Geheimnisvoller Da Vinci Code in Wien. Gabriele Lukacs
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Diese Annahme steht im Gegensatz zum kirchlichen Dogma, wonach Maria Magdalena nur eine Jüngerin Jesu war. Die katholische Kirche versuche – laut Dan Brown – fieberhaft, dieses Geheimnis zu verschleiern und nur wenige Eingeweihte, unter anderem Leonardo da Vinci, hätten davon gewusst.
Diese Aussage zum Maria-Magdalena-Mythos und dem Gral ist nicht neu, sie stammt auch nicht von Dan Brown. Er verpackte in seine Romane jahrhundertealte Überlieferungen, die in ähnlicher Weise bereits 1984 von den englischen Autoren Lincoln, Baigent, Leigh in ihrem Buch „Das heilige Blut und der heilige Gral“ publiziert wurden. Die englischen Autoren stützen sich wiederum auf ältere Quellen, die von den Katharern und Bogomilen, christlichen Sekten aus dem 10.–15. Jahrhundert, stammen. Sie verfolgten die Spur zurück bis zu den Merowingern, dem ersten Königsgeschlecht der Franken aus dem 5. Jahrhundert, die von sich eine göttliche Abstammung behaupteten. Die mündliche und schriftliche Überlieferung all dieser Behauptungen ist bereits zum Mythos geworden und kulminierte in Dan Browns Bestseller „The Da Vinci Code“. Der US-Autor wurde sogar wegen Plagiats geklagt, weil er aus diesem Werk abgeschrieben habe. Kürzlich wurde er freigesprochen und die Gegner zu 4,5 Millionen Euro Strafe verurteilt. Im Freispruch hat der Richter eine Botschaft verschlüsselt …
Des Richters doppelter Da Vinci Code
Der Wiener Zeitungsredakteur Dr. Herbert Kaspar veröffentlichte in der „Wiener Zeitung“ einen humorigen Artikel anlässlich der Filmpremiere von „The Da Vinci Code“. Just am 20.06.2006 – als ob auch er einen Code in seinem Bericht verstecken wollte.
In Wien, schreibt er, habe es einen bekannten Rechtsanwalt gegeben, der seine Eingaben bei Gericht in Versform zu verfassen pflegte. Witzige Richter hätten dann in Reimen geantwortet.
In Großbritannien, im Land der schrulligen Käuze, hat sich eine ähnliche Episode ereignet. Jener Richter, der das Verfahren im Plagiatsprozess gegen Dan Brown führte, hat zum Gaudium der versammelten Presse, die des Richterspruchs gespannt harrte, einen Code im Urteil eingebaut – getreu dem Gegenstand des Verfahrens, dem „Da Vinci Code“.
Der angesehene 54-jährige High Court Judge Sir Peter Smith fällte das Urteil zu Gunsten von Dan Brown mit der Begründung, das Thema wäre schon früher vielfach behandelt worden, und sprach ihn vom Plagiat frei. In seiner Urteilsbegründung versteckte der Richter selber einen Code, den die Presse sehr bald knackte und darüber berichtete.
Es war aufgefallen, dass sich auf den ersten 13 Seiten der Urteilsbegründung im Text verstreut Kursiv-Buchstaben fanden. Die Aneinanderreihung der Buchstaben ergab eine zunächst unverständliche Textmasse, die dann durch Anwendung der „Fibonacci-Folge“ – die wiederum im „Da Vinci Code“ eine wichtige Rolle spielt – gelöst werden konnte.
Die entschlüsselte Botschaft war folgende: „Smithy Code: Jackie Fisher, who are you? Dreadnought“.
Damit spielte der schrullige Richter auf sein Hobby, die britische Militärgeschichte, an. Jackie Fisher ist der nach Horatio Nelson bekannteste Admiral der britischen Marinegeschichte. Er rüstete die Royal Navy im Ersten Weltkrieg auf und revolutionierte den Seekrieg mit den „dreadnoughts“ genannten Schlachtschiffen.
