Caffe della Vita. Daniel Morawek
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»Wie geht es dir, Carla?«
»Es geht mir fantastisch«, log sie. Sie hielt es nicht für nötig, ihm Einblicke in ihr Gefühlsleben zu gewähren.
»Und dir? Wie geht es mit deinem Job?«, fragte sie ihn, obwohl sie wusste, dass er mittlerweile zum Erfolgsautor beim Cronaca Meridionale, einer konkurrierenden Tageszeitung, aufgestiegen war. Gelegentlich las sie einen seiner Artikel und hatte dabei alle Mühe, keinen Neid aufkeimen zu lassen. Er war ein intelligenter Bursche, sie hatte das nie angezweifelt.
»Ganz gut.«
»Schön«, erwiderte sie, ohne zu lügen.
Maurizio senkte den Kopf und schwieg für einen Moment, er schien über etwas nachzudenken. »Ich hatte dir ein Paket geschickt …«
Carla nahm einen langen Zug an der Zigarette und verzog ihren Mund, während sie den Rauch aus einem schmalen Spalt zwischen ihren Lippen blies. »Ich weiß, ich habe es dir doch selbst zurückgeschickt.«
Nachdem sie mit ihm Schluss gemacht hatte, hatte er ihr fast täglich Briefe geschickt, in denen er ihr sein aktuelles Befinden schilderte. Es schien klar, dass ihr Nein bei ihm noch nicht angekommen war. Nach zwei oder drei Wochen entschloss sie sich, seine Post nicht mehr anzunehmen, ihm auf die harte Tour beizubringen, dass er sich nichts von ihr erhoffen solle, da die freundschaftliche Variante nichts bewirkt hatte. Sie wollte ihn nicht verletzen, im Gegenteil – sie wollte ihn vor sich selbst schützen.
»Hattest du das Paket wenigstens geöffnet?«
»Nein.«
»Ich hatte dir mein Tagebuch geschickt … das mit den Einträgen aus der Zeit, als wir uns getroffen haben … mit dem Eintrag von dem Tag, an dem ich dich das erste Mal gesehen habe …«
»Du führst ein Tagebuch?«
»In Zeiten, in denen ich viel erlebe, in denen ich mein Gefühlsleben ordnen muss – ja. Dann auch mal wieder eine Weile gar nicht.«
Sie sah ihn an, die Zigarette zwischen ihre Fingerspitzen geklemmt, den Ellbogen auf den Tisch gestützt. Es war schwer für Maurizio, einzuschätzen, was sie gerade dachte.
Er war der erste Verehrer gewesen, der ihr regelmäßig geschrieben hatte. Eine Ironie war es schon, dass sie immer davon geträumt hatte, dass ein Mann ihr poetische Briefe schrieb, und als es dann tatsächlich geschah, da konnte sie diese nicht annehmen.
»Darf ich dich heute Abend zum Essen einladen? Es wäre doch schön, wenn wir uns mal wieder einfach so unterhalten könnten«, fragte er vorsichtig.
»Wir unterhalten uns doch gerade.«
»Ich weiß, aber …« Er stockte.
Carla nahm einen ausgedehnten Zug ihrer Zigarette.
Was soll schon passieren? Vielleicht komme ich auf andere Gedanken, auf jeden Fall besser, als den Abend allein in meiner Wohnung zu verbringen.
»Wenn du überhaupt noch mal mit mir ausgehen willst … nach alledem …«
Ein zaghaftes Lächeln entfaltete sich auf Maurizios Gesicht. »Um acht im La Pentolaccia?«, fragte er.
