Sehnsucht nach dem Süden. Gerhard Dienes

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Sehnsucht nach dem Süden - Gerhard Dienes

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auszudrücken? Wohlgemerkt, nicht, um Leute mit Dummheiten zum Lachen zu bringen oder ein paar alte Geschichten aus seinem Heimatdorf zu erzählen …, sondern mit dem Ehrgeiz, anspruchsvollere, schwierigere Dinge zu sagen. Wenn jemand diese Idee gut umsetzt und andere, die denselben Dialekt sprechen, seinem Beispiel folgen und so allmählich eine Menge schriftliches Material zusammenkommt, dann wird dieser Dialekt zur ‚Sprache‘.“ Und Pasolini gibt uns eine Lektion Friulanisch.

       „Ich gehe das Vieh füttern und melken. Und du wirst mir helfen, sofort.“

       „I vai a governà e molzi. E tu ven a judami, e subit.”

       „Der Wille des Herrn geschehe!”

       „Ch’a si fedi la voluntàt dal Signòur.“

       „Lass mich in Ruhe.“

       „Va e tàs.“

       „Habt ihr schon zu Abend gegessen?“

       „Vèizu belzà senàt?“

      Aus: Pier Paolo Pasolini, I Turcs tal Friùl.

      Die Türken im Friaul (1944).

      Pasolinis Bemühungen waren von Erfolg gekrönt. Heute ist das Friulanische oder Furlanische als Minderheitensprache anerkannt.

      Friaul war die längste Zeit seiner Geschichte eine arme Region, ein Landstrich, der von den Mächtigen nicht wirklich geliebt wurde, ein Übergang vom mächtigen Norden in den Süden. Ein Land zwischen Kaiser und Papst, zwischen Apfel- und Zitronenblüte.

      Heute ist Friaul reich. Eine der reichsten Regionen Italiens. Die Ursprünge seiner Küche liegen aber, wie Christoph Wagner schreibt, in seiner „armen Vergangenheit“. Heute würde man die vielfältigen Einflüsse, die diese Küche geprägt haben, als „Multikulti“ bezeichnen. Die traditionellen Speisen werden aus Rüben, Sauerkraut, Bohnen, Reis, Mais und Kartoffeln zubereitet.

      Ein Beispiel dafür ist der Frico, die Antwort Friauls auf die Schweizer Rösti.

      Für dieses Erdäpfel-Käse-Gericht werden würfelig geschnittene Kartoffeln in der Pfanne zusammen mit einer Zwiebel in wenig Öl gebraten. Dann wird frischer Käse (höchstens einen Monat alt) untergemengt und gebraten, bis man auf beiden Seiten eine schöne Kruste bekommt. Üblicherweise wird der Frico mit Polenta serviert.

      Weil wir schon beim Käse sind: In Friaul gibt es zahlreiche köstliche Käsesorten, deren bekanntester Vertreter der Montasio ist. Diesen Käse, den man hier seit dem 13. Jahrhundert kennt, verdanken die Friulaner den Benediktinern der Abbazia di Moggio Udinese. Ihre Produktions- und Konservierungsmethode verbreitete sich in Karnien und der friulanisch-venetischen Ebene sehr rasch. Das Geheimnis der Benediktiner war die sanfte Technik der Milchverarbeitung und diese Art hat sich bis heute erhalten.

      Die meisten Käse werden nach den Orten ihrer Herkunft benannt. Es sind in erster Linie Kuhmilchkäse (Schafkäse sind eher selten) und sie haben üblicherweise einen hohen Fettanteil. In Scheiben geschnitten und unter die heiße Polenta gelegt (die mit Pilzen bedeckt sein kann), sodass der Käse leicht schmilzt, ergibt es ein köstliches, typisch friulanisches Gericht.