Weil der Prozesstag mit einem Jahrestag der Marinegeschichte zusammenfiel und der Richter sein Idol ehren wollte, versteckte er die Botschaft von den „dreadnoughts“ im Gerichtsurteil.
In einem Interview betonte er: „Ich habe niemals angenommen, dass es jemand bemerken würde. Ich habe die Geschichte zu meinem eigenen Vergnügen erfunden und die Lösung hat nichts mit dem Fall zu tun.“ Die ganze Sache hatte nur 40 Minuten seiner Zeit in Anspruch genommen.
Wie wär’s mit Wien, Dan Brown?
Wäre Wien – nach Paris und Rom – nicht die perfekte Stadt für einen weiteren Thriller über den Gral, die Templer und andere Geheimbünde? Wäre Wien nicht wie geschaffen dafür, in alten Katakomben unter dem Stephansdom nach den Templern oder in den verschlossenen Archiven der Habsburger nach der Blutlinie zu suchen?
Es ließe sich eine packende Story über die Wiener Rosenkreuzer, Alchemisten und Illuminaten inszenieren. Pyramidengräber, Obelisken, Engel und Dämonen – das gibt es alles auch in Wien. Und welche Stadt, außer Valencia, kann mit einem „echten“ Gral aufwarten? Oder mit den „wahren“ Nachfahren der Merowinger?
In der Wiener Minoritenkirche befindet sich eine 200 Jahre alte originalgetreue Mosaik-Kopie des Abendmahl-Bildes, welche die Apostelszene farblich deutlicher darstellt als das Original selbst.
Maria Magdalena wurde in Wien mit ihr geweihten Kirchen, Klöstern und Festtagen immer besonders verehrt.
Die Blutlinie der Habsburger lässt sich bis zu den Merowingern zurückverfolgen, welche behaupteten, Nachkommen Christi zu sein.
Die Wiener Schatzkammer ist der Hort mehrerer als echt eingeschätzter Christi-Blut-Reliquien.
Der Heilige Gral wird hier aufbewahrt und verehrt.
Die Templer als Gralshüter hatten Besitzungen und Versammlungsräume in Wien.
Die Kathedrale Wiens, der Stephansdom, ist nach geheimer Bauhüttentradition errichtet.
Die Proportion des Goldenen Schnitts und das Pentagramm wurden, wie in Da Vincis Gemälden, auch in der Wiener Architektur der Romanik bis zum Barock angewendet.
Kaiser, Adel, Musiker und Literaten Wiens waren Mitglieder der Freimaurer, Rosenkreuzer und Illuminaten.
Orden und Geheimbünde zelebrieren ihre Initiationsriten bis zum heutigen Tag.
Opus Dei, eine kirchliche Laienorganisation, ist auch in Wien-St. Peter vertreten.
Begeben wir uns auf Spurensuche durch das geheimnisvolle Wien der Codes und Geheimzeichen. Verfolgen wir die Spuren der Geheimbünde, deren Rituale noch heute lebendig sind. Am Ende unseres „Pfades der Erleuchtung“ werden auch wir uns zu den „Eingeweihten“ zählen dürfen.
Nur wenige kennen die Bedeutung dieses Schatzes: Mosaikbild des „Letzten Abendmahls“ in der Minoritenkirche.
LEONARDO DA VINCI – RÄTSELHAFTES UNIVERSALGENIE
Leonardo wurde am 15. April 1452 in Vinci, einem Dorf 30 Kilometer westlich von Florenz, als unehelicher Sohn eines Notars geboren. Nach neuesten Forschungen, die im Jahr 2008 vom Da Vinci-Institut veröffentlicht wurden, waren Leonardos Eltern der 25-jährige Notar Piero da Vinci und mit hoher Wahrscheinlichkeit die getaufte, damals 22-jährige, arabische Sklavin Caterina, die bei Piero vorübergehend als Magd arbeitete.
Die Mutter heiratete wenig später einen Töpfereibesitzer aus Vinci und bekam fünf weitere Kinder. Der Vater Piero war insgesamt viermal verheiratet und hatte aus den letzten beiden