»Na gut. Ein einfaches Abendessen unter Freunden.«
Sie saßen noch eine Weile da, ohne viel zu reden. Dann verabschiedete sie sich, unter dem Vorwand, sie hätte noch etwas zu erledigen. Sie bummelte weitere drei Stunden durch die Stadt. Während sie eine unbelebte Seitenstraße durchschritt, beobachtete sie einen adrett gekleideten Anzugträger, nicht besonders alt und auch nicht besonders unansehnlich gebaut, der an einem Werbeplakat für eine Single-Börse stehen blieb. Der Slogan Finde die Liebe deines Lebens. Erfolg garantiert schien seine Aufmerksamkeit geweckt zu haben. Als er bemerkte, dass Carla zu ihm hinübersah, ging er, peinlich berührt, sofort weiter. Ein paar Meter weiter kam ihr ein Mann entgegen, der sie grundlos anschrie. Im Cassaro-Viertel schaute sie sich in ein oder zwei der zahllosen niedlichen Boutiquen um, allerdings, ohne etwas zu kaufen. Sie würde sparsam leben müssen, um den Rest des Monats zu überstehen. Was, wenn sie nicht in Kürze eine neue Arbeit finden würde? Sie hatte nie sonderlich gut verdient und hatte keine Ersparnisse. Wie sollte sie für ihre nächste Monatsmiete aufkommen?
Als sie die Straße entlangschlenderte, fiel ihr Blick auf ein Schild in einem der Schaufenster mit der Aufschrift Aushilfe gesucht. Sie blieb stehen und wurde nachdenklich. Ihr Vermieter war ein Mann, der das Geld liebte. Sie würde schnell auf der Straße landen, wenn sie ihn nicht rechtzeitig innerhalb der nächsten zwei Wochen bezahlte. Aber noch mal als Aushilfe anfangen? Dann hätte sie auch bei ihrem bisherigen Chef bleiben können.
Nein.
Eine Idee musste her. Wie könnte sie schnell an Geld kommen und dabei ihre Karriere vorantreiben? Sie lief weiter.
Das Essen in dem kleinen Restaurant war hervorragend, schon früher hatte sie dort gerne mit ihm gegessen. Ihre Gespräche bei Tisch waren belanglos, wenn auch recht unterhaltsam. Sie hatte befürchtet, er würde versuchen, ihr wieder seine Gefühle darzulegen. Stattdessen redeten sie über gemeinsame Bekannte aus der Verlagsbranche und lästerten ein bisschen über den ein oder anderen Journalisten, Fotografen oder Politiker. Für den Moment konnte Carla ihre Probleme vergessen.
Sie verließen das Lokal gegen halb elf und flanierten gemeinsam durch die Straßen der Altstadt.
»Soll ich dich nach Hause bringen?«, fragte Maurizio schließlich.
Carla sah auf die Uhr. Kurz nach elf. Sie erinnerte sich, dass Maurizio in unmittelbarer Nähe wohnte.
»Wenn du willst, können wir noch etwas zu dir gehen, der Abend ist noch jung …«
»Willst du noch etwas trinken?«
»Noch einen Martini.«
Maurizio ging in die Küche, um die Gläser nachzufüllen. Carla saß im Wohnzimmer auf der Couch. Als Maurizio zurückkam, brachte er die Flasche gleich mit, stellte die Gefäße auf den Couchtisch und setzte sich neben sie. Carla griff nach ihrem Glas und nahm einen großen Schluck.
»Soll ich dir von dem Artikel erzählen, an dem ich gerade schreibe? Ist eine ziemlich interessante Geschichte – auch wenn sie ein bisschen Boulevardcharakter hat. Ich muss deshalb auch noch dringend verreisen und …« Maurizio stockte.
Carla hatte sich behutsam mit ihrer Schulter an seine Brust geschmiegt. »Nimm mich in den Arm«, sagte sie leise. »Und lass uns bitte heute Abend nicht mehr über die Arbeit reden.«
Es war nicht ihre Absicht, ihm Hoffnungen zu machen. Vielleicht war es der Alkohol, vielleicht sein schüchternes Verhalten, bestimmt aber das Verlangen nach Tröstung und Beistand, das das Bedürfnis nach körperlicher Nähe in ihr hervorgerufen hatte.
Etwas zögerlich legte Maurizio seinen Arm um ihren Körper, sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Er griff zu seinem