haben!“

      •Ein Siegerteam verspricht sich gegenseitig: „Wir wollen unseren Coach nicht enttäuschen!“

      Der Erfolg liegt nicht an der Mannschaft und nicht am Trainer – sondern dazwischen: im „team spirit“. Die Aufgabe des Coaches kann man auf eine Formel bringen, die wiederum für Sport und Business passt: „helping people reach their goals“.

      Das moderne Spiel: Business-Coaching

      DAS MODERNE SPIEL: BUSINESS-COACHING

      Coaching heißt, Menschen zu helfen, ihre Ziele zu erreichen. Die Menschen erreichen ihre Ziele durch Teams. Ein Team besteht nicht nur aus einer Handvoll Leuten, sondern auch ihrem Teamgeist. Ziele zu erreichen, bedeutet, den Fokus dieser Ziele ins Team zu legen und den Output dieser Aktivität zu messen. Im Business-Coaching hat dieser Output ein spezielles, nämlich Maß – Geld. Aber Geld ist nur sekundär im Vergleich zum „team spirit“. Auch der Teamgeist lässt sich messen: In Popularität. Warum gibt es Stadien mit 60.000 Zuschauern und Übertragungen für Abermillionen Zuschauer, obwohl nur die allerwenigsten Menschen so schnell, geschickt, erfolgreich werden können wie die da unten auf dem Platz? Weil viel Geschehnisse auf dem Platz nach gleichen Regeln und Mustern verlaufen wie im Alltag und weil man die Möglichkeit hat, die Regeln zu diskutieren. Wann immer etwas passiert, was nicht ganz der Regel entspricht, drehen sich sofort alle Kameras dorthin, richten sich alle Augenpaare auf dieses Ereignis, gellen tausende von Pfiffe durch das Stadion. Jeder ist dabei, wenn die Regeln aufgestellt werden. Nichts bleibt verborgen. Sport ist wie Business: Jeder kann zuschauen. Willkommen im Medienzeitalter.

      Bisher hat Business nicht unter Spielregeln funktioniert, sondern mit den Regeln des Kriegs. Unter den Augen der Medien ändert sich diese Perspektive drastisch. Als Michail Gorbatschow seinen amerikanischen Amtskollegen Ronald Reagan in New York City traf, um eine neue Ära des Weltfriedens einzuleiten, war dies nicht deren eigene Entscheidung. Sie hatten keine andere Wahl. Die Bewohner dieser Erde, die das Wettrüsten satt hatten und den Kalten Krieg beenden wollten, zwangen sie dazu. In einem Gespräch mit seinem früheren Rivalen Bob Dole stellte Bill Clinton fest, dass es vor laufenden Kameras, Presse und Öffentlichkeit kein Entkommen mehr gibt. Watergate war nur der Beginn einer neuen Ära, in der sich die Politik nicht mehr hinter verschlossenen Türen, Kulissen und vorgehaltenen Händen abspielen kann. Der Kongress, sagen beide, ist weit aufrichtiger als noch zu ihren Zeiten, weil das ganze Spiel von Kameras verfolgt wird und jeder alles verfolgen kann. Der Bürger ist Zuschauer, ist Zeuge der Szenerie, in der die Regeln ständig ausgelegt und neu definiert werden. Und da kann keiner mehr mogeln.

      Dabei war der kleine Beschiss das zweite Standbein der politischen Berater, der Unternehmensberater, und vieler anderer jener Berufsgruppen, die sich heimlich, schnell und leise wieder zurückziehen können. Doch inzwischen zerrt die Öffentlichkeit sie gnadenlos ins Rampenlicht. Jeder in Amerika weiß, dass PriceWaterhouseCooper die Regierung und seine Kunden gefoppt hat. Jeder weiß, dass Doping im Sport kein Zufall mehr ist. Aber immer weniger kleine und große Betrügereien können unter der Decke versteckt werden. Als die Wirtschaft noch nach den Regeln des Kriegs gespielt wurde, hatte sie nicht die Aufmerksamkeit von Kameras und Medien. Man konnte sich sehr gut verstecken. Aber nun entwickelt sich Business wie ein Spiel. In einem Spiel kann man nicht lügen. In einem Spiel muss man mit guter Leistung gewinnen. In einem Spiel sind die Spieler das wichtigste Potenzial – wie auch im modernen Business. Sie sind nicht länger ein Kostenfaktor, sondern der wichtigste Aktivposten im Spiel des Erfolgs. Mit sichtbarer Leistung.

      Unsere moderne Ökonomie ist eine Service-Ökonomie. In den Vereinigten Staaten wird bereits mehr als die Hälfte aller Umätze in Servicebereichen gemacht. Diese Entwicklung, die der „Servicewüste Deutschland“ noch blüht, wird sich dadurch von der alten Ökonomie unterscheiden, dass nur noch Höchstleistung honoriert wird. Die Gewinner werden diejenigen sein, deren Teams von Enthusiasmus getragen werden, weil sie die höchste Energie entwickeln und die beste Leistung bringen. Das ist auf dem Spielfeld nichts anderes als auf jedem Geschäftsfeld. Früher war das anders. Da brauchte man nichts als seinen Job erledigen, und wurde dafür bezahlt. Deutschland steht durch seine Reformen wie Hartz IV auf der Schwelle zu einer neuen Epoche, in der die „Bürger“ ihre Verantwortung selbst tragen. Der Soziologe Wolfgang Sofsky beschönigt nichts: „Keiner wagt offen zu sagen, was der Fall ist: dass der deutsche Wohlfahrtsstaat vor dem Ende steht und künftig jeder selbst sehen muss, wo er bleibt.“ (Die Welt v. 25.08.2004. Arbeitslosigkeit stellt aus finanziellen Gründen keinen Reiz mehr da. Die soziale Hängematte ist gekappt. Immer mehr Menschen werden sich selbständig machen und haben damit die Chance, wesentlich erfolgreicher zu werden. Keine Frage: Wir stehen an dem Übergang von einer Angestellten- zu einer Unternehmerkultur. Dadurch ist der einzelne fast gezwungen, zu tun, was man schon immer tun wollte. Coaching ist das Mittel, um aus der Servicewüste in die Service-Oasen zu gelangen. Coaching bedeutet zunächst, Neugier auf seine eigenen Ziele zu erzeugen.

      Seine Individualität zu nutzen, kann sehr fruchtbar sein. „Der eigenen Neugier folgen“, gibt das deutsche Top-Model Heidi Klum als ihr Erfolgsrezept an.

      Modernes Business-Coaching entwickelt sich aus dem Spiel. Es ist das Resultat aus einer Entwicklung, in der sich die Unternehmen immer mehr auf die Öffentlichkeit einlassen müssen. Die Regeln liegen nun offen dar. Kleinstunternehmer haben eine Riesenchance, mit einem hervorragenden Team ganz groß herauszukommen. Große Unternehmen werden durch ihre eigenen Strategien unterhöhlt, werden berechenbar, brechen unter dem Druck ihres Publikums zusammen, definieren die Regeln neu und werden sich wie Phönix wieder aus der Asche erheben. Coache werden diese Veränderungen herbeiführen. Business Leaders werden Berühmtheiten. Das Spiel ist eröffnet.

      Der

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