      Fleisch war meist den Festtagen vorbehalten. Hier spielt heute noch der „Fogolar“ eine wichtige Rolle. Eine Art Kamin, über dessen offenem Feuer Geflügel und Bratenstücke von Rind und Schwein zubereitet werden. Die Betreiber jener Lokale, die einen Fogolar besitzen und ihn auch noch benützen, sind jedenfalls überzeugt, dass dieser eine große Anziehungskraft auf die Gäste ausübt.

      Frico

       ZUTATEN

       für 4 Personen:

       400 g würziger Käse

       1 mittelgroße Zwiebel

       600 g geschälte, gekochte Kartoffeln

       ZUBEREITUNG

      Die gekochten Kartoffeln zerstampfen, den Käse in Stücke schneiden. Eine fein gehackte Zwiebel in Olivenöl anlaufen lassen. Den Käse und die zerstampften Kartoffeln dazugeben und verrühren. Bei mäßiger Hitze den Käse schmelzen lassen. Immer wieder verrühren. Wenn sich der Käse an der Unterseite zu bräunen beginnt, Temperatur reduzieren und durch Rütteln der Pfanne verhindern, dass sich die Unterseite des Frico anlegt. Wenn die untere Schichte fest geworden ist, den Frico mithilfe einer zweiten Pfanne wenden (wie einen Deckel draufgeben und dann umdrehen). Mit Polenta anrichten.

      Von Basiliken, Mosaiken und würdevollen Frauen

      Aquileia war um die Zeitenwende zu einer mächtigen Großstadt mit circa 100 000 Einwohnern angewachsen, die einem ganzen Kosmos an Göttern und Göttinnen huldigten.

      „Es begab sich aber zu der Zeit“ des Kaisers Augustus, dass ein Mensch namens Jesus als Sohn Gottes Begründer einer neuen Religion wurde. Es heißt, Petrus, der Felsen, auf dem die neue (römische) Kirche gebaut wurde, habe den Apostel Markus in die Provinz Venetia et Histria geschickt, um die Menschen dort zu christianisieren. Markus ging, verkündete das Evangelium und bekehrte viele, unter ihnen auch Hermagoras. Diesen nahm der Evangelist mit nach Rom. Dort beeindruckte Hermagoras Petrus dermaßen, dass dieser ihn zum Bischof von Aquileia erkor. Dort jedoch erlitt Hermagoras gemeinsam mit seinem Diakon Fortunatus das Martyrium.

      Im 14. Jahrhundert stiftete Betrand de Saint-Geniès, Patriarch von Aquileia, den beiden Märtyrern einen Sarkophag. Hinein aber kamen nicht die Gebeine der Heiligen, sondern der Patriarch selbst, nachdem er im Jahr 1350 einem Mordanschlag zum Opfer gefallen war. Der Sarkophag mit Szenen aus dem Leben der beiden Heiligen ist im Dommuseum von Udine ausgestellt.

      Hermagoras und Fortunatus waren nicht die Einzigen, die in Aquileia für den neuen Glauben starben. Der Sarkophag der Canziani in der Basilika von Aquileia zeigt uns gleich vier Märtyrer: Canzius, Canzianus, Canzianilla sowie Protos, ihren Lehrer. Als Christen verfolgt, verließen sie Rom, wurden aber in Aquileia festgenommen und in Aquae Gradate, dem heutigen San Canzian d‘Isonzo, hingerichtet.

      Das Christentum musste in den Untergrund gehen, gewann aber, je mehr es mit Rom bergab ging, an Bedeutung.

      In Aquileia hatte, noch bevor Kaiser Konstantin (272 – 337) im Jahr 313 das Toleranzpatent erließ, eine ansehnliche christliche Glaubensgemeinde bestanden. In keiner Stadt außer in Rom war das Christentum gegenwärtiger als in Aquileia, dessen Bischof bald zu den höchsten Würdenträgern der römischen Kirche zählte. Nachdem die Christen bislang in Privathäusern und/​oder in unterirdischen Sälen zusammengekommen

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